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CHADŌ - DER TEEWEG • Thema anzeigen - Müssen sich die Japanischen Künste in Europa verändern?

Müssen sich die Japanischen Künste in Europa verändern?

Probleme und Chancen des Kulturtransfers

Müssen sich die Japanischen Künste in Europa verändern?

Beitragvon sensei » Montag 13. Juli 2009, 16:47

Seit dem zweiten Weltkrieg sind japanische Künste und Religionen mehr und mehr in Europa heimisch geworden.
Können wir die japanischen Künste ohne Veränderung übernehmen oder müssen sie sich an die Lebensumstände in Europa anpassen?

In Japan ist ebenso vieles im Umbruch begriffen wie in Europa. Die Kulturen sind sich noch nie so intensiv begegnet wie heute. Mit die besten Musiker für klassische Musik kommen aus Japan. Viele Europäer üben Zen, die Kampfkünste oder den Teeweg.

Zunächst übt die Exotik der Wege eine ungeheure Anziehungskraft aus, aber möglicherweise stellt sich im Laufe der Zeit ein gespaltenes Gefühl ein. Einerseits wird man heimisch in der Kunst, die man übt, andererseits wird das Japanische immer fremder.

Ich hatte schon viele Jahre den Teeweg geübt, war aber noch niemals in Japan gewesen, weil ich Angst hatte, in Japan erkennen zu müssen, dass wir eine museale und tote Kunst üben. Als ich in Japan ankam, hatte ich das merkwürdige Gefühl, hier vollkommen zu Hause zu sein, so als hätte ich schon immer hier gelebt. Und das geht mir heute noch so, wenn ich das Land bereise.
Aber andererseits wird mir das Land immer fremder. Wir Europäer lernen auf völlig andere Weise als die Japaner. Japaner fragen niemals, sie ahmen nach. Wir fragen, weil wir von klein auf das Fragen gelernt haben. Manch Nicht-Japaner hat große Schwierigkeiten, sich auf das Nach-machen einzulassen. Aber nach einiger Zeit merkt man, dass es eine gute Methode sein kann, wenn man einen WEG übt. Aber irgendwann kommt dann doch das "Warum". Und schon hat man sich bei seinem japanischen Lehrer total unmöglich gemacht.

Und dann das Verhältnis zum Lehrer. In Japan überlässt man sich vollkommen willenlos dem Lehrer. Der wird schon wissen, was für mich gut ist. Oberstes Gebot: Niemals zweifeln, niemals nachfragen, niemals versuchen, eigene Gedanken zu entwickeln. Klar, auf den Wegen liegt das gesammelte Wissen von Jahrhunderten. Also kann ich mich dem vertrauensvoll überlassen.

Wirklich? Geht nicht gerade heute ungeheuer viel vom Alten in Japan verloren? Ein Beispiel ist die Frage nach dem Zusammenhang von Tee und Zen. Für mich gab es keine Frage, dass der Teeweg ein Zen-Weg ist. Tee ist Meditation.
Aber genau das würden die meisten Japaner (oder doch lieber Japanerinnen, denn vielleicht 90 % der Teeleute in Japan sind Frauen) nicht bestätigen. Tee ist eine gute Gelegenheit, alte Traditionen zu pflegen, sprich: einen Kimono tragen, einen Kreis von Leuten zu treffen, die sich auch mit Tee beschäftigen, schöne Gespräche zu führen und ganz nebenbei auch noch gutes Benehmen zu lernen.
Und genau das ist für mich NICHT der Teeweg. Manches davon ist sicher auch ein Nebeneffekt im Teeweg, aber das Zentrale ist das Meditative - für mich und für die meisten meiner Schüler.
Haben wir gar in Japan ein völlig anderes Verständnis des Teeweges? Wer von beiden hat recht? Oder gibt es gar nicht DEN Teeweg? Vielleicht ist der Teeweg für jeden etwas völlig Anderes.
Ein Amerikaner, der sehr viel über den Teeweg weiß hat mir einmal gesagt: "Kein Japaner wird jemals in der Lage sein, den Teeweg zu verstehen!"
Upps. Japaner können den Teeweg nicht verstehen?
Einspruch: die heutigen Japaner. Tee ist eben das, was die Oma, die Tante oder die Mutter macht. Und mit diesem antiquiertem Zeugs will man möglichst nichts zu tun haben.
Der Teeweg hat sich in der Meiji-Restauration stark verändert und er hat nach dem zweiten Weltkrieg nochmals große Veränderungen erfahren. Nach der Meiji-Restauration inst der Teeweg zu einem konfuzianischen Erzeihungs-system geworden, in dem man im Wesentlichen gute Sitten und rechtes Benehmen gegenüber dem Höhergestellten lernt. Heute ist er weitestgehend "Folklore", eine Art von Schuhplatteln eben, das man in Heimatvereinen übt. Tee und Zen? NEIN. Zen ist fürchterlich anstrengend, kein vernünftiger Mensch würde sich einer solchen Tortur unterziehen.
Nur die komischen Ausländer rennen in die Zenklöster und übern Zen. Kein Japaner, der noch bei Sinnen ist und der nicht von seinem Vater oder seinem Onkel den Zen-Tempel übernehmen will, würde sich so etwas antun.

