Shakuhachi umarmt Corona 5

Tag 5:
März 2020
Kyorei – Leere Glocke

Kyorei – Leere Glocke

Tag 4
Fr. 27.März 2020
Shinseki – Die wahre Spur

Shinseki – Die wahre Spur

Tag 3: Chikuzen Sashi
Do. 26. März 2020
Meditieren wir gemeinsam über diese Klänge.

Chikuzen Sashi

Tag 2: Shizu no Kyoku
Mi. 25. März 2020

Shizu no Kyoku

Tag 1: Hifumi Hachigaeshi
Di. 24. März 2020

HI FU MI – Ein Zwei Drei

Shinseki – Die wahre Spur

Fukkes Glocke. Shinseki und Kyorei

Im alten China lebte der wohl legendäre Zenmeistee Fukke. 

Er ging jeden Tag auf den Markt, schlug seine Glocke und rief:
„Lebe JETZT! Vielleicht bist du morgen schon tot!“
Einmal ging er auf den Markt und bettelte um ein neues Gewand. Meister Rinsai hörte davon. Er ließ einen Sarg zimmern und Fukke bringen. Der war begeistert und rief:
„Das ist genau das Gewand, das ich brauche!
Heute werde ich zum Osttor gehen, mich in den Sarg legen und sterben!“

Die Menschen drängten sich um Fukkes Sarg, aber am nächsten Morgen stieg er wieder munter heraus. „Heute gehe ich zum Südtor, lege mich in den Sarg und werde sterben!“ Das Spiel wiederholte sich, aber immer weniger Menschen kamen, um den Tod Fukkes zu sehen. Am Westtor schließlich war Fukke fast allein. Aber er rief immer noch: „Leben diesen Augenblick!“
Am Abend ließ er den Sarg zunageln, nachdem er hineingestiegen war.
Am nächsten Morgen war der Sarg immer noch geschlossen. Man öffnete ihn, aber er war leer! Nur fern am Himmel hörte man Fukkes Glocke. Wenn man genau in die Stille lauscht, kann man seine Glocke noch heute fern vom Himmel her hören.
Die Komuso, die Shakuhachi spielenden Zen – Mönche meinen, dass jedes ihrer Stücke Fukkes Glocke klingen lässt.

Fukkes Glocke ruft uns zu: 

„Lebe diesen Augenblick! Aber lass dein Ego und damit jede Angst sterben!“

Kyorei 虚鈴:

Nach dem Tod des Zenmeisters Fukke spielten die Mönche in Erinnerung an seine Glocke die Shakuhachi wie Fukkes Glocke.
Das Stück zählt zu den drei ältesten und Ehrwürdigsten Stücken der Fukke – Shu, der Schule des Fukke, wie sich die Komuso Mönche nannten. Das Stück kam wohl zwischen 600 und 900 von China nach Japan.

Das Stück hat eine sehr einfache Struktur und ist daher eines der einfachsten Shakuhachi Stücke. Aber die Atemtechnik ist ausgesprochen schwierig. Man spielt sehr lange und gleichmäßige Töne, was eine äußerste Konzentration auf den Atem erfordert. Das erste Schriftzeichen Ko ist die Leere, die entsteht, wenn man ausatmet und sein Ego fallen läßt. Man leert den Geist, damit er völlig im Augenblick sein kann.
EIN TON – JETZT.

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Zen-Shakuhachi umarmt Corona

Monatsbrief

Im Zen erzählt man die Geschichte von Freunden, die in der Dunkelheit spazieren gehen. Plötzlich springt einer zur Seite und schreit ängstlich:
„Vorsicht, da liegt eine Schlange!“
Die Freunde lachen:
„Das ist nur ein Seil, das du in der Dunkelheit für eine Schlange gehalten hast!“
Einige Zeit später gehen die Freunde wieder in der Dunkelheit spazieren. Da springen die Freunde beiseite:
„Vorsicht! Da liegt eine Schlange!“
„Ach was“, lacht unser Freund. „Das ist doch bloß wieder ein Seil!“
Da beißt die Schlange zu!


Im Zen geht es darum, mit einem klaren Geist, frei von Angst und Vorurteilen zu sehen, was tatsächlich ist.
Wir wandern durch die Dunkelheit der Nacht, niemand kann klar sehen. Oft zeigen uns unsere Ängst Dinge, die nicht vorhanden sind.
Aber es geht darum, auch in Zeiten der Dunkelheit einen klaren und offenen Blick zu bewahren.
Liegt da ein Seil, so sieht man ein Seil. Liegt da eine Schlange, weicht man der Gefahr aus.
Alles andere wäre Täuschung.

