Kleidung im Teeweg

[alex]

Ich würde gerne auch beim Üben einen Kimono tragen, finde das aber recht umständlich.
Außerdem ist es sehr schwierig für uns, einen passenden Kimono zu finden, weil wir doch einen ganz anderen Körperbau als die Japaner haben.
Mir sind immer bei alten Kimonos die Ärmel viel zu kurz.
Sollte man nicht wenigstens bei einer Tee-Einladung einen Kimono tragen?

[sensei]

Die Frage, ob man bei den Übungen des Teeweges einen Kimono tragen soll kann man ganz klar mit "JEIN" beantworten.
Der Kimono ist ein wunderbares Kleidungsstück. Japanerinnen sehen im Kimono einfach toll aus, meistens sehr viel besser, als in westlicher Kleidung. Bei Japanern ist das schon wieder etwas anders. Die meisten modernen japanischen Männer haben durchaus Schwierigkeiten beim Kimonotragen und das sieht man dann auch. Ein wirklich passender Kimono für uns Westler sollte dann auch möglichst maßgeschneidert sein. Aber das kostet dann auch entsprechend.

Der Kimono ist eigentlich ist er kein Kleidungsstück, sondern eine Lebenshaltung. Im heutigen Alltag is er nur bedingt tauglich. Es ist schon etwas kompliziert, mit dem Kimono ins Auto zu steigen und bequem zu sitzen, geschweige denn zu fahren.

Als ich das erste mal im Teeraum ganz stolz einen Kimono getragen habe weil es außerordentlich kompliziert gewesen war, ein solches KLeidungsstück zu beschaffen, bin ich in der Gastgebertür beim Aufstehen fast nach hinten umgefallen. Einen Kimono zieht man nicht an um sich denn darin so zu bewegen, wie wir es von westlicher Kleidung gewohnt sind. Kimono-tragen muss geübt werden. Wenn man dann also hin und wieder einen Kimono tragen will, so ist es sicher sehr sinnvoll, darin auch zu üben.
Man sitzt sehr gut in einem solchen Kleidungsstück und der Obi stützt den Rücken genau dort, wo man beim langen Sitzen eine Stützung braucht. Außerdem gewährt er eine gute Atemkontrolle.

Andererseits ist bei uns in Deutschland der Kimono doch fast so etwas wie eine Verkleidung. Dazu kommen die großen Schwierigkeiten, einen passenden Kimono zu finden. Es gibt zwar viele alte Kimono bei ebay, aber da stellt sich dann sehr schnell heraus, dass Japaner doch ganz anders gebaut sind als wir Westler. Das erste Problem sind die viel zu kurzen Ärmel. Bei den Damen kommen dann noch ganz spezielle Probleme hinzu.
Will man den Kimono bei einer kompletten Tee-Einladung tragen, dann muss auch bedenken, dass es sehr viel Übung bracuht, so lange Zeit korreckt im Seiza zu sitzen. Im Kimono kann man halt nicht so leicht mal eben die Beinstellung wechseln. Und wenn sich dann im Verlaufe des Chaji der Kimono immer mehr auflöst, so ist das eben auch kein besonders schöner Anblick.

Wir tragen hier im Myoshinan Chadôjô gern Samue, die Arbeitskleidung der Zenmöche. Die hat viele Vorteile. Erstens ist ein Samue sehr bequem, zweiten ist er im Zeitalter des Internet sehr einfach zu beschaffen, drittens bekommen wir Samue, die uns auch passen. Man könnte nun anmerken, dass der Samue auch eine Art Verkleidung ist. Aber ein klein wenig sollte sich der Teeraum doch vom ganz gewöhnlichen Alltag unterscheiden. Trägt man einen guten Anzug, so wird man schnell verwundert feststellen, dass die Knie total ausgebeutelt sind und der Anzug dadurch seine schöne Form verliert. Und im bequemen Hausanzug oder in Gymnastikkleidung Tee zu üben ist denn doch ein wenig stillos.

Fazit:
Es ist ganz wunderbar, wenn man einen passenden Kimono wirklich tragen KANN. Es ist einfach für den Tee das schönste Kleidungstück. Mit entsprechend viel Übung fühlt man sich im Kimono auch bald recht wohl.
Ohne Übung und bei Fehlen eines wirklich passenden Kimono llieber ein anderes geeignetes Kleidungsstück aussuchen.