Und dann das Verhältnis zum Lehrer.
Wir haben in der Nachkriegszeit so etwas wie antiautoritäre Erziehung ausprobiert. Die Grundidee ist, die Menschen zu freien und mündigen Bürgern zu erziehen. Die grundsätzliche Erziehungsidee in Japan ist es, den Menschen gruppenfähig zu machen. Auf den Schulausflügen sieht man die kleinen Stöpsel der unteren Klassen. Alle tragen gelbe Mützen. Die von der anderen Schule oder der anderen Klasse tragen rote Mützen. Und die anderen blaue. Bei Reisegruppen geht immer ein Reiseleiter mit einer gelben, roten oder blauen Fahne voran, damit niemand aus der Reihe tanzt.
Sicher würde unseren Schulen etwas mehr Respekt dem Lehrer gegenüber gut tun. Aber wollen wir zur Uniformität erzogen werden? Ein Lehrer, der mir nicht erklärt bzw. überhaupt nicht erklären will, wozu das gut ist, was ich gerade lernen soll, ist für mich kein echter Lehrer. Das muss keine großartige Erklärung sein: "das stärkt die Atmung" z.B. Das reicht, das sehe ich ein und ich verstehe, dass der Lehrer weiß, was er mit mir tut.

Ich glaube, dass sich vieles in der Vermittlung der alten kostbaren Wege ändern muss, wenn sie in den Westen kommen. Aber wir wollen auf keinen Fall das wirklich Wesentliche Verlieren. Vielleicht sind die Japaner gerade dabei, das zu tun.

Wir müssen vieles verändern. Verändern aber heißt bewahren!
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Re: Müssen sich die Japanischen Künste in Europa verändern?

Beitragvon friede » Sonntag 18. Oktober 2009, 09:33

Kulturtransfer findet immer und überall statt. Ausgenommen sind eventuell Naturvölker, die sich durch ihre isolierte (geographische) Lage, Eigenart und Urformen ihrer Kultur bewahren konnten. Aber: wo gibt es diese Naturvölker noch?
Kulturtransfer kann die jeweiligen Kulturkreise (die in Dialog stehen) bzw. die Menschen bereichern. Nicht nur, dass es zu einem Austausch kommt und dabei bestimmte kulturelle Techniken, Philosophie und Religion ect. kennengelernt werden können, sondern, es stimuliert die Neugier auf die eigene, althergebrachte Kultur der Heimat, die es wieder zu entdecken gilt.
Ich finde nicht, dass sich zwangsläufig die "Japanischen Künste" in Europa dabei verändern und dabei ihre Identität verlieren müssen. Dass es zu einer Adaption der Künste kommen kann, steht ausser Zweifel. Aber diese Adaption muß nicht notwendigerweise die Urform einer Kunst verfälschen. Vielleicht wird es einen europäischen Weg bzw. Varianten geben - geistige Annäherung, Sprache und Praktik ect. -, die das Überleben und Fortbestand der japanischen Kultur und Kunst sichert.
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Re: Müssen sich die Japanischen Künste in Europa verändern?

