Brother Joseph Keenan, Professor an der La Salle Universität hatte in einem Vortrag (Text unter: http://teeweg.de/blog/?p=17) gesagt:
„Die dritte Dimension des Tee ist die religiöse Dimension, und sie ist optional.“
Die religiöse Dimension des Tee besteht laut Bruder Keenan darin, dass jemand, der den Teeweg geht, sein eigenes religiöses Empfinden mitbringt. Der Tee selbst sei keine „Religion“.
Aber was ist Religion? Bedeutet Religion, dass wir einem göttlichen Wesen Verehrung entgegenbringen? Dann ist Tee keine Religion.
Die einhundert Lehrgedichte Rikyū’s enden mit dem Gedicht
Chanoyu to wa Tada yu wo wakashi Cha wo tetete Nomu bakari naru Koto wo shiru-beshi |
Chanoyu: das bedeutet Wasser kochen Tee zubereiten und trinken. Sonst nichts, das beachte wohl. |
Wasser kochen, Tee zubereiten und trinken, sonst nichts.
Damit sagt Rikyū klar und deutlich, dass Chanoyu keine Religion ist. Der Teeweg handelt von ganz alltäglichen Dingen. Darum ist auch der größte Teil der Lehrgedichte Rikyū’s eine Sammlung von praktischen Anweisungen zur Handhabung der Teegeräte.
Christen, Juden, Moslems, Buddhisten können den Teeweg gehen, ohne mit ihrer Religion in Konflikt zu geraten.
Aber das Wasser kochen und Tee trinken geschieht im Teeweg mit der höchsten Achtsamkeit gegenüber den kleinsten Dingen. Es ist etwas vollkommen anderes, wenn man sich früh morgens in aller Hetze den Kaffee kocht und mit den Gedanken schon bei den zu erledigenden Aufgaben ist.
Vielleicht ist die Achtsamkeit, mit der man Wasser kocht, Tee bereitet und ihn trinkt so etwas wie ein religiöses Geschehen. Viele Menschen, die zum ersten Mal Teezeremonie miterleben, haben das Empfinden, dass hier eine religiöse Handlung vorgenommen wird.
Bruder Keenan schreibt, dass man beim Teeweg
„sein eigenes Selbst vollkommen an das Hier und Jetzt übergibt, völlig frei von selbstsüchtigen Sehnsüchten und Wünschen“.
Ganz im Hier und Jetzt sein und sich selbst in der Handlung der Teezubereitung vergessen, das ist der Teeweg. Ist das Religion? Oder ist das Zen?