Chabana - Blumen und Jahreszeiten

[sensei]

Guter Ansatz.
Verbesserung:
Die Blüten etwas dichter zusammen und als Basis und ein Zweig oder ähnliches, der den Raum öffnet.
Blumen sollen nicht auseinanderfallen, so als würde man die Arme in einer bedauernden Geste abspreizen. Dann hat das Gesteck keine Spannung.
Also diese Blüten dichter zusammen und darüber den Raum öffnen, dann wirds schon.

[Kiun]

"...ordne die blumen so an, wie sie auf dem felde wachsen." hmm... nebst dem, dass ich hier die chabana-diskussion gespannt mit verfolge, habe ich mir inzwischen endlos viele chabana-arrangements auf dem .net angeschaut. dabei fiel mir auf, dass die meisten arrangements sehr grosse ähnlichkeiten mit dem nageire-stil des ikebana gemein haben.

nageire (lit. "geworfene blumen) bestehen ja immer aus drei hauptlinen: shin, soe, hikae (sogetsu-ryu) die endpunkte der drei hauptlinien bilden stets ein ungleichschenkliges dreieck. liessen sich die regeln des nageire denn auch auf die chabana anwenden? zumal es dort ja auch eine streng aufrechte, locker aufrechte, geneigte und hängende form gibt und dies mit 2 oder 3 linien. selbstredend nicht so streng, wie dies beim ikebana der fall ist.

[sensei]

Aua!

Niemals würde ein Teemensch zugeben, dass seine Blumen Ähnlichkeit mit Ikebana haben.
Wir denken auch nicht in Linien oder Dreiecken!

Es kann schon sein, dass es manchmal so ähnlich aussieht, aber es ist nicht in Linien gedacht. Eher vieleicht in In und Yo (Yin / Yang). Sehr häufig sind Gestecke, in denen unten eine "dicke" Basis steht, die also für In gelten kann. Darüber kommt dann das "Raumgreifende" Element des Yo. Abgesehen von philosophischen Spekulationen sieht ein Gesteck eifach besser aus, wenn es eine stabile Basis hat und wenn es sich nach oben hin erweitert. Ob man das nun In und Yo nennen muss, sei dahingestellt.

Aber eigentlich stellt man im Tee keine solchen Regeln auf.

Ikebane und Chabana sind vollkommen eigenständige Kunstformen, wobei Chabana eben das schlichtere und nicht formale ist. Aber schließlich waren es Japaner, die beide Kunstformen entwickelt haben. Es sind eben "japanische Augen" am Werk. Unsere abendländische Kultur ist auch im Kern christlich, aber wer geht noch in die Kirche?

Wir Europäer nehmen durch probieren und sehen die Ästhetik der Chabana in uns auf.

Ich hatte früher große Probleme, Chabana zu stecken. Einmal habe ich Leuten erklärt wie das geht, und habe zur Demonstration ein paar Blume in die Hand genommen und in eine Vase "geworfen". Zack, da stand ein wunderbares Chabana. Da hat es in meinem Hirn und in meinem Herzen "klick" gemacht und ich hatte Chabana "verstanden".
Aber bitte nicht in Zukunft einfach ein paar Blumen in die Hand nehmen und in die Vase werfen. Mein damaliges Ergebnis war wohl deshalb so gut, weil ich - vermutlich unbewußt - die Blumen in der Hand schon sortiert und "richtig" angeordnet hatte.

[Kiun]

oh gabs einen zusammenstoss mit dem tokonoma-pfosten? ;)

ich habe mich wohl etwas undeutlich ausgedrückt. mir war schon bewusst, dass chabana und ikebana strikte getrennt werden. meine überlegungen gingen mehr in diese richtung, als dass die nageire-stile evtl. helfen könnten ein gefühl für komposition, formen, farben und proportionen zu entwickeln.

eigentlich spannend: im chado ist alles so durchstrukturiert und geregelt. aber offenbar nicht, was die chabana angeht.

[sensei]

Ganz ursprünglich war der gesamte Chanoyu nicht "durchgeregelt". Chanoyu ist einfach "nur" heißes Wasser für den Tee bereiten! Die Teemeister zu Rikyu's Zeiten waren total spontan und ohne strikte Regeln. Was ist das Wesen des Chanoyu? "Wasser holen, Feuer anzünden, Tee schlagen und Trinken, das ist alles!" Was ist das Wesen der Chabana? Stecke die Blumen so, wie sie auf dem Felde wachsen!" Man könnte hinzufügen: das ist alles. Aber das kann ich doch schon! Wirklich?

Das ist erst seit Gengensai's Reform anders. Seit dieser Zeit spricht man nicht mehr von Chanoyu, sondern von Chadō, was sprachlich eigentlich Unsinn ist. Wenn schon, dann müsste es Sa-Dō heißen: die "chinesische" Lesung von Weg ist Dō, dann müsste auch die chinesische Lesung für Tee gelten, also Sa. Aber weil wir Chawan, Chasen, Chakin, Ma-Cha usw sagen, sprechen Teeleute auch den Tee-Weg als Cha-Dō. Cha-Dō ist ein "Schulungsweg" mit strikten Regeln, Chanoyu eine Lebensform.

Wie dem auch sei, das Chanoyu zu Rikyu's Zeiten war NICHT TOTAL DURCHSTRUKTURIERT. Das ist erst ein Effekt der "Verschulung" unter Gengensai.

Im Chabana atmen wir also noch die ursprümgliche Luft der Freiheit!

[julian]

Apfel
Magnolie

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[sensei]

Etwas mehr Basis und den Apfel mehr frei stellen. Kann man machen, indem man in der Hanaire ein Kreuz aus passend geschnittenen Aststücken macht.

[julian]

in der vase befindet sich bereits ein aststueck welches quer eingeklemmt wurde. der apfel wurde dahinter plaziert, die magnolie davor. ich versuche das mit dem kreuz das klingt gut!
ich weiss was sie meinen mit mehr basis, aber ich habe gerade diese magnolie verwendet, weil sie noch nicht so weit geoeffnet ist. der apfel wirkt etwas zu wuchtig da stimme ich zu.

[julian]

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[sensei]

Dazu sag ich nichts!

Der Besuch im Myoshinan hat doch was gebracht.
DAS ist Chabana!