Schnittmuster für Shifuku

[sensei]

Ich suche Schnittmuster für Shifuku, am besten für Chaire und Chawan...
Leider konnte ich im Netz nichts finden, bin dankbar für jede Hilfe...

Ayvan (kj@tee-in-berlin.de)

[gabriel]

Hallo! Das ist ein bißchen schwierig mit den Mustern, weil die Chaire verschiedene Formen und Größen haben können und nicht alle den heutigen Standard-Normen entsprechen. Das beste, was man tun kann ist, sich einmal eine Chaire mit Shifuku zu holen um sich das Prinzip klar zu machen. Wenn man arg, arg mutig ist, dann kann man es ja auch auftrennen. So, oder so ist es freilich knifflige Arbeit. Ich habe z.B. ein Shifuku, wo die Schnur so steif ist, dass es gar nicht elegant von der Hand geht, wenn ich sie lösen will. Ständiges Kneten, gut zureden und ein paar Schläge mit einem Holzstößel helfen da schon weiter, lach.
Jemand hat mal geschrieben: Ein Chaire wird schon müde, tagein, tagaus im selben Kleid. Ich denke, ich sollte mich vielleicht auch mal an die Nähmaschine setzen, seufz.....

[gst]

Hallo Gabriel, was heißt hier Nähmaschine? Die beste Nähmaschine ist immer noch die Hand. Shifuku werden prinzipiell mit der Hand genäht. Für die Maschine is das eine viel zu fieselige Arbeit! Aber dazu müßte man den Faden in die Nadel kriegen!

-aFo-

[sensei]

Es gibt natürlich kein festes Schnittmuster für ein Shifuku, weil jede Chaire anders geformt ist.
Das Nähen eines Shifuku ist auch durchaus keine triviale Angelegenheit, aber mit etwas Geschick kann man das schon versuchen.
Am besten fertigt man sich das Schnittmuster selbst an. Man stellt die Chaire auf ein Papier und zeichnet den Boden auf. Ein kleiner Pappkarton in der Größe des Bodens wird ausgeschnitten und mit Stoff eingefasst. Den Körper der Chaire wickelt man in ein Stück Papier und schneidet an den Biegungen das überschüssige Papier weg. Dann entsteht so etwas wie ein Schnittmusterbogen.
Der Außenstoff und das Futter wird nun, beginnend am Boden angenäht. Als Futterstoff nimmt man Siede, üblicherweise in der dunkel-violetten Farbe des Fukusa. Zwischen Außenstoff und Futter kommt noch ein dünner Stoff zum Ausfüttern, wie man ihn in den Läden für Handarbeiten kaufen kann.

Ein Hauptproblem ist die Schnur, mit der man das Shifuku schließt. In Japan nimmt man eine ganz fest gedrehte Seidenkordel. Wenn die Kordel zu weich ist, rutscht sie nicht und man kann das Shifuku nicht gut öffnen oder schließen. Ich werde aber - irgendwann - eine eigene Seite ins Netz stellen mit einer kleinen Nähanleitung. Bis dahin viel Spass beim Herstellen von Schnittmusterbögen und beim Nähen von Shifuku.Übrigens: wer das ziemlich professionell machen kann, sollte sich bei dem Keramiker Löllman (siehe link-Seite) melden. Der braucht immer für seine Chaire ein Shifuku, aber niemand in Deutschland kann oder will Shifuku nähen!

[gabriel]

Falls noch Bedarf ist: ich habe vor einiger Zeit eine japanische Nähanleitung für allerlei Hüllen erworben mit vielen Beispielen und Bildern.
Die Anleitung ist zwar auf Japanisch, aber die Bilder sind so ausführlich, vor allem was die Herstellung des Schnittmusters betrifft und vor allem die Anpassung an beliebige runde Gegenstände. Meistens bekommt man ja die chaire gleich mit Beutel, aber wenn es jemand selbst versuchen mag, dann könnte ich probieren, gute gescannte Bilder zu machen. Die kann ich allerdings nicht ins Netz setzen, da ja das Buch ein copyright ist. Per Email kann ich es aber versenden.
Das Buch war für die Handvoll Schnittmuster so dermaßen astronomisch teuer, dass ich dies als gerechtfertigt betrachte. Ich hab das Buch nur deshalb gekauft, weil ich es genau wissen wollte, bevor ich teuren Brokat verhunze.
Für die kunstvoll gekordelten Seidenschnüre kann man eventuell Teile von Kimonoschnüren verwenden, die sind übers Netz zu beziehen. Sie gehören zum Damen-Kimonozubehör und heißen obijime. Die gibt es flach (hiragumi) und rund (marugumi. Wir brauchen die runden!
Nebenbei: die Formen, Farben und Knoten der Obijime haben, wie auch das ganze Kimonoensemble überhaupt, jeweils einen Bezug zum Anlass. Man sollte sich rechtzeitig informieren, bevor man z.B. auf einer Hochzeit oder auf einer Trauerfeier die falschen Muster und Accessoires verwendet. Ich weiß nicht, ob es für die chaire Regeln gibt.

[gst]

Eigentlich gibt es keine Regeln, aber ein paar Konventionen.
Hat man z.b. eine chinesische Chaire (vermutlich natürlich nur eine Kopie davon), wird man versuchen, ein altes Muster zu wählen. Ansonsten ist eigentlich alles möglich.
Man kann sehr gut auch westliche Stoffe hernehmen. Die haben nur den Nachteil, dass die Seidenbrokate (und nur bei denen schimmert die Seide so schön im Dämmerlicht des Teehauses) in der Regel viel zu groß gemustert sind für eine Chaire. Aber es gibt sehr hübsche kleingemusterte Dirndlstoffe, die gut geeignet sind.
Man liebt es heute in Japan durchaus auch, zwei verschieden gemusterte Stoffe zu verwenden. Das Shifuku ist dann in der Mitte zusammengesetzt, auf der einen Seite ein Blumen- und auf der anderen Seite z.b. ein Streifenmuster (Längsgestreift natürlich, Querstreifen machen dick!)

[Kiun]

apropos shifuku, schnittmuster und stoffe...das wollte ich schon längst posten:

http://cgi.ebay.com/tc-Making-Shifuku-S ... 53d7754e45

zwar ist das ein buch mit japanischen texten, aber wenn man jemanden kennt, der nähtechnisch gut ist, wird sicher aus den illustrationen schlau werden:-)

eine geniale adresse für japanische stoffe allgemein ist http://www.ichiroya.com, die haben eine immense auswahl an stoffen u.a. auch jinken-seide, welche sich wohl bestimmt als shifukustoff eignen würde - aber urteilt selbst. bei der suchmaske müsst ihr einfach unter "fabric" gehen und dann als keyword "jinken" eingeben, dann erscheinen drei seiten mit stoffen. ich selber habe hier z.b. einen genialen stoff gefunden, den ich allerdings für die ichimonji bei einem kakejiku brauchen werde. oder für alle, die null plan haben, was ich meine: der stoff den ich gekauft habe, verwende ich als borden, welche die eigentliche kalligraphie vom rest des rollbildes oben und unten abgrenzen.

viel spass beim stöbern
kiun:-)