Teehaus-Bauer

[sensei]

Ich habe mir die Bilder noch einmal angeschaut.
Ein tsukiage-mado ist in diesem Raum wirklich nicht nötig. Der ist in sich stimmig.
Aber der sadoguchi ist wirklich ein Problem. Da kann man keine Teezeremonie machen! Man bracuht einfach Platz zum Gehen, Stehen, Sitzen und Tür schließen. In ihrer jetzigen Lösung muss man das alles auf dem Arbeitsplatz machen und dabei wirft man unter Garantie die Teeschale oder andere Dogu ins Feuer des Ro.
Oberhalb vom Gastgeberplatz ist ja noch eine kleine Nische neben der Toko. Das ist sehr hübsch, bringt aber nichts für die Funktion. Sie haben dort in der Nische ein chigai-dana vorgesehen. Das passt vom Stil her eher nicht in einen solchen Raum, das ist eher Shoin-zukuri Stil. Ich weiß, ein solcher Platz hat seinen ungeheuren Reiz und man will sowas unbedingt einbauen. Aber dann lassen sie dafür die Nische mit der Sitzbank weg.

Wenn man auf die shoin-zukuri Nische neben der Toko verzichtet, dafür aber in der (neuen) Rückwand ein kleines rechteckiges Fenster läßt und draussen eben die Nische für eine Sitzbank macht, dann stimmt alles ganz super.
Auf der rechten Seite der Toko kann man noch ein kleines Fenster lassen, damit fällt Licht auf die kakejiku. Das ist in einem solchen kleinen Raum recht schön.

Wir haben hier einen Niju-nakaita Raum. Kommen Sie her und machen gemeinsam mit uns eine Zeremonie, dann werden Sie verstehen, was ich im Bezug auf den sadoguchi meine. Wäre schade, wenn sie später keine tenmae in diesem schönen Raum machen könnten.

[alchemist]

[sensei]

An der Stelle kann kein Ro sitzen! Da kann man keine tenmae machen.
Es gibt genau acht Positionen für den Ro, e für den regulären Raum und 4 für den seitenverkehrten (Kyakugate).
Also hier sind vier Positionen möglich. Grob gesagt unterhalb oder oberhalb der halben Tatami oder innerhalb der Gastgeber Tatami als mukogiri oder als sumiro. In diesem Raum also im Nakaita unterhabl oder oberhalb der Mitte der Tatami. Im Nakaita empfhielt sich eh nur die Lage oberhalb.
Als Mukogiri oder sumiro sitzt der Ro also NICHT im nakaita.
Die Lage oben im nakaita funktioniert nicht!

[alchemist]

Hallo sensei,

Entschuldigung für die nun von mir gestiftete Verwirrung. Die Grundrisszeichnung ist der Stand vor 2 Jahren und wurde eben schon optimiert, so wie es jetzt das Model zeigt.
Aber wie sich nun herausstellt besteht weiterer Optimierungsbedarf.

Servus
Manfred

[sensei]

Das Elixier des Lebens heißt 仙丹 - Sen-tan .
Sen 仙 ist der Mensch, der in den Bergen lebt, also ein (daoistischer) Einsiedler oder ein Bergmönch. Tan 丹 ist Purpur bzw. Zinnober. Das Zinnober - aber das wissen Alchemisten eh besser - ist ein Quecksilbersalz. Das Zinnoberfeld sitzt nach der chinesischen Auffassung im Dantien. Wenn man Zinnober erhitzt, wandelt es sich um in Quecksilber. Das ist dann die Lebensenergie, die langsam bei den Übungen in der Wirbelsäule nach oben steigt, bis es den Horai-San, den Götterberg (sitzt im Kopf ganz oben) erreicht. Von dort senkt es sich als Nebel oder Tau (Speichel) wieder nach unten, bis der Strom des Lbens das Herz erreicht. So in etwa und in Kürze.
Der Einsiedler in den Bergen ist in der Lage, dieses alchemistische Elixier und damit das (ewige ?) Leben zu erzeugen.

Ein schöner Name für ein Teehaus wäre dann
Sen-Tan-An 仙丹庵 oder
Sen-Tan-Tei, 仙丹亭
das ist Geschmacksache. Ich finde, Sentan-an ist leichter zu sprechen. Ganz viele Teehäuser haben das An im Namen (siehe Myoshin-An). Seitan-Tei würde an Rikyû's Kasa-Tei erinnern, das auch ein von unten offenes Schilfdach hat und an einen Schirm (Kasa) erinnert.
Sentan-An hätte dann noch ein kleines Zuckerl als Zugabe. Es gibt die Sentan hana , das ist eine - natürlich - purpurrot blühende Pflanze, der Ixora chinensis. Vielleicht bekommt man die ja sogar im Garten zum Blühen.

