Jikō In: Daimyo Tee oder wabi Tee?

Im Lande Yamato, das ist die große, fruchtbare Ebene um die alte Kaiserstadt Nara, liegt in dem kleinen Städtchen Yamatokoriyama recht verborgen der Jikō-In, ein Subtempel des Daitokuji in Kyōto. Wenn man weiß, wo der Tempel liegt, so ist er vom Bahnhof aus in etwa 20 bis 30 Minuten zu Fuß zu erreichen. Der Tempel liegt auf einem leichten Hügel, und schon wenn man sich ihm nähert, spürt man die Stille und die Atmosphäre des wabi.

jikoin / K.H.Jendges

Das Hauptgebäude ist keine prächtige Palasthalle, es ist im ländlichen Stil eines strohgedeckten Bauernhauses errichtet.

Gegründet wurde der Tempel 1663 von Katagiri Sekishu, einem Daimyo – also einem Fürsten – aus dem Bezirk Koizumi im Lande Yamato errichtet. Sekishu, ein Zeitgenosse Rikyū’s, hatte mit Rikyū den Tee studiert und er hatte eine strenge Zenpraxis unter dem Zenmeister Sohaku aus dem Daitokuji. Er gründete den Jiko In zum Gedenken an seinen Vater und um hier seine Tee- und Zenstudien zu vertiefen. Später wurde der Tempel dann das Zentrum der Sekishu Ryu, der Teeschule im Sekishu Stil.

jiko-cha / K.H.Jendges
Wir waren zwar etwas überrascht über die Höhe des Eintrittspreises – oder soll man lieber sagen der Spende?. Aber dann wurde klar, dass im Preis eine Schale Macha eingeschlossen ist. Ich hatte meine Begleiter – alles mehr oder weniger lange Teeschüler – darauf vorbereitet, dass sich der Stil der Verbeugung in der Sekishu Ryu vom Stil der Urasenke unterscheidet. Als der Tee kam, verbeugten sich alle im Sekishu Stil. Unsere Gastgeberin war völlig überrascht: Gaijin, die sie noch niemals vorher gesehen hatte verbeugen sich richtig, um sich für den Tee zu bedanken. Wie kann das sein? Als sie hörte, dass wir Urasenke Tee studieren, war die Überraschung noch größer. Wieso verbeugen wir uns damm im Sekishu-Stil? Ganz einfach, weil wir uns vorher informiert haben!

Der Garten des Jikō In, den man vom Hauptraum aus sehen kann, in dem der Tee serviert wurde, zeichnet sich durch riesige Rhododendronbüsche aus, die als Landschaftsbild gedacht sind. Sie setzen die LInie der Berge, die man in der Ferne erkennen kann – heute leider gestört durch das Stadtbild von Yamatokoriyama mit Industrie und Hochhäusern – fort.

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Offenbar waren wir doch recht interessant, denn als wir mit der Besichtigung des Tempels mit seinen Teeräumen begannen, kam ein freundlicher älterer Herr, der uns fragte: „Hihongo wakarimashita ka?“ Sprechen Sie Japanische? Na, nicht wirklich, aber doch eben „Sukoshi“, ein wenig. Sofort begann der nette Herr, der sich dann als Nanzan Ozeki, dem Hauptpriester des Tempels entpuppte, die Anlage zu erklären.
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Sekishu hatte zwei Teeräume gebaut, einen im Yin-Stil und einen im Yang-Stil, oder Japanischen in In und Yō. Gegenüber der beiden Teeräume liegt der eigentliche Tempel mit Statuen des Gründers, des Zenmeisters Sohaku und Budhhas. Damit zeigte Sekishu, dass das Üben des Teeweges eine Zenübung auf dem Wege zu Buddha ist. Damit man sich dessen immer bewußt ist, richtete er das Koshikake, die Wartebank so ein, dass man von dort aus sowohl die Teeräume als auch den Tempel im Blick hat.

hanashi / K.H.Jendges
Nanzan Ozeki fragte dann noch, wie den der Teeraum im Myōshinan aussieht. Ich musste ihm die Räume genau erläutern und dann war er hoch erfreut, als ich erklärte, dass mir seine Ausführungen eine ganze Reihe von neuen Ideen für einen Umbau gegeben hatten.
hanashi / K.H.Jendges

Es waren gute Gespräche mit nur wenig Japanisch. Sie kamen von Herz zu Herz – und das nicht nur von Japaner zu Gaijin, sondern auch noch von Sekishu Ryu zu Urasenke Ryu.

Wie schön wäre es, wenn die Gespräche über Grenzen und Mauern hinweg immer so herzlich und zugetan sein könnten!

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