Langsam neigt sich die Arbeit am Drachenbuch zu Ende. Nur noch ein kurzes Kapitel und dann ist die Arbeit von einem Jahr abgeschlossen. Eigentlich war es nicht die Arbeit eines Jahres: mein ganzes Leben spiegelt sich in dem Buch. Alles, was mir auf meinen Wegen begegnet ist, hat zu den Drachen beigetragen: die Bibel, die griechische Mythologie, Indien mit den Upanishads und dem Yoga, China, Japan und Korea.
Inzwischen hat sich so viel Material angesammelt, dass es nicht ein Buch wird sondern zwei.
Jetzt kommen die Gedanken, dass ich gerne das Buch mit einem japanischen Siegel meines Namensstempels versehen würde. Aber wie schreibt man seinen – für Japaner ohnehin fast unaussprechlichen – Namen so in Siegelschrift, dass es nett ausschaut und Japaner beim Lesen nicht in Gelächter ausbrechen?
Wie man den Drachen in Siegelschrift oder im Kalligrafiestil schreiben kann, ist relativ klar. Das zeigen die Beispiele in diesem Beitrag. Für die Siegelschrift gibt es spezielle Lexika, in denen die unterschiedlichsten Stile für Siegelschrift zu finden sind.
Aber wie macht man das bei ausländischen Namen? Man kann das in die Katakana Schrift umsetzen, ist aber nicht so elegant. Namen wir Karin sind leicht zu schreiben. Man sucht japanische Worte mit der Lesung KA – und RIN. Da fällt einem sofort die Blume KA und der Wald RIN ein: Blumenwald.
Aber Staufenbiel?
Zum Glück gibt es da einen Deutschen Künstler, der in Japan als Wahlheimat lebt. Von ihm sind auch die drei Siegel mit dem Schriftzeichen für Drache. Er ist Druckgrafiker und macht unter anderem japanische Stempel. Er hatte sofort eine Idee für die Umsetzung:
Wörtlich steht da auf dem Siegel:
朱他羽辺美意流
朱= Zinnober
他= des weiteren
羽= Flügel/Schwinge/Feder
辺= Nähe von
美= schön (-heit)
意= Gedanke
流= Fluss/Richtung( im Sinn von Schule/Tradition)
Liest man das hintereinander, so ergibt sich eine Aussprache, die so ähnlich klingt wie Schu-ta-u-hen-bi-i-ru. Das sind sieben Kanji, sieht nicht so schön aus auf einem Siegel. Also kommt noch das Zeichen für Siegel hinzu.
Weil ich in der letzten zeit sehr viel über das Zinnoberfeld geschrieben habe, das in einer etwas anderen Schreibung 丹田 Tan-den geschrieben wird. Das ist der Bereich im Unterbauch, im Herzen und im Kopf, den man bei der Meditation wie ein pulsierend warmes Feld spüren kann. Tan 丹 ist der Zinnober, der eine zinnober rote Farbe 朱 -shu hat. Also werden wir den Namen wohl mit Zinnoberfeld 朱田 schuta schreiben.
Die Feder oder Schwinge U – 羽 verleiht die Leichtigkeit des Fluges, auch des Gedankenfluges, die in die Nähe 辺 – HEN der Schönheit 美 – BI führt. Das letzte Zeichen 流 – RU heißt fließen, Kunstrichtung, Schule. Weil wir ja hier im Myoshinan die Schule haben, die in die Nähe der Schönheit führen soll, passt das ganz gut.
Und hier noch mit der Version des Zinnoberfeldes:
Und schon ist der Name fertig. Jetzt muss er nur noch in Stein geschnitten werden. Aber das macht der deutsch Künstler in Japan, der Peter Treu.
Wer auch gern einen Namensstempel haben möchte, kann sich vertrauensvoll an ihn wenden. Seine homepage:
Gan-in-japanstempel