Ursprung des Furo in China: der 'DING'
 

Der Furo kam mit dem Tee bereits sehr früh aus China nach Japan. Bereits Lu Yu beschreibt in seinem klassischen Werk Cha Ching einen Fu-Ro - einen 'Wind-Herd', der die Form eines antiken Ding hat, einer Kochstelle, die sowohl für rituelle Opfer als auch für den täglichen Gebrauch benutzt wurden. Lu Yu schreibt, dass diese Gefäße aus Bronze oder Eisen gegossen und innen mit Lehm ausgefüttert waren, dass sie aber auch aus Keramik hergestellt sein können. Sein eigenes Gefäß beschreibt er folgendermaßen:

"Die Wandungen dieses 'Windofens' (風炉 Furo) sind etwa 3 Bu (9.09 mm) dick, der Rand um die Öffnung ist 9 Bu (2,73 cm) breit.
DING - Opfergefäß
Shang - Dynastie 11. - 12 Jhd.
Höhe ca. 23 cm
Die Innenseite des Ofens ist unterhalb des oberen Randes bis unten 6 Bu dick mit Lehm ausgekleidet.
Der Fu-Ro steht auf drei Füßen, jeder mit 7 antiken Schriftzeichen verziert. Die Inschrift auf dem ersten Fuß lautet:
'Oben Wasser, unten Wind, in der Mitte Feuer',
die Schriftzeichen auf dem zweiten Fuß:
'Fünf Elemente in Harmonie vertreiben alle Krankheiten'
und auf dem der dritten Fuß steht:
zum einjährigen Jubiläum des Tang-Sieges über die Hunnen"
(Offenbar trugen alle Ding-Gefäße auf diesem Fuß als Inschrift den Zeitpunkt und den Anlass der Herstellung).

Zwischen den Füßen befinden sich drei Öffnungen. Eine weitere Öffnung am Boden dient der Belüftung und der Entnahme der Asche. Auch die drei Öffnungen tragen Inschriften, die im Falle des Furo von Lu Yu lauten:

Die Schrift an der ersten Öffnung lautet: 'Meisterkoch Yi', die an der zweiten: 'Suppe Lu' und an der dritten 'Meister Tee'. Zusammen gelesen bedeutet sie: 'Suppe von Meister Yi, Tee von Meister Lu Yu'
In den Furo wird Asche als Träger (für das Feuer) eingelegt, die in drei Hügel aufgeformt wird. Jeder dieser drei Hügel gehört zu einem Tierzeichen.
Li
Feuer
Sun
Wind
Kan
Wasser
Der Fasan steht für das Feuer, auf diesem Teil ist das Zeichen für Feuer (LI) eingeritzt. Der zweite Hügel für die Tiger-Katze steht für den Wind und trägt das Zeichen SUN für Wind. Der dritte ist für den Fisch, er trägt das Zeichen KAN für Wasser.
Der Wind fördert das Feuer, das Feuer kocht das Wasser.
Der Furo ist mit Blumenmustern, Ranken, Wellen und rechteckigen Ornamenten geschmückt. Ein solcher Furo kann aus Bronze oder Eisen gegossen sein oder aus Keramik geformt werden."

Die Inschriften

Oben Wasser, unten Wind, in der Mitte Feuer
Lu Yu schreibt selbst dazu: "Der Wind fördert das Feuer, das Feuer kocht das Wasser". Neben der rein praktischen Bedeutung könnte sich hinter diesen Zeichen auch eine geheimere Deutung verbergen. Wind, Wasser und Feuer sind Grundzeichen des I Ging, des Buches der Wandlungen. Die Zeichen des I Ging setzen sich aus zwei der Grundzeichen zusammen, die übereinander aufgebaut werden. Wind / Feuer / Wasser ergeben zwei I Ging Zeichen: Wind unter Feuer und Wasser über Feuer.
Wind
  unter Feuer  
Feuer
  unter Wasser  
Sun, der Wind ist das Sanfte, Eindringende. Auch das Holz ist als lebendiges Element eindringend: es durchdringt die Erde, um nach oben zu treiben. Wind und Holz sind nach den I Ging Zeichen identisch. Sun als Wind facht das Feuer an, als Holz nährt es das Feuer. Feuer und Wasser sind gegensätzlich. Sie können sich gegenseitig zerstören. Wenn sie aber im Gleichgewicht sind, wirken sie in unterschiedlicher Weise aufeinander. Ist Kan, das Wasser unten und Li, das Feuer oben, so wirken beide nicht aufeinander, weil das Wasser nach unten strebt und das Feuer nach oben. So gehen sie, ohne aufeinander zu wirken in entgegengesetzte Richtung auseinander. Ist aber das Wasser oben und das Feuer unten, so wirken sie aufeinander ein. Wenn sie in günstigem Verhältnis zueinander stehen, so wird das Wasser gekocht und Nahrung entsteht. Nahrung wiederum ist aus den fünf Elementen Wasser, Feuer, Holz, Metall und Erde zusammengesetzt. Sind die fünf Elemente in der Nahrung im Gleichgewicht, so werden "alle Krankheiten vertrieben", so die Inschrift am zweiten Fuß.

