Meiner Gärten.
Kirschenbäume.
Scharfer Othem aber wehet
Um die Löcher des Felses.
Allda bin ich
Alles miteinander.
Wunderbar
Aber über Quellen beuget schlank
Ein Nussbaum und … sich.
Hängen an dem Strauche über Röhren von Holz,
von Blumen als neue Bildung ..
Friedrich Hölderlin:
Vom Abgrund nämlich ..
Hölderlin schreibt in diesem Fragment Persönliches in Bildern aus der Natur.
Er spricht von seiner Heimatstadt und dem Hügel oben, wo aus dem Karstfelsen hoch über den Gärten der Wind pfeift.
Dort ist er Alles miteinander.
Über Quellen aber beugt sich der Nussbaum, der Haselstrauch. Seine schlanken Äste wurden zu Ruten geschnitten, dem „Kloppstock“, den die Schulmeister benutzt haben. Klopstock, der Dichter hatte sich über die Quellen gebeugt, nämlich die griechische Antike studiert und das griechische Versmaß in die deutsche Dichtkunst übertragen, indem er im griechischen Versmaß deutsche Oden schrieb. Daraus entstand ’neue Bildung‘, nämlich die gesamte neuere deutsche Literatur. Klopstock wurde so der „Lehrer der Nation“.
Die Beeren wie Korall am Strauche aus Röhren von Holz ist Hölderlin selbst.
Hölderlin ist ein altes schwäbische Wort für den Holunder. Das Holz des Holunderstrauchs ist röhrenförmig und mit Mark gefüllt. Es erinnert an menschliche Knochen.
Wohl auch deshalb, nicht nur wegen seiner Heilkräfte sondern auch wegen seiner Menschenähnlichkeit war der Holunder eine Hexenpflanze. Seine Blüten und Früchte haben heilende Wirkung und wurden sicher von den Hexen für ihren „Zauber“ verwendet. Steht ein Holunder am Haus, so bringt das Glück, wenn man aber den Holunderstrauch abschlägt, so stirbt jemand in diesem Haus.
Die Hexen waren mit dem Teufel im Bunde und der Teufel wohnte wohl im Holunder selbst. Darum ist im Schwäbischen der „Holler“ oder „Hölder“ ein Ersatzwort für den „Unnennbaren“ geworden.
Daraus, aus dem Holunder oder Hölderlin soll – hoffentlich – „befestigter Gesang“ wie Blumen entstehen, so die Hoffnung in dem Gedicht.