Teehaus-Bauer

Teehaus - Architektur, Geschichte, Formen Räume, Materialien, Selbstbau

Teehaus-Bauer

Beitragvon alchemist » Donnerstag 17. Dezember 2009, 11:29

Hallo,
ich bin neu hier und ich weiß nicht, ob es hier der richtige Platz ist, aber ich hab keinen Anderen gefunden wo man sich vorstellen kann. Ich denke man sollte sich vorstellen wenn man wo neu dabei ist. Also mach ich das mal hier. Möglicherweise wird ja dafür ein eigener Bereich geöffnet. Dann könnte mein Betrag dorhin verschoben werden
Aber nun zu meiner Vorstellung:
Mein Vorname ist Manfred und ich bin 50 Jahre alt. Bin verheiratet und habe eine Tochter mit 9 Monaten. Von Beruf bin ich Chemiker und als solcher Entwicklungsleiter in einer Firma, die Pflegemittel herstellt.
Durch meinen Beruf bin ich in den letzten 15 Jahren mehr als 20 mal jeweils mehr als 1 Woche in Japan gewesen um mit Kunden über unsere Produkte zu sprechen. Als mich Ostern 2006 meine Frau begleitet hat und wir auch Kyoto besucht haben, ist bei uns der Wunsch gereift in unserem Garten ein Teehaus zu bauen. Ich habe dann sehr viel im Internet recherchiert und so auch die Seite http://www.teeweg.de entdeckt, welche mir bei meinen Planungen sehr viel geholfen hat. Nachdem der Plan für das Teehaus in etwa stand, haben meine Frau und ich im Winter 2007 die entsprechenden Bäume für das Teehaus gefällt und heimgebracht (natürlich in Absprache mit dem Förster und die ganzen Bäume haben mich 60 € gekosten). inzwischen sind die Stämme abgeschält und haben einen Herzschnitt bekommen und trocknen stehend seit Frühjahr 2007. Im Sommer 2007 habe ich dann bei Christoph Henrichsen bei der Fa. Dick einen 2 Tage-Kurs über japanische Rundholzverbindungen gemacht. Mein inzwischen verstorbener Vater war Zimmermann und ich habe sehr viel von ihm lernen können und mit ihm bereits 3 Dachstühle für Einfamilienhäser gemacht und auch andere kleinere Sachen gezimmert.
Als weiters Hobby betreibe ich das Schmieden und habe in der zwischenzeit auch schon Werkzeuge für meinen Teehausbau im japanischen Stil selbst geschmiedet. Das wären ein Yariganna, ein Kanna, ein Genno und andere Kleinigkeiten, natürlich werde ich auch die ganzen Nägel (so viele braucht man ja beim Bau eines japanischen Teehauses nicht) selbst schmieden.
Durch diese ganzen Vorbereitungen habe ich auch mehr Verständnis für den Teeweg bekommen.
Ich hoffe, dass ich hier Anregungen für den Bau meines Teehauses bekommen kann, aber auch anderen Leuten hier möglicherweise weiterhelfen kann.
Das geplante Teehaus soll ein zwei Mattenraum mit Nakaita zwischen den zwei Matten werden.
Hier: http://www.ibiblio.org/japanwood/phpBB2 ... 97bc69bb09
habe ich auch schon ein bisschen über meine Pläne des Teehausbaus geschreiben. Das Forum ist mittlerweile verschoben worden und ich hoffe der Link funktioniert noch. Diese Forum ist momentan hier zu erreichen: http://www.japanesetools.com/phpBB3/
Momentan sind die Fundamente betoniert und die Basisteine, auf denen die Balken dann stehen sollen hergerichtet. Im Frühjahr soll es dann, nachdem das Holz gut abgelagert und getrocknet ist mit dem Bau losgehen.
Ich baue gerade ein Modell im Maßstab 1:10 an dem ich schon viel gelernt habe, was mir dann später bei der realen Umsetzung sicherlich helfen wird.
Aber weiteres dann in der Abteilung "Teehaus Architektur".