Aber unser Bewusstsein lässt uns oft Gefahren sehen, die nicht vorhanden sind. Unsere Angst prägt die Wahrnehmung. Umgekehrt kann unsere Ignoranz dazu führen, reale Gefahren nicht wahrzunehmen. Es wird schon nichts passieren! Frei nach dem kölnischen Motto „Et hätt noch emmer joot jejange“.

Angst kann unsere Wahrnehmung verändern und uns blind machen für die Realität. Angst kann sogar dazu führen, dass wir förmlich das herbeirufen, vor dem wir Angst haben. Studien zeigen, dass Amerikaner japanischer Abstammung besonders häufig am 4. Tag eines Monats einem Herztod erliegen. In der japanischen Sprache klingt „Vier – shi“ wie „Tod – shi“. Also gilt die Vier als Unglückszahl, die mit dem Tod verknüpft ist. Vor lauter Angst sterben mehr Menschen am 4. Tag als es dem Durchschnitt entspricht.

In der Medizin kennt man den Placebo-Effekt: Placebos, also Medikamente ohne Wirkstoff, werden in der Medizin eingesetzt, um eine erwartete Wirkung auf psychologischem Wege beim Patienten zu erzielen. Wenn wir davon überzeugt sind, dass ein bestimmtes Medikament oder auch nur ein besonderes Ritual helfen und schützen, dann wird überdurchschnittlich oft eine positive Wirkung eintreten.

Vielleicht sind die Rituale eines Medizinmannes reines Placebo. Aber sie wirken ohne Nebenwirkung. Vielleicht ist der weiße Kittel des Herrn Doktor auch eine Art Placebo. Vertraut man seinem Arzt, sind die Heilungschancen weitaus höher, als wenn man ihm nicht traut. Vielleicht sind die Rituale der Zen – Meditation oder der Teezeremonie nur ein Placebo. Aber wenn sie helfen ….

Aber es gibt auch den umgekehrten Effekt des Nocebo: Durch die Erwartung, ein (vermeintliches) Arzneimittel werde schädliche Wirkungen haben, kann diese Wirkung eintreten – eine schädliche Nebenwirkung wird durch die negative Erwartung ausgelöst oder verstärkt. Es konnte nachgewiesen werden, dass Senioren, die größere Angst vor einem Sturz hatten, häufiger einen solchen Unfall erlitten als Altersgenossen, die weniger Angst hatten.
Wenn Menschen davon ausgehen, dass es bald kein Klopapier mehr geben wird, führt das zu Panikkäufen. Und wie kürzlich geschehen zu Schlägereien an der Supermarktkasse.
Es ist schon eine merkwürdige Völkerpsychologie. Zu Anfang der Corona Zeit trafen sich die Italiener auf Balkonen zum gemeinsamen Gesang. In Frankreich wurden große Mengen Wein und Kondome gekauft. Deutschland kauft Klopapier und England hofft auf seine Insellage. Amerikaner horten Schusswaffen.

Pessimistische Grundeinstellungen, schlechte Erfahrungen oder Ängstlichkeit können dazu führen, dass Menschen eine negative Wirkung erwarten, die dann auch eintrifft.

In diesen Zeiten gilt es, mit wachem und klarem Geist die Dinge so zu sehen wie sie sind. Rituale beruhigen, aber es wäre unsinnig, auf Vorsichtsmaßnahmen zu verzichten. Gemeinsame Meditation vieler Menschen wird das Virus nicht töten, aber es schenkt inneren Frieden. So wird wohl beides zusammen sinnvoll sein!