Meistekoch Yi, Suppe Lu, Meister Tee
An den Öffnungen im Boden, die den 'Wind' fördern, stehen die Inschriften, die den Meisterkoch, die Suppe Lu und den Meister Tee nennen. Meisterkoch und Suppe stehen für die Nahrung. Nahrung ist nicht nur für die Lebenden, sondern auch für die Toten. Bei den Feiern zum Gedenken der Toten wurde in China in großen Mengen Nahrung gekocht, die sich die Toten und die Lebenden teilten. Im Buch der Lieder aus dem fünften Jhdt. vor u.Z. werden solche Opferfeiern geschildert. Bei der Ausrichtung der Totenfeiern wurden im Freien große Mengen von Kochstellen, dem Ding aufgestellt, auf denen Nahrung für die Gäste zubereitet wurde. Wenn alles richtig nach den Riten durchgeführt wurde, gewährten die Toten als Dank reichen Segen für die Lebenden.

Wir achten auf die Öfen und treten sanft auf; ...
Die Dame unseres Herrn ...
kümmert sich um die Gerichte, so viele,
Die gebraucht werden für die Gäste, die Fremden.
Jede Sitte, jeder Ritus wird beachtet.
Jedes Lächeln, jedes Wort ist richtig.
 
Wie sehr haben wir uns bemüht,
Dass die Riten fehlerlos bleiben.
Der Rezitator verkündet die Botschaft,
Er geht und teilt es dem frommen Sohn mit.
"Wohlrichend waren deine frommen Opfergaben,
Die Geister haben das Essen und Trinken genossen.
Sie erteilen dir hundert Segnungen.
Entsprechend ihren Wünschen und Regeln
War alles in Ordnung und prompt,
Alles war richtig und sicher.
Für immer werden Sie dir gute Vorräte schenken,
Myriaden und zehnmal Myriaden."

Um den Ding für diese Gelegenheiten tragen zu können, musste er an der Seite Tragegriffe haben.

Die Verzierungen

Lu Yu beschreibt seinen Ding, der auf der Außenseite Verzierungen aufweist. Wir wissen natürlich nicht, wie diese Verzierungen genau aussahen, können aber vermuten, dass sie im traditionellen Stil ausgeführt waren.

"Der Furo ist mit Blumenmustern, Ranken, Wellen und rechteckigen Ornamenten geschmückt. Ein solcher Furo kann aus Bronze oder Eisen gegossen sein oder aus Keramik geformt werden."

Ding aus Taiwan
Chinesischer Ding
Aus den Ausgrabungen bekannte Ding tragen eigenartige Muster in Rankenform. Schaut man aber genau hin, so sieht man, dass es sich um maskenartige Ornamente handelt, die mehr oder weniger, manchmal bis zur Unkenntlichkeit verfremdet sind. Der Ursprung dieser Muster sieht aus wie die Maske eines vogelartigen Wesens. Sie sind bis in die chinesische Frühzeit als Tao Tie zurückzuverfolgen. Sie können als apotropäische, Unheil abwehrende Gesichter gedeutet werden. Aber ursprünglich waren es möglicherweise die Gesichter einer vogelartigen Gottheit, die Schutz, Nahrung und Leben spendet. Noch der Karamono - Furo aus der T'ang-Zeit, der nach Japan kam, trägt diese maskenartigen Verzierungen. Hier sind sie aber als dreidimensionale, aus der Fläche herausgetretene Modellierung von Köpfen ausgeführt, die von den Japanern in Unkenntnis der ursprünglichen Bedeutung als "Teufelsmasken" 鬼面 gedeutet wurden.

Der Wasserkessel - Kama

Lu Yu beschreibt auch den Kama , den Wassertopf, der auf den Furo aufgesetzt wird:

"Der Kama wird aus Roheisen gegossen. Heute gewinnen die Schmiede das Eisen durch das Einschmelzen defekter Pflüge. Vor dem Gießen wird die innere Form mit Erde, die äußere mit Sand verputzt. Der Verputz aus Erde macht die Innenseite des Kama glatt und erleichtert das Ausspülen und reinigen. Durch das Verputzen mit Sand bekommt die Außenseite eine raue Oberfläche und nimmt so die Hitze des Feuers besser auf. Die Griffe sind eckig geformt und symbolisieren die Rechtschaffenheit. Der Rand des Topfes ist breit und symbolisiert die weise Vorausschau. Der Topf läuft nach unter spitz zu, gleichsam. als ob er der goldenen Mitte zustreben würde. Die Verjüngung des Bodens nach unten bewirkt, dass das Wasser, wenn es genügend heiß ist, nach oben steigt und so einen reinen Geschmack erhält."


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