Beitragvon sensei » Montag 19. Oktober 2009, 09:33

Kulturtransfer hat es immer gegeben und wird es immer geben. Schon unser "Alphabet" ist durch Kultrutransfer entstanden. Aus dem phönizischen aleph, beth und gimel wurde Alpha - Beta und Gamma und daraus A B und G. Natürlich wurde das Alba-Beta nicht vollständig und wie man so unschön sagt 1 zu 1 übernommen. Das Griechische Alphabet enthält neue Buchstaben wie etwa das Psi, weil das ein Laut ist, der im Phönizischen nicht vorkam. Und aus dem Gamma, also dem G wurde als dritter Buchstabe im Lateinischen das C und die Laute wie das Psi verschwanden wieder.
Was ich damit sagen möchte ist, dass ein Kuturtransfer das Übernommene, wenn es nicht ein Fremdkörper bleiben soll assimiliert und verändert.
Die Pizza wurde nicht in Italien erfunden, sondern in Griechenland. Dort machte man aus Teig eine Pitta, die auf einem heißen Stein geröstet oder in der Pfanne gebraten wurde. In Unteritalien fand man die Pitta zu langweilig und bestrich sie vor dem Backen mit etwas Tomate, wobei die Tomate ja durchaus nicht Italienisches ist, sondern von den südamerikanischen Azteken stammt, wo sie Tomatl - plumpe Frucht bekannt war und von den Spaniern nach Europa gebracht wurde. Die Spanier hatten in Unteritalien einen ungeheuren Einfluß, ja, Apulien ist heute noch ziemlich "spanisch". Die erste Tomaten Soße wurde denn auch in Unteritalien als "spanische Soße" hergestellt.

Erst in Amerika wurde aus diesem griechisch-italienischen Pitta die Pizza, wie wir sie heute kennen. Von Amerika aus eroberte dann die Pizza zunächst Italien und dann die ganze Welt. Aber eine amerikanische Pizza ist heute noch etwas völlig anders als ein italienische. Oder hat jemand schon mal eine italienische Pizza mit Ananas oben drauf gegessen?
Eine richtige "italienische" Pizza ist also genau besehen Griechisch - Italienisch - Spanisch - Amerikanisch - Italienisch - Europäisch - Amerikanisch.
Was wäre, wenn die Griechen ihre Pitta für sich behalten hätten? wir würden immer noch die trockenen Brotfladen aus der Pfanne essen und bei Italiener würden wir vergeblich nach einer Pizza fragen.
Kulturtransfer verändert immer!
Nicht nur die übernommenen Inhalte - oft wirken sie in der veränderten Form wieder dorthin zurück, wo die Ursprünge lagen und verändern auch die Ursprünge.
Kulturtransfer ist - wenn er gelingt immer ein Dialog!
Die Türken haben und den Döner gebracht, aber der Döner in Deutschland ist nicht mehr der selbe, wie in der Türkei. Bei uns wird er oft aus Putenfleisch hergestellt, in der Türkei ein Graus! Und: die Türken, die bei uns den Döner machen. sind nicht mehr die Selben wie in ihrer Heimat. Und das wirkt auch wieder zurück auf die Türkei, die sich verändert, verändern muss, weil sich ihre Menschen durch den Kulturtransfer ändern.

Der Zen ist in Japan deshalb so wichtig geworden, weil er als chinesischer Import in Japan völlig verändert wurde. Natürlich weiß man bis heute um die chinesicehn Wurzeln des Zen, aber Zen in China ist völlig anders als der Zen in Korea und in Japan. Erst als der Zen Japanisch wurde, bekam er seine ungeheure kulturstiftende Kraft in Japan.

Das Christentum stammt ohne Zweifel aus Palästina, wo der Jude Paulus sein Erweckungserlebnis hatte. Paulus brachte dann als römischer Staatsbürger das Christentum nach Griechenland, wo es sich völlig veränderte. Noch heute tragen etwa die griechischen Popen den Hut der antiken Herapriester. Würden unsere protestantischen Priester heute noch mit einer solchen Kopfbedeckung herumlaufen, so wäre das sicherlich ein etwas lächerlicher Anblick.
Auch der orthodoxe Ritus ist völlig anders als unserer. Am Tage der Kreuzaufindung durch die Gattin von Konstantin dem Großen gab es ein heftiges Erdbeben. Darum werden in den griechischen Kirchen die Kronleuchter hin und her geschwungen, damit man das Erdbeben unmittelbar nachempfinden kann. Man stelle sich so etwas in einer norddeutsche protestantischen Kirche vor. Die Leute würden den Herrn Pastor sicherlich in die Anstalt bringen, wenn er anfängt, den Kronleuchter hin und her zu schwingen.