Servus

Manfred
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Re: Teehaus-Bauer

Beitragvon sensei » Donnerstag 17. Dezember 2009, 11:47

Das klingt wirklich interessant!
Ein Niju-nakaita Raum ist klein genug, um eine wirklich gute Athmosphäre zu machen und groß genug, damit man sich nicht zu beengt fühlt.

Lassen Sie uns an Ihren Plänen teilnehmen. Vielleicht kann man ja die eine oder andere Skizze oder ein Bild vom Modell einstellen? Sie haben hoffentlich auch an die Mizuya gedacht? Die wird nämlich oft im Eifer ganz vergessen.

Wenn Sie die Pläne zu mir schicken möchten, kann ich Ihnen gern den einen oder anderen Tipp geben.
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Re: Teehaus-Bauer

Beitragvon caro » Donnerstag 17. Dezember 2009, 17:13

Konnichi wa Manfred san,
ich finde das ja super toll, dass du die Mühe und Kosten auf dich nimmst um ein "richtiges" Teehaus zu bauen!
Du scheinst das ja sehr systematisch anzugehen, wenn du sogar eigens Kurse bei Dick besuchst.
Aber wie willst du denn das fertige Teehaus nutzen, wenn du keine Teezeremonie kannst?
Ein zwei-Mattenraum mit Mittelbrett ist ja recht "kuschelig", aber hast du auch an die Mizuya gedacht? Ohne kann man halt keine Teezeremonie machen.
Hast du ein "Mondbetrachtungsfenster" geplant? An welcher Stelle soll der Ro sitzen? Wie willst du die Feuerstelle heizen? Mit Holzkohle? Gibt es dann ausreichend Belüftung im Raum. Wenn keine ausreichende Entlüftung vorhanden ist, kann man nicht ohne Vergiftungsgefahr mit Holzkohle arbeiten.

Fragen über Fragen, aber vielleicht möchtet ihr das kleine Häuschen ja auch einfach nur als japanisch inspirierte Rückzugsmöglichkeit nützen? Solltet ihr jedoch auch "richtige" Teezeremonie üben wollen, dann herzlich willkommen zum Unterricht hier im Myoshinan.
caro
 

Re: Teehaus-Bauer

Beitragvon friede » Donnerstag 17. Dezember 2009, 20:33

Willkommen, sehr geehrter Herr Manfred,
Sie schreiben derart euphorisch über Ihr geplantes Teehaus, dass man dahinter viel Freude am Handwerk selbst verspürt. Ein Zweimatten-Teehaus, ist sicher eher ungewöhnlich, unorthodox, doch gerade das könnte Ihr Teehaus auszeichnen.

gutes Gelingen
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Re: Teehaus-Bauer

Beitragvon sensei » Donnerstag 17. Dezember 2009, 20:58

Ein 4 1/2 Tatami-Raum gilt zwar als "Norm", aber für die private Nutzung ist mir das fast zu groß.
Ich habe schon sehr viele Teeräume geplant und gebaut und bzw. bei Bau beraten. Aber je älter ich geworden bin, desto kleiner wurden meine Teeräume.
Bei den Räumen sind die Proportionen sehr wichtig. Ein drei-Tatami-Raum hat immer etwas merkwürdige Proportionen. Es sind ja zwei Formen möglich: zwei Tatami längs und eine quer oder drei Tatami längs, also parallel zueinander. Da passen auch nur genau so viele Gäste rein wie in einen zwei-Tatami-Raum. Lediglich der Raum zwischen Gast und Gastgeber ist kleiner. Ein Kompromiss ist da ein Zwei-Tatami Naka-ita. Für die Gäste genauso viel Platz wie im drei Tatami-Raum. Aber die Athmosphäre ist wärmer.
Einer meiner schönsten Räume, die ich geplant habe ist ein Zwei-Tatami Daime. Also zwei ganze Tatami, die parallel liegen und eine dritte Tatami für den Gastgeber als Daime (also 2/4 der Gesamtlänge), ebenfalls parallel zu den beiden anderen Tatami. Diese Version bietet ausreichend Platz für die Gäste und ist sehr intensiv im Raumgefühl. Der Nachteil ist, dass man wegen des Daime-Raumes keine "höheren" Zeremonien wie Daisu machen kann. Da fehlt einfach der Platz.
Aber zur Not kann man in einem Zwei-Tatami / Naka-ita auch Daisu machen. Das geht in einem Daime-Raum eben nicht.

