Hölderlin und Dōgen

In der letzten Woche haben wir mit der Gruppe Drachengesang unser Konzert am Muttertag vorbereitet. Wir werden wieder ein Fragment aus Hölderlin’s unvollendeter Dichtung „Gang aufs Land“ zur Handpan rezitieren. Es ist ein schwieriger Text und vielleicht eine Zumutung für die Zuhörer, denn verstehen kann man den Text so ganz spontan nicht. Aber er ist reine Musik, die ein intellektuelles Verstehen weit übersteigt, weil es unmittelbar das Empfinden anspricht. Damit geht das Verstehen Hölderlins weit über eine sprachliche Verständigung hinaus.

Ein wenig früh, um das Konzert vorzubereiten mag mancher denken. Aber Am Freitag fliegen wir wieder nach Japan. Und nach Japan gibt es sofort ein Wochenendseminar über Dōgen am Benediktushof.

So besteht mein Leben aus Wanderungen zwischen den Welten des Zen und der abendländischen Dichtung undPphilosophie. Aus diesen Wanderungen ist auch mein Buch „Im Garten der Stille“ entstanden.

Mit Entsetzen habe ich gesehen, dass dieses Buch von einem englischen Antiquariat für über 300 Euro angeboten wird. Ein anderes Antiquariat bietet es für über 100 Euro an. Dabei kann man es direkt für wenig Geld entweder beim Verlag, bei Amazon oder im Buchhandel kaufen. Und beide Angebote stehen bei Amazon direkt nebeneinander. Das sind schon seltsame Blüten! Wer das Buch bei mir für dreihundert Euro kaufen möchte, bekommt noch das Buch über die „Heiligen Drachen“ kostenlos dazu. Handsigniert!

Vor ein paar Tagen habe ich eine Mail aus Amerika bekommen. Ein „Distinguished Professor of German“ von der University of Alabama hat mir geschrieben:

Sehr geehrter Herr Staufenbiel,

Gerade habe ich mit grossem Interesse und Gewinn Ihr Buch „Im Garten der Stille“ gelesen; es bietet einen Reichtum an bedenkenswerten Ausführungen, wie man Hoelderlins Poetik mit dem Zen vermitteln kann. Sicherlich gibt es da viele Verbindungen, u.a.–was mich als Germanist besonders interessiert–die In-Frage-Stellung der Subjekt-Objekt-Spaltung und der Dominanz der verbalen Sprache und ihrer Kategorien im Vollzug einer spontan-intuitiven Öffnung gegenüber dem So-Sein bzw. der Wahrheit der Dinge selbst.
….

Ein wenig freut es schon, wenn die Mühen der Arbeit, die aus einem ganzen Lebensweg entstanden sind auch in Amerika wohlwollend zur Kenntnis genommen werden.
Es gibt in Amerika also doch nicht nur Trump!

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