Das Fukusa

Das Fukusa, ein seidenes Tuch unterschiedlicher Farbe und von standardisierter Größe wird heute dazu benutzt, die Teegeräte vor der eigentlichen Teezubereitung zu reinigen.
Autor beim Üben des Fukusa-Faltens
mit einer japanischen Studentin
männliches Fukusa: dunkel violett
weibl. Fukusa: rot
Die Farbe des Fukusa ist heute violett für Männer, Frauen tragen rote Fukusa. Erst in moderner Zeit kam ein leuchtendes Orange und noch später gemusterte Fukusa in einer zum Kimono passenden Farbe für junge Frauen hinzu. Das Fukusa wird zum Reinigen in ritualisierter Form gefaltet, die je Teezeremonie und nach Schule unterschiedlich ist. Wenn das Fukusa nicht benötigt wird, trägt es der Gastgeber in der vom Gast abgewendeten Seite im Gürtel oder legt es, je nach der Form der Teezubereitung, am Boden ab. Dass dies eine "moderne" Praxis ist, die in dieser Form erst in der Edo-Zeit üblich wurde, zeigt schon der Name Fukusa.
Der Name Fukusa
In den alten Texten gibt es noch keine einheitliche Bezeichnung für das Fukusa. Manchmal wird es als Fukusa bezeichnet, manchmal auch einfach als Cha-kin 茶巾, einfach Tee-Stoff. Ein Chakin ist heute ein kleines Stück hochwertigen weißen Leinens, das zum Reinigen der Teeschale benutzt wird. Es wird aus Nara-zarashi, sonnengebleichtem Stoff gefertigt, meist Leinen, der heute noch in Nara hergestellt wird.
Die Bezeichnung Chakin für das Fukusa lebt noch fort in einer Teezubereitungs - Form, einer Tenmae der Urasenke mit der Bezeichnung Wa-kin 和巾, bei der ein Kobukusa (altes Fukusa) und ein Shifuku (Brokatbeutel) aus japanischem, nicht aus China importiertem Stoff benutzt wird. Wakin steht für die Epoche der Umorientierung, als man begann, die völlige Orientierung nach China aufzugeben und japanische Dinge zu benutzen. Vorher wurden nur teure, aus China oder Korea importierte Stoffe benutzt, nun begann man, auch Stoffe aus japanischer Produktion, vorwiegend Seide, zu benutzen.

Fukusa wird im Japanischen unterschiedlich geschrieben. Die übliche Schreibung ist 帛紗 und bezeichnet ein kleines Tragetuch, ein kleines Furoshiki. Im Wikipedia heißt es zu Fukusa:

Fukusa, or gift covers, (帛紗 or 袱紗), are an obscure branch of the Japanese family of textiles. They are square or almost square pieces of lined fabric and range in size from about 9 inches on a side to 36 inches and were simply laid on top of a gift, not wrapped around it. Thus fukusa should not be confused with the unlined furoshiki, unlined rectangular cloths used to wrap and carry objects.

