Nansen: Tötet die KatzeMumonkan Fall 14Das Beispiel:
Einst stritten sich die Mönche der Osthalle und die der Westhalle um eine Katze. Die Nackenhaare sträuben sich förmlich, wenn man es liest! Wie kann ein Zenmeister einfach eine Katze mit dem Schwert in zwei Stücke hauen, wie man es oft auf alten Zenmalereien sieht? Aber was sollte er anderes tun? Offenbar waren die Mönche aus der Westhalle mit denen aus der Osthalle in einen Streit um die Katze geraten. Jeder wollte die Katze für sich haben. Aber keiner gab nach in dem Streit. Hätte auch nur ein Einziger "ES" gesagt, so wäre die Katze am Leben geblieben. Aber was hätten die Mönche denn sagen sollen? Manche Kommentare meinen, Nanzen verlangte, dass sie das eine, einzige, weise Zenwort sagen sollten. Aber alle schwiegen. Vorher, im Streit, da waren viele Worte gefallen. Hin und her. Jeder hatte die besseren Argumente. Die Katze gehört uns! Nein, sie gehört uns! Jetzt, als Nansen drohte, die Katze in zwei Teile zu hauen, da waren alle stumm vor Entsetzen. Dabei hatte er doch recht! Jede der beiden Hallen sollte seinen Teil an der Katze haben. So war die Katze wenigstens gerecht geteilt. Die Osthalle hatte einen Teil und die Westhalle auch. So bekamen beide Seiten recht. Aber oh weh, die Katze war tot!
Ging es darum, Recht zu haben, oder ging es darum, dass die Katze am Leben blieb? Was hätte wohl Joshû getan, wenn er bei dem Streit anwesend gewesen wäre? Aber leider kam er ja erst am Abend wieder. Aber da war die Katze schon tot! Der Kommentar im Mumonkan sagt:
Wäre Joshû da gewesen, "Ihr Narren! Indem ihr um die Katze streitet, habt ihr sie schon getötet, bevor Nanzen sie in Stücke hauen kann! Eine Katze, die nicht frei zwischen der Ost- und der Westhalle herumstreifen kann, ist gar keine Katze mehr!" Er hätte Nanzen das Schwert entrissen und wäre nicht auf die Katze, sondern auf die Mönche losgegangen. 'Sogar Nanzen hätte um sein Leben gefleht.' Aber leider, jetzt war es zu spät!
Aber vielleicht wollte Nansen die Katze ja gar nicht in Stücke hauen? Als dann am Abend Joshû heim kam, sein Schüler, mit dem er schon manches diskutiert, probiert und durchgestanden hatte, erzählte er ihm, dass er die Katze hatte zweiteilen müssen. Es war ihm eben nichts anderes mehr übrig geblieben. "Die Welt steht Kopf - ging es um die Katze oder um das Recht haben?" dachte Joshû? Hatte denn niemand gesehen, dass ein einziges, kleines Wort genügt hätte, und die Welt wäre wieder auf den Füßen gestanden? Nur dieses eine Wort: Dann nehmt halt Ihr die Katze!
Er legte die Strohsandalen auf den Kopf und ging hinaus in die verkehrte Welt! "Ja, wenn auch nur ein Einziger da gewesen wäre wie Joshû, der gesehen hätte, dass alles auf dem Kopf steht, wäre die Katze noch am Leben!" dachte Nanzen traurig. Noch schöner aber wäre es gewesen, wenn Joshû gelacht hätte. Er lachte und lachte! "Die haben Angst, dass Nansen 'IHRE' Katze tötet. Sie begreifen gar nicht, das die Katze schon längst tot ist, seit sie über sie streiten. Nansen kann sie gar nicht mehr töten, weil sie schon längst tot ist!" Verblüfft stutzte ein Mönch aus der Osthalle und auch er lachte. Dann einer aus der Westhalle und zum Schluß fiel Nansen das Schwert vor lauter Lachen aus der Hand. Aber so ...... Es gibt noch viele andere Geschichten um Nanzen und die Mönchen von der Ost- und von der Westhalle. Die sind aber weniger bekannt. Eine geht so: Eines Tages stritten die Mönche der Ost- und die der Westhalle um eine Teeschale. Meine Großmutter, die mir diese Geschichte erzählte, hatte aber leider vergessen, wie sie weiterging. Ich fürchte, die Mönche streiten noch heute um die Teeschale. Aber war da überhaupt jemals eine Teeschale? Ganz sicher war sich meine Großmutter in diesem Punkt nicht.
Sie meinte aber noch, dass es vielleicht besser gewesen wäre, die Sandale auf den Kopf zu legen und zu gehen? Sie war eben schon ein wenig wirr im Kopf. Wenn die Teeschale zerbrochen ist - dann trink TeeNanzen war sehr traurig. Er hatte die Katze töten müssen. Aber eine Katze in Ketten kann ohnehin nicht leben. Die Mönche der Ost- und die der Westhalle hatten immer lauter geschrieen. Jeder wollte unbedingt recht bekommen. Schließlich ging es hier nicht um eine lumpige Katze, sondern doch um eine sehr ernste Sache, nämlich um Geld und ums Recht-Haben. Ein weiser Mann hatte einmal gesagt: 'Bei Geld hört die Freundschaft auf!', und er hatte dabei gelacht. Aber er war eben doch sehr weltfremd gewesen.
Nanzen nahm traurig seine Sandalen, legte sie sich auf den Kopf und ging. Er ahmte damit zwar seinen Schüler Jōshu nach, aber das war ihm jetzt auch egal.
In seiner Klause genoss er den Tee aus der zerbrochenen Schale zusammen mit einigen wenigen Freunden. In der Ferne sah er hinter den Bergen seinen alten Tempel liegen. Aber keine Trauer erfüllte ihn mehr.
Der Bach rauschte die Vögel zwitscherten und in den Baumwipfeln sang der Wind sein Lied.
Hatte nicht schon einmal Einer in der Stille und Zurückgezogenheit seine Hütte gebaut?
In seiner Bergklause angekommen bereitete sich Nazen erst einmal eine Schale Tee und genoss die Stille.
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