Wir haben hier im Myoshinan das alte Jahr mit einem japanischen Essen, Teezeremonie und Klangmeditationen verabschiedet.
Nach dem Essen habe ich die Holzkohle für den Tee gelegt, danach gab es selbstgemachte Süßigkeiten. Um die Zeit zu überbrücken bis das Feuer den Teekessel auf die richtige Temperatur aufheizt, haben wir das Hannya Shin Gyo rezitiert und ein wenig mit Klängen meditiert. Danach gab es Koicha, den dicken Tee.
Wir haben Kiūn – 喜雲, einen Lieblingstee des Großmeisters Daisōshō der Urasenke. Ki hießt Freue, freudig, glücklich. Aber in der Grasschrift wird es als 㐂 geschrieben. Das sieht aus wie eine Kombination der Schriftzeichen für sieben 七 und zehn 十. Die drei Zeichen ergeben dann zusammen gelesen das Wort siebenundsiebzig für das Alter 喜寿 Ki-shō. Also wird man mindestens so alt, wenn man diesen Tee trinkt.
Nach Mitternacht haben wir dann das Hannyashingyō, das Herzsutra rezitiert und den Gong wie es in Japan Tradition ist einhundertundacht mal geschlagen. Dann, schon im Neuen Jahr gab es dann in lockerer Runde den ‚dünnen Tee‘. Diesmal war es der O-fuku Cha oder wie die beiden Worte zusammen gelesen werden den Ō-buku-cha. 大福 Großes Glück für das neue Jahr soll dieser Tee bringen. Zusammen mit dem Kiūn verdoppeln sich sicher die siebenundsiebzig Jahre noch einmal.
Ach ja, wollen wir wirklich sooo alt werden?
Der Tee heißt ja Ki-ūn, glückliche Wolke. Die Lesung von siebenundsiebzig ist eine Nebenbedeutung. Siebenundsiebzig UND glücklich, das macht Sinn.
In der amerikanischen Geriatrie spricht man von den verschiedenen Lebensabschnitten im Alter: dem Go-go, dem Slow- go und dem No-go. Es geht nicht darum, das Leben zu verlängern, sondern die no-go Phase zu verkürzen. Hoffen wir, dass diese beiden Tees und die Meditation auch dazu beitragen.