Die katholischen Priester tragen zwar immer noch die Kleidung der Höflinge am Hofe von Konstantin dem Großen. Aber sie feiern Weihnachten, ein Fest, das es im Süden nicht gibt und eigentlich nicht geben kann, weil es ein LIchterfest ist. Weihnachten ist in den Wurzeln eben ein keltisches Winterfest und es wirkt immer noch komisch, wenn in Griechenland oder Süditalien ein Weihnachtsbaum aufgestellt wird. Das ist dort immer noch ein Fremdkörper.

In diesem Sinne frage ich mich, ob die japanischen Künste, wie etwa der Teeweg die Kraft haben, europäisch zu werden. Wenn das nicht der Fall ist, werden diese Künste irgend wann wieder in Europa verschwinden, weil sie nur "japanische Folklore" geblieben sind und keinen "Sitz in unserem Leben" gefunden haben.

Derzeit sind wir vielleicht noch in der Phase der Aneignung, aber was wird in einiger Zeit sein?
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Re: Müssen sich die Japanischen Künste in Europa verändern?

Beitragvon Kiun » Dienstag 20. Oktober 2009, 08:59

interessanterweise habe ich mich in den letzten tagen ebenfalls mit der frage nach dem "wie weiter" des teeweges in europa auseinandergesetzt. z.b. in meinem umfeld sind die reaktionen auf "meinen" teeweg durchwegs positiv und dennoch, kann es schwierig sein die inhalte des chado zu vermitteln. das ganze beginnt schon mit kleinigkeiten wie dem langen verweilen auf den knien... und nicht jeder ist ein glühender verehrer des koicha... :)

eher durch zufall habe ich mich in letzer zeit etwas intensiver mit der christlichen mystik befasst und dabei eine interessante paralelle zwischen zen und der christlichen mystik gefunden. scheinbar wird in der christlichen mystik die "nabelschau" praktiziert. eine form einer hara-meditation. WA, KEI, SEI und JAKU weisen ebenfalls gewisse ähnlichkeiten zu den 4 [i]viae[i]der abendländischen mystik auf. unvoreingenommen sieht eine tenmoku-schale auf einem dai wie ein abendmahlskelch aus. jemandem also, welcher sich mit der christlichen mystik befasst, kann man den teeweg vielleicht einfacher nahebringen, als jemandem welcher völlig sekulär lebt - und dies trifft wohl auf die ganz grosse mehrheit der 'westler' zu.

im vergleich zu anderen japanischen künsten, ist der teeweg vielleicht eher eine randerscheinung, was wiederum den vorteil hat, dass dieser (noch) nicht vermarktet wird, wie dies bei anderen wegen der fall ist. wettkämpfe gab es z.b. in den kampfkünsten nicht. heute gibts kendo-meisterschaften und karate-WM's. einzig aikido kennt keine wettkämpfe, dies aber deshalb, weil der begründer morihei ueshiba dies strikte abgelehnt hat. all diese wettbewerbe entstanden erst, als die "westler" die finger im spiel hatten. heutzutage kann man kalligraphiekerzen, 'zengärten' usw. kaufen, welche oft an geschmacksverstauchung echt nicht zu überbieten sind. man stelle sich vor, dies würde mit dem teeweg geschehen!

gelegentlich hege ich auch die befürchtung, dass der teeweg eines tages (wieder) aus der kulturellen landschaft der westlichen hemisphäre verschwinden wird, was mehr als nur bedauerlich wäre.

vielleicht besteht ein hauptproblem auch in den möglichkeiten der lehrtätigkeit. nicht jeder kann sich z.b. ein jahr in kyoto am midorikai leisten, etwa leute, welche familiär und/oder beruflich stark eingebunden sind. soweit mir bekannt ist, gibt es ja eine möglichkeit eines zertifikates (hikitsugi, oder so ähnlich) welches einem 'erlaubt' temae in einem bestimmten umfang zu lehren, die näheren bedingungen hierzu sind mir allerdings nicht bekannt.

eine denkbare, aber vielleicht auch heikle alternative wäre womöglich die gründung einer 'eigenen' schule, welche zwar den traditionellen teeweg lehrt, aber eben auch die bedürfnisse und voraussetzugen hier im westen berücksichtigt...ein wagemutiges unterfangen.

ich denke, dass die thematik "teeweg im westen - wie weiter?" äusserst komplex ist und ausführlicher diskutiert werden sollte.
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Re: Müssen sich die Japanischen Künste in Europa verändern?