Beispiel eines Fukusa aus der späten Edo-Epoche (1868 - 1912)
Vorder- und Rückseite Maße: ca 48x53 cm
帛紗 - Fukusa ist demnach ein Tuch unterschiedlicher Größe zum Einhüllen oder Überdecken von Geschenken. Wörtlich ist es ein Tuch () aus feiner Gaze oder einem anderen dünnen Stoff ( ). Die andere Schreibweise 袱紗 bedeuted wörtlich 'Einpack-Seide'. Es ist im Namen kein Hinweis auf die Funktion des Reinigungstuches, wie das Fukusa heute im Teeweg benutzt wird.
Die dritte Schreibweise 服紗 bezeichnet wörtlich Kleidungs-Seide. Vermutlich wurde das Fukusa aus Resten von Kleidungs - Stoffen aus teuren importierten Seidenstoffen genäht. Heute verwendet man ähnliche Stoffe für das Ko-Bukusa 古帛紗, das 'alte Fukusa'. Erst Rikyu's Frau soll das erste Fukusa im heutigen Stil gefertigt haben.
Ursprüngliche Verwendung - das Kobukusa
唐物日月緞子
Karamono nichigetsu donsu
Kobukusa aus altem chinesischem Donsu mit dem Sternenhimmel und verschiedenen Sternbildern, z.b. Hase oder Hahn
Ursprünglich verwendete man Stücke aus importierter Seide in der donsu - Webart aus der man heute das Kobukusa (zusammengesetzt aus ko - alt und fukusa, in der Zusammensetzung gelesen als bukusa) herstellt. Die Größe des alten Fukusa richtete sich nach der Größe des vorhandenen Stoffes und war in etwa quadratisch. Man verwendete den Stoff in der vollen Breite der Webung, schnitt ihn in der Länge ab, so daß sich ein quadratisches Stück ergab und entfernte dann den Webrand rechts und links. Dadurch entstand ein Stoffstück, das nicht mehr ganz quadratisch war. Weil bei diesen Stoffstücken die Gefahr des Ausfransens besteht, faltete man für die besser gearbeiteten Fukusa ein längeres Stück Stoff zusammen und vernähte die Kanten ringsherum.
Diese Stoff - Stücke oder besser fast Stoff-Fetzen - verwendete man zum Reinigen der Teeschale oder der Chaire und verwahrte sie in der Brusttasche des Kimono, dem futokoro. Dieses Stück Stoff wurde nur ein einziges Mal benutzt, weil es nach dem Reinigen eventuell mit dem grünen Tee gefärbt war. Deshalb trug man für den Fall, dass man verschiedene Teesorten bereiten und servieren wollte, z.B. mehrere Sorten Koicha oder Koicha und anschließend Usucha, mehrere dieser Fukusa im Futokoro. Das benutze Fukusa verwahrte man ebenso wie die anderen nicht mehr zu verwendenden Sachen - Speisereste, benutztes Reinigunstuch für die Hände, benutztes Kaishi-Papier usw. im linken Ärnmel des Kimono. Vermutlich wurden die Fukusa so wie alle anderen benutzen Utensilien (Kaishi chakin etc.) weggeworfen.
Weil sich so allmählich eine ganze Sammlung von Dingen - mehrere Fukusa, Kaishi-Papier usw. in der Brusttasche des Kimono befand und es schwierig wurde, das richtige Fukusa zu finden und herauszunehmen, begann Rikyu, das Fukusa an der dem Gast abgewendeten Seite im Obi des Kimono aufzuhängen, so wie es heute noch üblich ist.
Fukusa als Tragetuch
Bei den Teegesellschafte zu Rikyū's Zeiten wurde der Matcha jeweils frisch gemahlen und möglichst luftdicht in einem speziellen Behälter verschlossen.
Karamono chaire Bunrin Form
Diese Behälter waren die noch heute üblichen chaire. Der Deckel der chaire ist aus Elfenbein und auf der Unterseite mit Papier beklebt, das dann mit Blattgold belegt wird. Durch das Papier schmiegt sich der Deckel luftdicht auf den Behälter, das Gold schütz vor einer chemischen Reaktion mit dem Tee. Die chaire wird in einen Stoffbeutel gegeben, den man auf der Oberseite mit einer dicken Seidenkordel verschnüren kann. Auf diese Weise wurde der Deckel fest auf die chaire gepresst und der Tee war einigermaßen luftdicht verschlossen.
Bei der Teegesellschaft öffnet der Gastgeber den Stoffbeutel, reinigt die chaire und füllt den gesamten Tee in die Teeschale. Heute bereitet man lediglich eine einzige Schale dicken Tee, den Koicha 濃茶 für alle Gäste zu. Zu Rikyū's Zeiten herrschte eine andere Praxis. Der Gastgeber bereitete für den ersten Gast, den Hauptgast eine eigene Schale Tee, für alle weiteren Gäste bereitete er für jeweils zwei Gäste den Tee. Bei fünf Gästen wurde die chaire also dreimal geöffnet und Tee entnommen. Hideyoshi befand, dass die Qualität des Tee mit jedem Öffnen der chaire schlechter wurde. Nach dreimaligem Öffnen der chaire durfte der Tee nicht mehr verwendet werden.
Alte Natsume mit Lack-Inschrift im Deckel:
"Rikyū - Sōtan"
Sōtan hat diese Natsume im Rikyū - Stil signiert.
Rikyū entschied sich dann dafür, den übrig gebliebenen, noch frisch gemahlenen Tee an Schüler oder Freunde weiter zugeben. Dazu benutzte er einen lackierten Holzbehälter, die Natsume, die mit Papierstreifen verschlossen wurde. Die Natsume kennzeichnete er mit rotem Lack und seinem Kao, seiner Signatur, den Namen des Tees notierte er auf dem Papierstreifen, mit dem die Natsume verschlossen war.
Tsusumi-bukusa
Einpacken einer Natsume im Fukusa