[sensei]

PS.: Ich weiß nicht, was heute mit dem Computer los ist. Er setzt immer in dem vorigen Beitrag (unerwünschte) furigana ein und wenn ich den Beitrag neu lade, um das zu korrigieren, sind die Kanji inclusive Furigana verschwunden. Also lass ich das jetzt mal so stehen, wie es steht.

Vielleicht hat der was gegen 仙丹 ?????
Oder ein kleiner 仙 - Bergeinsiedler sitzt heute am Vorweihnachtstag da drin und hat was gegen den Verrat seiner Geheimnisse. Die Welt ist voller Wunder und Geheimnisse!

[alchemist]

Hallo sensei,

ich kann es lesen. Und finde der Vorschlog wirklich hervorragend.
Sen-Tan-An ist wirklich ein sehr schöner Name.
Auch die Pflanze finde ich schön, nur ist sie auf troposche Klima angewießen, was meine Recherchen ergeben haben. Man könnte sie höchstens als Zimmenpflanze bzw. Zimmerbonsai bei uns kultivieren.
Eine, von der Blüte sehr ähnliche Pflanze wächst bereits im Roji. Es ist unser europäischer Seidelbast.

Manfred

[sensei]

Nach eurem Besuch gestern bin ich ja nun im "Besitz" des wunderbaren Modells und meditiere noch immer darüber.
Da ist mir noch eine Kleinigkeit aufgefallen.

Wir haben ja gestern über die Größe des Kininguchi diskutiert. Das ist der Eingang auf der Seite des Teehauses mit Shoji-Türen. Bei Rikyû gab es ja keinen kinin - guchi, der ja für eine höher gestellte Persönlichkeit gedacht war. Für Rikyû war ja die Gleichheit der Menschen im Teeraum oberstes Gebot, deshalb gab es in seinen (späteren) Teehäusern nur noch den Kriecheingang, den Nijiri-guchi. Durch den Kinin-guchi kann man ja fast aufrecht stehend hineingehen.
Wir haben darüber gesprochen, dass man vielleicht die Shoji nicht in "Norm-Größe" wie in üblichen japanischen Räumen, sondern niedriger machen sollte. Die Norm im Teehaus ist eben, dass es keine Norm gibt. Meistens macht man die Türen niedriger und/oder schmaler als üblich, besonders in kleinen Räumen unter 4 1/2 Matten.

Ich habe mir nun noch einmal das Modell genauer angeschaut und mir ist aufgefallen, dass die Tokonoma relativ flach, dafür aber doch recht breit ist. Man sollte vielleicht überlegen, ob man die Tiefe der Toko optisch vergrößert, indem man die rechte Seitenwand verlängert. Das heißt dann, dass der Kinin-guchi nicht nur niedriger, sondern auch schmaler würde. Das würde mir persönlich für einen kleinen Raum besser gefallen, als wenn der Eingang zu groß wird. Das sprengt die Proportionen des Raumes.
Wenn man die Seitenwand etwas verlängert, erhält man optisch den Eindruck einer tieferen Tokonoma. Dann könnte man auch, wie ich es ursprünglich vorgeschlagen hatte, noch ein kleines Fenster seitlich in der Wand anbringen, von dem aus Licht in die Toko beleuchtet fällt. Es bleibt dann immer noch genügend Platz, um die Shoji weit zu öffnen, wenn man mal im Raum sitzen und in den Garten schauen möchte. Aber es entsteht der Eindruck einer größeren Geborgenheit.

[julian]

sensationell!
wo kann man bilder des fertigen teehauses sehen?

[alchemist]

Hallo,

ich habe gerade gesehn, dass das Forum wieder funktioniert.
Das mit dem Teehaus geht nicht so schnell, da ich in meiner Freizeit auch noch andere Dinge mache (zur Zeit macht die beschäftigung mit unserer kleinen Tochter sehr viel Spass und ich hoffe sie wird mir bald bei Bau helfen)
Wenn ich dazukomme werde ich Bilder vom jetzigen Stand zeigen
Ich denke aber, dass es diesen Sommer ein Richtfest geben wird.
Servus
Manfred