Beitragvon sensei » Dienstag 20. Oktober 2009, 11:04

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Re: Müssen sich die Japanischen Künste in Europa verändern?

Beitragvon friede » Mittwoch 21. Oktober 2009, 08:35

Christliche Mystik und Zen-Buddhismus nehme ich als verwandt wahr. Mystik ist immer gegenwartsbezogen und unmittelbar. Meister Ekkardt und andere (christliche) Mystiker und Mystikerinnen sind dafür leuchtende Beispiele.
Dass sich für Christen der Zen-Buddhismus als ein zusätzlicher Weg praktizieren lässt, hat der Jesuitenpater Hugo E. Lassalle als Beispiel gezeigt. Hier hat schon etwas begonnen und setzt sich fort, was ein Zusammenfliessen und Umwandeln japanischer Kultur bzw. Philosophie betrifft und trotzdem das Charakteristische bewahrt.
Ich will noch ein einfaches Beispiel nennen: der Rosenkranz und das Mantra. Wer den Rosenkranz besser verstehen lernen will, kann sich auf die Wirkweise eines Mantra beziehen und dadurch wiederum, Verwandtes erkennen.
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Re: Müssen sich die Japanischen Künste in Europa verändern?

Beitragvon sensei » Freitag 23. Oktober 2009, 11:04

Mystik und Zen haben durchaus Berührungspunkte. Meister Eckehart würde es wohl verdienen, dass man sich intensiver mit ihm beschäftigt. da sind sicher viele Verwandschaften zum Zen.

Aber ich denke, dass der Zen nüchterner ist als die Mystik. Was zeichnet im Zen den Erwachten aus? Das er isst, wenn er hungrig ist und dass er schläft, wenn er müde ist. Es geht im Zen nicht eigentlich um blitzartige "mystische Erlebnisse", sondern schlicht um das "Erwachen" oder wie Dôgen sagen würde um das shikantaza - "einfach nur Sitzen" ohne Gewinn.

Aber es gibt ja in Japan durchaus auch den esoterischen Buddhismus mit seinen "Mantras". Da ist schon eine starke Verwandschaft da.
Ich war einmal in Italien in einer berühmten Wallfahrtskirche, als eine Gruppe von Pilgern kam. Sie beteten mit einem Priester als Vorbeter den Rosenkranz. Ich war zunächst völlig entsetzt den monotonen Singsang und über das Geleiere, mit dem die Gebete herunter geleiert wurden. Ganz plötzlich hatte ich eine Erkenntnis: das sind keine Gebete, die mit dem vollen Bewußtsein und dem vollen Verständnis des Inhaltes gebetet werden. Es ging nicht darum, den Inhalt des Gebetes zu verstehen, es ging darum, in einen tranceähnlichen Bewußtseinszustand kommen. Das waren Mantras! Dazu noch den Weihrauch und die dunkle Kirchenatmosphäre! Da ist kaum ein Unterschied zu den Rezitationen des "namu amida butsu", wie ich es auf dem Hiei-San bei Kyoto erlebt hatte. In Japan des 15. und 16. Jahrhundert gab es die Übung der tausendmaligen Rezitation des namu amida butsu. Wer das getan hatte, konnte sich Sen-ami (1000 mal Amida) nennen. Das hat dann sicher kaum anders geklungen als in der Kirche in Italien.

Aber wenn Christen den Zen praktizieren so wie es Enomiya Lasalle vorgelebt hat, dann verändert sich der Zen. Seit Lasalle hat man in Japan lange Zeit über die "Erleuchtungserlebnisse" beim Zen diskutiert. Alle wollten im Zen "erleuchtet werden". Das ist aber schon vom Begriff her nicht ganz richtig. Es geht beim Zen nicht um Lichterfahrungen, die blitzartig eintreffen. Es geht darum, seinen "Sitz" im Leben zu finden.
Für Dôgen ist bereits das Sitzen das Erwachen. Da muss man keine gewaltigen Erschütterungen erleben. "Einfach nur Sitzen!"
Wenn beim Sazen erschütterungsartige Erlebnisse auftreten, so würde ein Zenmeister sagen: "Mach dir nichts draus, das hört auch wieder auf! Vermutlich hast du zu lange gesessen und bist unterzuckert."

Natürlich gibt es Verwandschaften und natürlich sollen und müssen wir heute in einen Dialog eintreten. Aber in diesem Dialog werden beide Seiten verändert.
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Re: Müssen sich die Japanischen Künste in Europa verändern?

