Am Freitag war ein Fernsehteam hier im Teehaus und hat den ganzen Tag gefilmt. Zum Glück hatten wir wunderbares Wetter, so dass die herrliche Landschaft um das Teehaus und der Garten so richtig schön zur Geltung kamen.
Die Kabarettistin Lissy Aumeier kommt im Dirndl zu Besuch in das Teehaus und wird Gast einer Tee-Einladung.
Sie kommt zum Nakamon, dem Eingangstor, wird dann zur Koshikake, der Wartebank geführt und in einen Kimono gehüllt.
Schwierig, Japanerinnen sind doch in der Regel etwas zierlicher als Lissy, aber irgendwie wurde das bewältigt!
Zu ihrem Erstaunen kam der Gastgeber, in diesem Fall ich, und reinigte das Tsukubai, das Wasserbecken, an dem sich dann die Gäste Hände und Mund reinigen, ohne sie auch nur mit einem einzigen Wort zu begrüssen. Aber ihr wurde von den anderen Gästen, in diesem Fall von der Rieke, die auch den „Donnergott“ ins Fränkische übersetzt hat, erklärt, dass es so genau der japanische Sitte entspricht. Das erste Gespäch zwischen Gast und Gastgeber ist erst im Teeraum.
Das Reinigen wurde ihr von Mari, unserer Japanerin, die auch zu Gast war gezeigt, und Rieke erklärte, dass man sich die Hände reinigt, um alles Übel abzuwaschen, das man mit den Händen getan hat und den Mund, um alles Schlechte, das man geredet hat.
Im Teeraum wurde dann ein kleines Kaiseki serviert, das aus Reis, Misosuppe und Mukozuke oder Tsukemono, gesäuertem Gemüse, bestand. Lissy durfte auf einem Stuhl sitzen, der sogar einen japanischen Namen hat, dem Mi-Shu. Genau beobachtete sie, wie Mari – die nicht nach Maria heißt, sondern „Wahre Heimat“ – Ma-Ri, wie man ein japanisches Essen stilgerecht zu sich nimmt.
Der Teeraum war dekoriert mit einer Schriftrolle, die ein berühmter koreanischer Mönch geschrieben hat: MIZU GOTOSHI – So wie Wasser. Damit sollte gezeigt werden, dass alle unsere Bewegungen im Teeraum weich und fließend sind, ohne harte Kanten oder Ecken – so wie Wasser. Dazu stund eine Chabana mit einem weissbunten Gras, das sehr an die Frische des Wassers erinnert. Im inneren Teeraum wurde dann das Motiv des Wassers wieder aufgenommen mit einem Landschaftsbild mit Wasser und Nebel von Seshsu, dem vielleicht berühmtesten Tuschebild Japans. Dazu hing die Hanaire – die Blumenvase – an einem Jizai, mit dem man in Japan den Wasserkessel über die Feuerstelle hängt, der mit einem Fisch dekoriert ist.
Eine harte Geduldsprobe war es dann, als ich anschließend in diesem kleinen Teeraum einen Koicha zubereitete. Dabei verwendete ich eine Teeschale aus dem 17. Jahrhundert, die Jörg zur Verfügung gestellt hatte. Lizzy war sehr überrascht, dass man den Koicha nicht trinkt, sondern „isst“, weil er wirklich so dick ist. „So etwas habe ich noch nie gegessen oder getrunken. Aber der Geschmack ist wunderbar, ein wenig wie Bitterschokolade!“
Danach durfte Lizzy selbst versuchen, einen Tee zu schlagen. Alex saß dazu an der eingelassenen Feuerstelle, Lissy wieder auf dem bewährten Mi Shu. und sie konnte immer beobachten, welche Bewegungen Alex machte. So war es für sie einfacher, die Bewegungen zu verstehen und ich konnte iht Atmung und Körperhaltung erklären. Weil wir dabei die Teesorte Gaberon servierten, die auch als Stimmungsaufheller wirkt und rund und glücklich macht, war hier in der Tokonoma die Hängerolle mit dem Bild des Myōei Shōnin, der die erste Teeplantage Japans angelegt hat. Über seinem Bild sind seine 10 Tugenden des Tee geschrieben: Tee macht einen wachen Geist, einen gesunden Körper usw. Dazu saß auf dem Boden eine Figur des breit lachenden Hotei mit seinem dicken Sack, in dem er die Glücksgüter bringt. Das war natürlich keineswegs eine Anspielung auf Lissy, und wenn doch, dann auf ihr heiteres und freundliches Wesen. Als Hanaire war dort ein Flaschenkürbis, rund und glücklich wie Hotei, den man früher in Kreta benutzt hatte, um Trinkwasser zu transportieren. Das Motiv des Wassers kam also immer wieder im Teeeraum vor.
Anschließend saßen wir noch ein wenig beisammen bei selbstgemachten Okashi und beim Tee, den Alex weiter für jeden zubereitete. Sehr meditativ war es dann nicht mehr, eher doch recht laut und lustig. So lustig, dass Lizzy dann zum Schluss versuchte, mein Spiel auf der Shakuhachi mit dem Kontrabass zu begleiten. Na ja, ich habe schon Schöneres gehört! Verdutzt stellte Lissy dann fest: „Sie spielen ja lauter Vierteltöne. Das kommt nur in der modernen Klassik vor, das kann ich nicht spielen!“ Und ich kann auf der Shakuhachi keine westliche Tonleiter spielen!
Alles in Allem war es zwar ein anstrengender Tag, aber alle waren glücklich und zufrieden. Das Filmteam war mehr als 10 Stunden hier, aber ich denke, es wird ein guter Film.
Vor dem Termin waren wir alle ziemlich skeptisch. Eine Kabarettistin kommt ins Teehaus, und eine ziemlich deftige noch dazu. Aber wie sich herausstellte, ist Lissy ein wunderbarer Mensch, eigentlich sogar eher still als schrill. Wir würden uns sehr freuen, wenn sie wieder einmal ins Teehaus kommt, aber dann ohne Fernsehen!
P.S.:
Der Sendetermin ist voraussichtlich am 27. September um 19.00 Uhr im Bayerischen Fernsehen.