Die Natsume wurde in ein Fukusa von passender Größe eingebunden, damit der Deckel dicht geschlossen blieb und eine oder mehrere Natsume mit Tee in eine eine Holzbox gegeben. Diese Box sandte Riku dann an die Person seiner Wahl von denen er wußte, dass sie am gleichen Tag noch eine Tee-Einladung hatten. Das Fukusa diente als Tragetuch zum Einpacken und sicheren Transportieren der gefüllten Natsume. Die Göße der Nasume war damals noch nicht so stndardisiert wie heue. Deshalb richtete sich die Göße des Fukusa nach der Natsume, die bequem darin eingebunden werden muss. Rikyū's Frau Sōon soll das erste mal ein Fukusa der Größe von ca. 30 cm benutzt haben, um eine mittelgroße Natsume darin einzupacken. Dies ist die heutige Standartgröße des Fukusa für den Tee.

Noch heute gibt es bei der Urasenke eine Form der Zubereitung von dickem Tee, bei der man eine in ein Fukusa eingepackte Natsume benutzt, in der der Tee aufbewahrt ist. Diese Form heißt Tsutsumi - bukusa und zählt zu den sechzehn Grundformen der Stufe Konnarai.

Fukusa als Reinigungstuch
Eines Tages schickte Rikyū eine Sendung von übrig gebliebenem gemahlenem Tee an seinen Schüler Oribe, weil Rikyū wußte, daß Oribe am selben Tag eine Teegesellschaft hatte. Die Sendung mit dem Tee kam an, als Oribe mitten in der Teezubereitung war. Weil er keine Fukusa mehr vorbereitet hatte und der Tee vollkommen unerwartet ankam, entschied sich Oribe spontan, das Einwickeltuch der Natsume unmittelbar als Fukusa zu benutzen. Das war der Beginn der Nutzung des Einwickel- und Tragetuches Fukusa zur Reinigung der Teegeräte zu benutzen.
Die Tenmae Tsutsumi-bukusa der Urasenke Schule erinnert noch an diese ursprüngliche Verwendung des Fukusa als Reinigungstuch. Der Gastgeber öffnet während der Teebereitung zunächst die Knoten des Fukusa, entnimmt die Natsume mit dem Koicha, stellt die Natsume ab und beginnt mit der rituellen Faltung des Fukusa im Yohosabaki, der Prüfung der vier Richtungen. Leider wird diese Form heute nur noch selten geübt, weil sich die Verwendung der chaire, des Teebehälters aus Keramik fur den Koicha so sehr durchgesetzt hat, dass die Teeschüler stutzen, wenn sie eine Natsume für den Koicha benutzen sollen.

Otsubukuro
Es gibt noch eine weitere Form, die an die alte Praxis, den Tee in eine Natsume abgefüllt und in kleinen Holzkästen verpackt zu verschicken. Diese Form wird manchmal der "geheimen Überlieferung", dem Shikaden zugerechnet, manchmal gilt sie als Sonderform des Konnarai, der "kleinen Überlieferung". Bei dieser Form werden zwei verschiedene Koicha zubereitet, einer ist wie üblich in einer Chaire aufbewahrt, ein zweiter Tee in einer Natsume, die in einem Otsubukuro eingepackt ist. Der Otsubukuro ist ein kleiner Seidenbeutel aus einem elastischen Seidenstoff in der Form des "Beutels von Otsu", der ebenfalls Rikyū's Frau als Erste angefertigt haben soll.

Die Bauer aus der Umgebung von Otsu, einer Stadt in unmittelbarer Nähe der Kaiserstadt Kyōto trugen ihre Ware in einem großen Beutel auf den Markt, den sie oben zusammenbinden konnten und an einer Tragestange aufgehängt zum Markt tragen konnten. Das Otsubukuro ist damit eine Sonderform eines Fukusa, eines Trage-Tuches, wird aber nicht so bezeichnet.

Farbe des Fukusa


zurück  | home  | impressum  | hilfe: japanisch / falsche Umlaute   | druckversion