DER TEEWEG IM OKTOBER

Aki chikaki
kokoro no yoru ya
yo jo han

Matsuo Bashô

Der Herbst kommt heran.
Das Herz erfüllt von Sehnsucht:
Viereinhalb Matten

Am Sonntag den 12. Oktober feiern wir im Myoshin An den Gedenktag zum Tode des berühmtesten Haiku - Dichters Japans, Matsuo Bashô. Ihm zu Ehren werden wir selbst ein paar Haiku verfassen, einige seiner Werke besprechen und anschließend feierliche Teezeremonie zu seinem Gedenken abhalten.

Bashô's Haiku ruft in den regnerischen und kühlen Herbsttagen die Sehnsucht nach der Geborgenheit des Teeraumes mit seinen viereinhalb Matten wach. Das Feuer unter dem Teekessel wärmt und der Kessel singt wie der Wind in den Kiefern, aber wir sind geschützt vor Wind und Wetter und geborgen in der Stille des Teeraumes.

Im Sommer war die tragbare Feuerstelle soweit wie möglich weg von den Gästen platziert, um sie nicht unnötig in der Hitze des Sommers zu belasten. Jetzt im Oktober, wenn es draussen kälter wird, sehnen wir uns nach der Wärme, darum stellen wir die Feuerstelle näher zu den Gästen in die Mitte der Tatami. Das Mizusashi, das Gefäß mit dem kalten Wasser dagegen wird nun ganz links, völlig abgewendet von den Gästen aufgestellt - draussen ist es schon kalt genug! Nur die Teedose und die Teeschale stehen noch an dem alten Platz wie im Sommer. Noch ist die Erinnerung an den Sommer gewahrt, aber bald schon werden wir uns an der wohligen Wärme der versenkten Feuerstelle des Winters erfreuen.

Wir wollen die Erinnerung auch noch ein wenig pflegen, indem wir uns mit wunderschönen Texten aus unserem Kulturkreis befassen.
Am Sonntag, den 12. Oktober beginnen wir wieder mit der Reihe über Rilkes Duineser Elegien und wir werden die letzten Elegien lesen. Sie sind ein dichterisches und philosophisches Vermächtnis Rilkes und sie bilden durchaus eine Brücke zu Erfahrungen des Ostens. Was Rilke über die "Dinge" schreibt, könnte fast als eine Interpretation des achtsamen Umgangs mit den Dingen im Teeweg gelesen werden.
Aber wir wollen zugleich Brücken schlagen zur fernöstlichen Denkweise, indem wir uns regelmäßig mit Texten des japanischen "Philosophen" und Zenmeisters Dôgen befassen. Dôgen wurde im Jahr 1200 in Japan geboren, er ging nach China und studierte dort den Zen. Sein Denken ist reich an Anspielungen aus China, aber auch aus Texten des alten Indien. Als Textgrundlage benutzen wir eine neue Übersetzung von Professor Ohashi, der in München Philosophie studiert hat. In dieser Zeit haben wir zusammen mit Ohashi das erste mal versucht, Dôgen's Texte aus dem Japanischen zu übertragen.

Aber auch die Praxis soll nicht zu kurz kommen.

  • Seit letzter Woche üben wir uns jeden Donnerstag in Zen - Meditation. Gäste sind jederzeit willkommen, auch wenn sie noch keine Erfahrungen in der Zen - Meditation haben.
  • Ab Samstag den 11.10. möchten wir Ihnen die Gelegenheit bieten, eine ausführlichere Einleitung in den Teeweg zu bekommen. Sie werden im Wesentlichen Schritt für Schritt lernen, eine kleine Teezeremonie selbst durchzuführen. Neuzugänge, auch zu späteren Terminen sind jederzeit möglich.
  • Wenn Sie einfach nur die Stille im Teeraum genießen möchten ohne den Teeweg zu erlernen, so können Sie in der Adventszeit jeweils Samstag von 17.00 bis 18.30 Uhr eine Teezeremonie bei Kerzenschein miterleben. Bei dieser Gelegenheit werden keine Erläuterungen gegeben, die Teezeremonie in Stille steht im Mittelpunkt. Bitte unbedingt anmelden, da nur wenige Plätze zur Verfügung stehen.
Hier noch eine kurze Zusammenstellung der wichtigsten Termine im Myôshin An für den Frühherbst. Wir würden uns freuen, wenn wir Sie zu dem einen oder anderen Termin begrüßen dürften. Bitte denken Sie daran, daß wir nur über beschränkten Platz verfügen, wir bitten darum um Anmeldung.

Selbstverständlich können Sie jederzeit wie bisher auch mit uns Sondertermine vereinbaren. Bitte rufen Sie uns an.
Achtung: die Telefonnummer von Carolin Höhn - Domin hat sich geändert. Hier unsere aktuellen Telefonnummern:
Dôjô: 09192 - 99 38 05
Carolin Höhn- Domin: 09192 - 99 43 240

  • Einführung in den Teeweg für Anfänger: 5 mal Samstags alle 14 Tage, jeweils 16:00 bis 18.00 Uhr
    erster Termin: Samstag 11.10.2008
  • Meditation im Stil des Zen: Donnerstags, Beginn jeweils 18.30 Uhr
    erster Termin: Donnerstag, 2.10.2008
  • Gesprächskreis: Rilkes Duineser Elegien, jeden 2. Sonntag im Monat, jeweils 14.00 bis 16.00 Uhr
    erster Termin: Sonntag, 12.10.2008
  • Bashô-ki, Gedenken an den Todestag des Haikudichters Bashô
    Gedenktag mit Haiku und Teezeremonie
    Sonntag, 12.10.2008, Beginn 17.00 Uhr
  • Gespächskreis: Zenmeister Dôgen - Shôbôgenzo
    jeweils am 4. Sonntag im Monat, Beginn: 26.10.2008, 14:00 bis 18:30 Uhr, anschließend Meditation und Teezeremonie
  • Robiraki: feierliche Eröffnung der Winterfeuerstelle
    So. 16.11. 2008, Beginn 16.00 Uhr
Ihr Team vom japanischen Teehaus Myoshin An - Dôjô in Oberrüsselbach

Gerhardt Staufenbiel (Urasenke Teezeremonie Lehrer)
Carolin Höhn - Domin / Geschäftsführung


autor: g.staufenbiel   | © myōshinan chadōjō / teeweg.de