Am nächsten Sonntag haben wir hierim Myoshinan einen offenen Tag mit Vorführungen der Teezeremonie und Bogenschießen.
Eigentlich wäre es doch nett, wenn der Koppenwirt an diesem Tag auch japanisches Essen anbieten würde? Der Wirt ist einverstanden und so geht die Überlegung los, wie man denn in einem dörflichen Landgasthaus in Oberfranken japanisches Essen realisieren kann. Alle Zutaten müssen hier erhältlich sein und allzu exotisch sollte das Essen nun auch wieder nicht sein.
Glücklicherweise haben ja die Japaner nicht nur Vorliebe für völlig eigenständiges Essen. Immer wieder sind „typisch japanische Gerichte“ aus der Begegnung mit dem Westen entstanden. Also kann man doch ganz legitim japanisches Essen wieder nach Oberfranken reimportieren.
Da bietet sich doch ganz wunderbar ein Tonkastu an. Japaner lieben Tonkastsu und es gibt Spezialitätenrestaurants, in denen nur Tonkastu angeboten wird. Und was ist Tonkastu anderes als Schweineschnitzel nach Wiener Art paniert und in heißem Öl frittiert?. Tonkatsu wird in Japan immer auf einem Bett von ganz fein geschnittenem Weißkohl serviert, der aber viel zarter ist, als der deutsche Weißkohl. Aber jetzt gibt es hier ja auch den wunderbaren Spitzkohl. Das müsste doch gehen!
Jetzt nur noch aus Bauerngurken und einem Radi Tsukemono produzieren, eine Suppe dazu und schon haben wir ein fränkisches Japanessen!
Tonkatsu in Oberfranken!
Also machen wir in der Gasthauskücke für die Köchin und einen Aushilfskoch einen Kochkurs in japanischem Essen. Mit viel Elan wurde gewerkelt, die Tsukemono hergerichtet und das Tonkatsu frittiert und in Streifen geschnitten. Dann musste nur noch überlegt werden, wie man auf deutschem Geschirr ein einigermaßen japanisch aussehendes Essen serviert. Auch das konnte so einigermaßen gestaltet werden.
Und weil wir schon so schön am Kochen waren, gleich noch Tempura machen. Gemüse gibt es ja genug, Tsukemono und Suppe dazu und fertig.
Dann kam das Testessen. Die Reaktionen waren unterschiedlich. Zufällig anwesende Gäste meinten: jaaaa, wenn sie gewußt hätten, dass man hier japanisch essen kann ….! Andere fanden das Essen so lecker, dass sie meinten, dass sollte doch ständig auf der Speisekarte stehen. Und wieder andere erklärten vorsichtig, dass sie nun ja schon zu Abend gegessen hätten!
Aber der Nachtisch war dann der Hit. Wir machten Bananentempura und Apfeltempura. Dazu Vanilleeis, das mit Matcha bestäubt wird. Absolut lecker.
Da erfinden doch tatsächlich die Köche in einem oberfränkischen Dorfgasthaus japanische Gerichte, die so köstlich japanisch schmecken, die man aber in Japan nirgendwo bekommen kann, sondern nur in Oberrüsselbach!
Ja, das nennt man Kulturtransfer.
Jetzt sind wir ganz gespannt, wie das japanisch – fränkische Essen beim Publikum ankommt!