Briefe aus Japan

Japan im Dezember

Liebste Freundin!

Heute besuchten wir auf unserer Reise durch Japan den Hagoita-Markt in Tokyo. Hagoita - Markt in Tokyo Dieser Markt wird alljährlich vom 17. bis 19. Dezember auf dem Gelände des Senso-ji Tempels in Asuka abgehalten.

Wie ich Dir schon in meinem vorigen Brief schrieb, zählen die Neujahrs-Tage (O-Shogatsu) in Japan zu den wichtigsten des Jahres. Ja man kann sogar sagen, es sind diejenigen Feiertag, welche von der gesamten Nation noch auf traditionelle Weise vorbereitet und zelebriert werden.
Die alten Kinderspiele sind heute weitgehend verschwunden, weil die Stadt kaum noch Raum bietet. Mehr und mehr versucht man aber wieder die Kinder vom TV-oder PC Bildschirm wegzulocken, indem man sie mit traditionellen Spielzeug bekannt macht, das speziell an den ersten Tagen im neuen Jahr seine Bedeutung hatte.
KOMA - Kreisel für die Knaben Da gibt es für die Jungen zum Beispiel bunte Kreisel ( Koma), Kartenspiele ( Karuta) und ganz speziell für die Mädchen Hanetsuki.

Hanetsuki ist ähnlich dem uns bekannten Federball-Spiel. Die Schläger sind jedoch ein kleines hölzerne Paddel, auf der Rückseite wunderschön bemalt mit den farbenprächtigsten Abbildern berühmter Kabuki-Darsteller, mächtiger Samurais, aber auch mit heute bekannten Fernseh-Stars oder Idolen aus dem Sport. Dazu werden die Bilder auf Washi, das ist handgeschöpftes japanisches Papier, gezeichnet und dann so auf die Holzschläger aufgebracht, daß sie wie ein Relief wirken.
Es gibt dabei die unterschiedliche Längen der Schläger. Du kannst sie hier auf dem Markt zwischen einer Länge von 18 und 180 Zentimeter finden. Auch die Preise variieren. Der billigste, den ich heute sah, kostete 1,000 Yen, der teuerste, 40,000 Yen!!

Hagoita und Hane
Hagoita und Hane
Der Ball den man dazu braucht, genannt Hane, wurde immer schon aus einer Nuß und kleinen Vogelfedern hergestellt.
Leider ist diese Spiel heutzutage viel weniger populär, als früher. Noch vor einem Jahrhundert konnte man überall im Lande an den Neujahrs-Tagen kleine Mädchen in ihren traumhaft schönen Kimonos beim Hanetsuki-Spiel beobachten. Es ist wirklich sehr zu bedauern, daß diese alte Tradition in Japan nicht mehr allzu sehr verbreitet ist.
Hagoita Vielmehr gilt heute der Hagoita- Schläger als ein Symbol für Glück und wird als solches hier auf diesem Markt erworben. Dieser Markt ist jedes Jahr ein spektakuläres Ereignis, und man erwartet auch in diesem Jahr wieder ungefähr 300 000 Besucher! Du musst Dir vorstellen, ungefähr 500 Aussteller bieten nichts anderes als eine unglaubliche Vielzahl dieser auf’s wunderschönste bemalten Schläger an. Unbeschreiblich schön - man muss es mit seinen eigenen Augen gesehen haben. Der Markt ist auch deshalb für die Menschen von so großer Bedeutung, weil er das Ende des alten und das herannahende neue Jahr ankündigt.

Ich konnte es gar nicht glauben, aber man erzählte mir, dass es diesen Markt schon vor 350 Jahren in der Edo-Zeit (1603-1868) gab.
Zu dieser Zeit galten für das Hanetsuki-Spiel auch noch viel strengere Spielregel. Die Spielerin, welcher den Ball nicht traf, bekam einen schwarzen Punkt oder Strich aus Tusche in’s Gesicht. Es wurde dabei so lange gespielt, bis das Gesicht einer Spielerin völlig mit Tusche verschmiert war. Na ob da die kleinen Mädchen in ihren kostbaren Kimonos begeistert waren?

Muss für heute beenden, weil wir unseren Freunden helfen wollen, wie es Tradition ist, zum Neuen Jahr die Shoji - die Papierfenster - neu mit Papier zu bekleben. Bei all den Shoji im Hause wird das wohl einige Tage dauern.

Es grüßt Dich auf’s herzlichste

Deine garu-furendo K. May

 


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