Beitragvon friede » Samstag 24. Oktober 2009, 09:12

Danke für Antwort, die von Ihren persönlichen Erfahrungen erzählt und darüber hinaus Zusammenhänge knüpft, was Zen und Mystik betrifft. Pater H.E. Lassalle hat ein Buch geschrieben "ZEN unter Christen", worin er auf die verschiedenen Berührungspunkte und Chancen eingeht, die einem Christen (oder auch religionsungebundenen) Mensch offenstehen, die die Meditation des Zen oder anderer östlichen Methoden ermöglicht. Ein Kapitel widmet er der Bedeutung der östlichen Meditation unter dem Titel: Die Bedeutung der östlichen Meditation für den "neuen" Menschen. U.a greift er die unterschiedlichen Auffassungen von Mystik auf. Er baut mit Hilfe des Buches "eine Brücke", die beschritten werden kann, sodenn Menschen Zugang zu einer östlichen Meditation suchen. Zen ist ein Weg davon, der, wie Sie schon erwähnen, gegenwartsbezogen und ganz praktisch sein kann. Essen, wenn essen, schlafen, wenn schlafen... Also die Reinform von: ganz im Jetzt leben. Oftmals erleben Menschen eine all zu grosse Zerstreuung und Zerrissenheit, die wie Selbstentfremdung ausarten kann. Pater Lassalle vergleicht in einem anderen Buch (ZEN-Unterweisung), die Exerzitien mit Zazen. Er hat beide Wege als heilvoll und gut angesehen (oder die Symbiose von beiden)und dabei das praktiziert, von dem er sprach und schrieb.
Einfach-werden, wieder Stille hören können und den Geist sammeln, das halte ich für wahre Schätze östlicher Meditationswege, wie der Teeweg oder ZEN-Meditation, das dem Menschen eröffnen können. Zu beobachten ist ein reges Interesse vieler Menschen.
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Re: Müssen sich die Japanischen Künste in Europa verändern?

Beitragvon sensei » Samstag 24. Oktober 2009, 11:18

Wir leben schon in einer merkwürdigen Zeit.
Christen suchen im japanischen Zen eine neue Erfüllung. Warum ist das so?
Haben die Kirchen da versagt?
In einer Diskussion mit einem Theologen habe ich einmal über die Möglichkeit gesprochen, eigene Erfahrungen zu machen, etwa in der Meditation. Die Antwort: "Die Zeit von Gotteserfahrungen ist vorbei. Wo kämen wir denn da hin, wenn jeder eigene Erfahrungen machen will. Da könnt ja auch ein Reserl von Konnersreuth bestimmen, wie Gott zu sehen ist!"

Es ist ja heute noch zu beobachten, dass von kirchlicher Seite her ein gewisses Misstrauen gegen die Zen-Leute besteht. Und genauso besteht in Japan ein gewisses Mißtrauen gegenüber den Europäern, die sich mit den japanischen Künsten und dem Zen befassen.

Jede Seite hat Angst davor, dass sie verliert, wenn sie abgibt. Aber meine Erfahrung war immer wieder, dass beide Seiten gewinnen, wenn sie geben. Je mehr man gibt, desto mehr bekommt man zurück.
Es wird also höchste Zeit, dass beide Seiten ein vollkommen offenes Verhältnis zueinander einnehmen. Beide Seiten werden die Gewinner sein.
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Re: Müssen sich die Japanischen Künste in Europa verändern?

Beitragvon friede » Sonntag 15. November 2009, 09:18

Die Berührungsängst (oder auch Vorbehalte) nehmen - mein Eindruck - eher ab. Anhand zahlreicher Zen-Zentren und einem regen Interesse vieler Menschen am Zen und ganz allgemein an östlicher Weisheit, sehe ich eine positive Entwicklung.
Die zahlreichen Künste, die speziell aus Japan stammen, erfreuen sich seit langer Zeit einer hohen Beliebtheit. Und im Laufe der Zeit wird es sicherlich Varianten dieser Künste geben, die "europäischen Geist" erkennen lassen. Das ist ein natürlicher Prozess, der die Urformen und Varianten gleichermaßen anerkennt und akzeptiert.
In Franken scheint viel japanischer Geist angesiedelt zu sein, der sich hier wohlfühlt und prächtig gedeiht.
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