2-Tatami Teeraum

Teehaus - Architektur, Geschichte, Formen Räume, Materialien, Selbstbau

2-Tatami Teeraum

Beitragvon julian » Mittwoch 12. Januar 2011, 09:46

Hallo,

ich möchte gerne meinen Teeraum "ausbauen" und wäre über tips dankbar.
Die Maße des vorhandenen Raumes sind wie folgt:

Länge: 250cm
Breite: 190cm

also genug Platz für 2 Kyo-Tatami.
Würde gerne den Ro in die linke obere Ecke der Gastgeber Tatami bauen.

Wer hat Erfahrung im "Bühnenbau" und wer weiss, wo ich nicht zu teure, aber qualitativ hochwertige Materialien besorgen kann?

Vielen Dank!

Julian
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Re: 2-Tatami Teeraum

Beitragvon sensei » Mittwoch 12. Januar 2011, 10:03

Ein Raum mit zwei Tatami entspricht durchaus dem wabi Ideal Rikyu's.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, einen Ro einzubauen:
1. Sumi-Ro in der linken oberen Ecke
2. Muko-giri in der rechten oberen Ecke
3. Daime-giri in der zweiten (Gast-) Tatami.

Macht man den Ro in der Gast - Tatami, so bringt das sicher eine Einschränkung für die Anzahl der Gäste mit sich: Man kann nur einen Gast bewirten.
Organischer ist es, den Ro - Ausschnitt oben in der Gastgeber - Tatami zu machen.
Der Sumi - Ro (Ro in der Ecke) sitzt ganz oben links, vollkommen am Ende der Tatami. Letztlich ist es die gleiche Situation, wie bei Furo. Der Ro nimmt lediglich die Stelle des Furo ein, nur die Handhabung des Hishaku ist anders.
Der Muko-giri Ro (Gegenüberliegender Ro - er liegt gegenüber der "Normal-Position") liegt nicht vollkommen am Ende der Tatami. Zwischen Ro und Tatami Ende liegt ein Ko-ita, ein "kleines Brett", das bei einer vollen Tatamilänge 2 sun (etwa 6 cm) breit ist. Das Koita ist also genauso breit, wie der Ro-Ausschnitt, trennt den Ro aber um 2 Sun von der hinteren Wand.
Wenn die Tatami nur eine Daime (mit 3/4 Länge) ist, dann ist das Koita nur 1 sun 8 bu, etwa 5,6 cm.
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Re: 2-Tatami Teeraum

Beitragvon caro » Mittwoch 12. Januar 2011, 10:41

Man hat dann mit einem Sumiro oder Mukogiri Ro andere Einschränkungen:
man kann nur noch eine eingeschränkte Anzahl von unterschiedlichen Tenmae üben.
Alle "Normalformen" wie Tana oder die meisten Konnarai gehen nicht!
Die könnte man in einem solchen Raum nur im Sommer mit Furo üben.

Das ist dann eine bewußte Einschränkung auf reinen wabi-cha.
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Re: 2-Tatami Teeraum

Beitragvon sensei » Mittwoch 12. Januar 2011, 10:44

Das ist vollkommen richtig!
Ein kleiner Raum mit zwei Tatami ist eben ein wabi - Raum.
Man könnte aber auch für die eigenen Übungen den Raum ganz unkonventionell gestalten.

Man macht an zwei verschiedenen Stellen einen Ausschnitt für einen Ro, einen in der Gastgeber-Tatami und einen in der Gast-Tatami. Dann nimmt man einmal eine ganze Tatami und einmal eine halbe und eine halbe mit einem Ro-Ausschnitt. Dann kann man unterschiedliche Aufbauten Realisieren:
1. Halbe Tatami auf der Gastgeberseite mit dem Ro-Ausschnitt oben
2. Halbe Tatami auf der Gast-Seite mit dem Ro Ausschnitt als Daime-ro.

Dann kann man - allerdings nach Umbau des Raumes - entweder reinen wabi-Tee mit Sumiro oder Mukogiri machen oder aber eben - mit der Einschränkung, dass nur noch ein Gast Platz hat, die Konnarai- oder ähnliche Formen üben.

Alles klar oder braucht es kleine Skizzen?
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Re: 2-Tatami Teeraum

Beitragvon sensei » Mittwoch 12. Januar 2011, 10:55

Hallo Julian,
nochmal zum zwei Tatami Raum auf 2,50 x 1,90.
Für einen funktionierenden Teeraum braucht man ja nicht nur den eigentlichen Teeraum. Meistens wird die Mizuya, der "Vorbereitungsraum" vergessen. Aber bei einer Länge von 2,50 m und einer Tatami- Länge von 1,95 bleibt noch ein kleiner Raum für die Mizuya übrig.
Entweder stellt man einen Raumtrenner auf oder macht ganz komfortabel sogar eine Schiebetür. Dann entsteht vor der Gastgeber - Tatami ein kleiner Raum, den man braucht, um Eisatsu - die formelle Begrüßung noch außerhalb des eigentlichen Teeraumes - zu machen. Rechts daneben könnte dann ein kleines Tana aufgestellt oder eingebaut werden, das als eine Art Mizuya dient.
Dann muss man natürlich auf eine Tokonoma verzichten.
Die kann man aber symbolisch andeuten, indem man den Raum für die Tokonoma oberhalb der Gast-Tatami mit einer Holzleiste abtrennt.
Eine weitere Möglichkeit für eine "Tokonoma" besteht darin, dass man unterhalb des Gastgeber - Sitzes eine Toko mit einer Leiste abtrennt. Dann hängt das Kakejiku hinter und neben dem Gastgeber: ein vollkommener Ausdruck des Zen, denn der Gast schaut immer zugleich auf die Tenmae und den Gastgeben UND auf die Kakejiku mit einem Zenspruch.
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Re: 2-Tatami Teeraum