Ein viereinhalb Tatami-Raum ist zwar nicht allzugroß (ca. 9qm), nimmt aber mit den Nebenräumen wie Mizuya und Speicherraum ein nicht unerhebliches Volumen ein. Das ist dann die Frage. ob man soviel Platz im Garten hat.
Ich finde deshalb 2 + naka-ita ziemlich ideal für wabi-cha und als Kompromiss zum Üben auch für Daisu.
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Re: Teehaus-Bauer

Beitragvon yuki » Freitag 18. Dezember 2009, 10:43

Find ich großartig!
Der Bau eines Teehauses ist sicher auch ein Zugang zur japanischen Kultur und zum Teeweg.
Da würde ich auch gern helfen - wenn ich nicht total ungeschickt wäre. Aber Shoji bekleben oder sowas ginge ja noch.
Und selber Werkzeuge schmieden. Alle Achtung!
Vielleicht treffen wir uns ja mal beim Tee machen?

Ich warte schon ganz gespannt auf die Pläne von dem Teehaus.
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Re: Teehaus-Bauer

Beitragvon alchemist » Montag 21. Dezember 2009, 14:14

Hallo,

ich freu mich, dass mein Thema auf so reges Interesse stoßt.
Die Pläne kann man hier: http://www.ibiblio.org/japanwood/phpBB2 ... 97bc69bb09 sehen. Ich habe sie noch ein wenig geändert und die Proportionen passen auch nicht so ganz wegen dem einscannen.
Ich habe zur Zeit Urlaub und hoffe, dass ich bald Bilder von meinem Modell einstellen kann.

@ sensei,
An eine mizuya habe ich gedacht. Sie ist zwar sehr klein aber die Größe sollte reichen.

@ caro
Ein Mondbetrachtungsfenster ist nicht vorgesehen, da ich Schwierigkeiten beim Abdichten des Schilfdaches sehe.
Ich möchte ein ca. 30 cm dickel Schilfdach in Form von iri-moya machen. Dort sind in den kleinen Giebel Fenster im Dach eingearbeitet.
Da kann dann auch durch eine unvollständigen Verbrennung von Kohle möglicherweise entstehendes Kohlenstoffmonoxid abziehen. Kohlenstoffmonoxid ist im Gegensatz zu Kohlenstoffdioxid leichter als Luft und kann dann mit dem warmen Luftstrom nach oben abziehen. Somit ist auch die Frage nach dem Heizen geklärt.
Am Anfang war da Haus nur als ruhige Rückzugsmöglichkeit gedacht. Aber durch die Recherchen habe ich doch sehr Interesse am Teeweg gefunden und möchten diesen lernen. Da ist der Myoshinan sicherlich ein guter Platz. Außerdem ist es ja von uns aus gar nicht so weit.

Servus

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Re: Teehaus-Bauer

Beitragvon sensei » Montag 21. Dezember 2009, 15:53

Eine kleine Mizuya ist immer besser, als keine Mizuya!
Und ein kleines Teehaus ist hunderttausendmal besser als kein Teehaus!

In einem amerikanischen Forum wurde heftig über die Vergiftungsgefahren durch die Holzkohle diskutiert. Dort wurde sogar vorgeschlagen, Messgeräte zu installieren, die Alarm bei Vergiftungsgefahr geben. Die einfachste Lösung ist die Japanische: Kein Teehaus ist wirklich "dicht". Es zieht an allen Ecken und Enden. Das macht auch überhaupt nichts, weil das Gefühl für einen schönen warmen Raum noch verstärkt wird, wenn man spürt, dass es draussen kalt ist. Eine ganz andere Frage ist dann der Verbrauch an Heizenergie. Aber glauben sie mir: ich habe absolut dichte Teehäuser erlebt. Die Atmosphäre? Schweigen wir lieber!
Ich mag halt nicht in Plastiktüten leben, und schon gar nicht Tee machen.

Zum Tuskiagemado (dem "Mond - oben - Fenster"):
Die Abdichtung ist dann kein Problem, wenn man das japanisch angeht. Hier mal eine Skizze:
Bild

Ganz oben sieht man die Dachschindeln auf der Konterlattung. Im Dach eingeschnitten das Fenster. Das Dach geht deutlich sichtbar an allen Seiten weit über den Fensterausschnitt hinüber. Das Fenster selbst ist mit einem Brett abgedeckt, das dann mit einem Bambus- oder Holzstab in der gewünschten Weite nach oben aufstellen kann.
Die Holzklappe ihrerseits ragt auf der Unterseite weit über das Dach hinaus. Auf diese Weise kann Regen oder Schnee wieder nach unten auf das Dach tropfen.
In dem dicken Rahmen für die Fensterkonstruktion sieht man die laufschienen für die Shoji-Fenster, hier sind es zwei gegeneinander verschiebbare Shoji. Darunter dann die Vertäfelung im Innenraum, die von Bambusstangen längs und quer gehalten wird.
Die ganze Fensterkonstrukltion sitzt in einem "Kasten", der unter dem Dach hängt und an allen Seiten abgedichtet ist, so dass weder Regen noch Flugschnee eindringen können. Das obere Verschlußbrett kann mit einem Haken festgehängt werden.

Ein solches Fenster ist nicht nur für die Lüftung fast lebensnotwendig, es gibt zugleich ein wunderbares, gedämpftes Licht, das für die Atmosphäre im Teeraum ganz entscheidend ist.

Und noch eins: zum Tee lernen sind Sie hier herzlich willkommen.
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Re: Teehaus-Bauer

Beitragvon alchemist » Montag 21. Dezember 2009, 19:47

Hallo sensei,

vielen Dank für die schöne Skizze für das Tuskiagemado. Aber wie Sie geschrieben haben ist dies für ein mit Schindeln gedecktes Dach. Da ich mit Schilf decken will, das ich bereits letzten Winter geschnitten habe. Muss ich eine Stärke von ca. 30 cm decken. Dort wird es dann schwierig das Fenster einzubauen. Und durch die angestrebe iri-moya Dachform habe ich sowieso zwei Fenster im Dach,
Wie man an der Skizze sieht, ist auch noch eine Zwischendecke eingezogen. Ich plane, dass man die Innenseite des mit Schilf gedecken Daches sieht. Das Dach soll eine Neigung von 45° haben, damit es bei einer Schilfdeckung auch dicht ist und aureichend lange hällt.
Das mir dem CO sehe ich wirklich unproblematisch. Wie bereits erzält schmiede ich auch. Hier benutzen wir zum Teil auch Holzkohle und Gas und es gibt keine Probleme mit CO. Bei ausreichender Luftzufuhr, und die ist in einem Teehaus mit Shoji sicherlich gegeben, verbrennt Kohle zu CO2. Sollte sich dennoch CO bilden, dann ist es wie bereits geschildert leichter als Luft und verschwindet im Dach. Sicherlich würde ich kein Holzkohlefeuer in einem geschlossenen Wohnraum entzünden. Aber wieviel Kilogramm Holzkohle verbrennt man denn während einer Teezeremonie? Sicherlich nicht mehr als ein Kilogramm.
Vielen Dank für die Einladung zum Erlernen der Teezeremonie ich komme mit Sicherheit darauf zurück.

Servus

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Re: Teehaus-Bauer

Beitragvon alchemist » Montag 21. Dezember 2009, 21:28

Hallo,

nun ein paar Bilder von der Baustelle. Heute photographiert. Die 20 mm Stahlstempen sind die Halterungen für die senkrechten Rundlinge der Hütte.

Servus

Manfred
Bild
Blick durch das Tor auf die Baustelle

Bild
Baustelle 1

Bild

Baustelle 2
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