Beitragvon julian » Mittwoch 12. Januar 2011, 16:40

vielen, lieben dank fuer die antworten!
so viel information auf einmal - das freut mich wirklich sehr.
die loesung mit 2 stellen fuer den ro klingt plausibel, gerade wenn man verschiedene tenmae ueben moechte.
mizuya habe ich nicht vergessen, aber ich war mir sicher, dass dafuer kein platz mehr ist. aber auch dafuer scheint nocht ein wenig platz zu sein. noch einmal vielen dank fuer die tips. jetzt liegt es an mir was ich daraus mache

liebe gruesse,
julian
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Re: 2-Tatami Teeraum

Beitragvon sensei » Mittwoch 12. Januar 2011, 21:49

Hier eine ungefähre Skizze (keine genauen Maßangaben) zur Ideensammlung:
Bild

Die beiden Tatami sind:
links Gastgeber Tatami mir Mukogiri (oder Sumiro, dann eben auf der anderen Seite)
rechts Gast-Tatami mit Ro - Ausschnitt.
Der dargestellte Mukogiri sitzt nicht ganz oben an der Oberkante der Tatami, sondern durch eine Holzleiste (ca 5 - 6 cm) von der Wand getrennt

Wenn man sich beide Tatami bestellt und die Ausschnitte dazu liefern läßt, kann man je nach Bedarf den einen oder den anderen Ausschnitt schließen.

Unten, die etwas dunklere Fläche ist die Mizuya und der Gastgebereingang. Komfortabel wird es, wenn man dazwischen eine Wand mit Schiebetür anbringt. Die Tür könnte etwas schmaler sein als die halbe Tatami und vor der Mizuya ist eine feste Wand.

Toko wie vorgeschlagen oberhalb der Gast-Tatami oder lins unten neben der Gastgeber-Tatami
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Re: 2-Tatami Teeraum

Beitragvon julian » Donnerstag 13. Januar 2011, 00:10

VIELEN DANK!

verstehe ich das richtig:

- wenn ich sowohl in der gastgeber tatami als auch in der gast tatami einen ausschnitt fuer ro habe, kann ich mehrere tenmae machen als wenn ich nur einen ro in der gastgeber tatami habe

- dazu benoetige ich zwei unterschiedliche halbe tatami mit ausschnitt fuer ro die ich dann je nach tenmae in betrieb nehme bzw. abdecke

- ein portabler ro genuegt der je nach tenmae verlegt wird

- holzleiste auch bei sumi-ro oder nur bei mukogiri?



"Komfortabel wird es, wenn man dazwischen eine Wand mit Schiebetür anbringt."

das waere natuerlich der traum, aber das wird etwas kostenspielig denke ich. ausserdem habe ich vor eine art mobilen teeraum zu schaffen, der auch wieder abgebaut werden kann und an einem anderen ort wieder aufgebaut werden kann. da ich hier zur miete wohne, weiss ich nicht ob ich eine zusaetzliche wand einziehen kann. das finde ich noch heraus und lasse sie es wissen.

danke noch einmal fuer ihre hilfe

julian
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Re: 2-Tatami Teeraum: Ro-Ausschnitte in der Tatami

Beitragvon sensei » Donnerstag 13. Januar 2011, 10:05

Sumiro sitzt direkt in der Ecke ohne Holz - Trennleiste.

So wie mein Vorschlag jetzt gezeichnet ist, sind Ausschnitte für den Ro in BEIDEN Tatami.
Grund:
1. Man muss nur den mobilen Ro-Einsatz wechseln und die jeweils nicht genutzte Tatami mit dem Ausschnitt abdecken.
2. Wenn man den Ro in der Gast Tatami haben will, so braucht man 2 halbe Tatami.
Legt man die auf die Gastgeberseite, so hat man einen Schnitt onerhalb des Sitzplatzes. Ist nicht so komfortabel.
Der Ausschnitt für die Ro-Tatami kommt oben rechts zu liegen. Das ist aber ein Mokogiri, der mit der Holzleiste tiefer liegen sollte. Das geht aber nicht in der Gasttatami.

Also besser zwe Tatami mit Ausschnitt kaufen.
Eine halbe ohne Ausschnitt und eine halbe mit. Dazu eine Ganze mit Auschnitt entweder für Sumiro oder Mukogiri.
Was einem halt besser zusagt.
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Re: 2-Tatami Teeraum: Schiebetür am Gastgebereingang

Beitragvon sensei » Donnerstag 13. Januar 2011, 10:09

Man kann durchaus ein kleines "Teehaus" auch mobil bauen.
Zerlegbares Podest mit einem zerlegbaren Holz-Ständerrahmen für die "Wände".
Das sieht dann aus wie ein Vogelkäfig mit Tatami-Boden.
Dann nur auf der Mizuya Seite eine Schiebetür anbringen. Die ist ja ohnehin mobil.

Das kleine zerlegbare Teehaus besteht also aus einem hölzernen Rahmengerüst, in das man am Boden Bretter einlegt für das Podest. Beim Umzug Bodenbretter herausnehmen, Rahmengerüst zerlegen, umziehen.
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