Niemand weiß, wie sich die Lage durch das Virus entwickeln wird, niemand kennt die wirklichen Zahlen der Sterblichkeitsraten. Die Angaben der Experten schwanken zwischen 0,25 und 6 %. Das liegt daran, dass niemand weiß, wie hoch die Dunkelziffer bei den Infektionen ist. Möglicherweise gibt es viele unentdeckte Fälle, die deshalb unentdeckt bleiben, weil sie mild verlaufen und nicht getestet wurden. In den einzelnen Ländern wird auch jeweils anders für die Statistik gezählt. In Italien ist jeder Tote, der mit Corona infiziert ist, ein Corona Toter. In Russland ist die  alte Dame im Endstadium der Krebserkrankung zunächst als Corona Tote gezählt worden. Später wurde das korrigiert: Sie war an einer Embolie und nicht an Corona gestorben. Zahlen schwirren uns um den Kopf und verunsichern. Wir haben früher immer gesagt: Trau keiner Statistik, die du nicht selber aufgestellt hast. Daran sieht man, dass auch die Wissenschaft mit ihren scheinbar objektiven Daten keine wirklichen Aussagen treffen kann. Erst in ein  oder zwei Jahren werden wir mehr verstehen, aber eben dann nicht als Betroffene, sondern aus sicherer Distanz. Um im Bild zu bleiben: Derzeit sind wir mitten in der Corona Nacht. Harren wir aus, bis es wieder Tag wird. Auch die schwärzeste Nacht hat einmal ein Ende.

Halten wir uns an die vernünftigen Regeln des Selbstschutzes, aber ohne in Panik zu geraten.
Trinken wir in alles Ruhe eine Schale Tee und bewahren unsere Gelassenheit. Vielleicht hat dieses Teetrinken die Wirkung des Placebo-Rituals eines Medizinmannes. Aber wenn es den Geist beruhigt, hilft es mindestens, nicht in Panik zu geraten.

Wenn unser Herz ruhig bleibt, ist schon viel gewonnen. Dann können wir mit klarem Kopf alles wirklich notwendigen Schritte ergreifen.

Vielleicht ist es in diesen Zeiten hilfreich, etwas gemeinsam zu tun. Wir können uns nicht hier im Teehaus treffen. Aber das Internet bietet gute Möglichkeiten. Das neue Teehaus ist zwar inzwischen fast fertig, aber Unterricht im Tee und in Shakuhachi ist derzeit nur online möglich.

Ich habe mich entschlossen, jeden Tag um 19.00 Uhr ein neues Stück auf der Zenshakuhachi ins Netz zu stellen. Treffen wir uns zur gemeinsamen Meditation beim Hören der meditativen Stücke. Nach der chinesischen Medizin wirken die fünf Töne der pentatonischen Musikskala positiv auf die fünf Hauptorgane. Selbst wenn es ein Placebo sein sollte, hilft es doch, wenn wir wissen, dass da draussen noch andere Menschen gemeinsam mit uns meditieren. Hölderlin schreibt in seinem Gedicht Patmos:

Drum, da gehäuft sind rings, um Klarheit,
Die Gipfel der Zeit,
Und die Liebsten nahe wohnen, sehnsuchtsvoll, ermattet, auf
Getrenntesten Bergen,

So gib unschuldig Wasser,
O Fittige gib uns, treuesten Sinns
Hinüberzugehn und wiederzukehren.

Gerade für diejenigen von uns, die allein leben oder sogar schon in Quarantäne zu Hause sind,  ist es wichtig zu wissen, dass dort draussen, auf getrenntesten Gipfeln noch die Liebsten wohnen. So soll uns das Internet die Fittige leihen, hinauszufliegen zu den Liebsten. und wiederzukehren in unsere Stube


Die Shakuhachi Meditationen sind zu finden im 
Facebook/ Gerhardt Staufenbiel 
oder auf meiner Webseite im Blog: 
Zenshakuhachi umarmt Corona.

Treffen wir uns jeden Abend zur gemeinsamen Meditation im Netz um 19.00 Uhr.
Gebt den Link weiter, damit möglichst viele Menschen sich zur gemeinsamen Meditation treffen können.

Auch Carola Catoni in deren alten Forsthaus das Teehaus eine neue Bleibe gefunden hat, schreibt nahezu täglich Meditationen auf ihren Seiten:
Atmen und Sein
Atmen und Sein.com

Ich wünsche allen Freunden und Bekannten eine gut Zeit, gute Gesundheit und viel Kraft und Optimismus in dieser schwierigen Zeit.

TERMINE
Sämtliche Termine der nächsten Zeit sind abgesagt.
Das Shakuhachi Seminar auf Teneriffa findet nicht statt.
Eine geplante Japanreise kann nicht stattfinden.
Derzeit ist nur online Unterricht möglich.
Anfragen zum Unterricht, besonders Shakuhachi, aber auch Teeweg zur Termin Vereinbarung jederzeit. Bewährt hat sich facetime oder Amazon chime.

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Shakuhachi umarmt Corona 4

Shakuhachi im Zentempel vor dem Altar

Tag 4
Fr. 27.März 2020
Shinseki – Die wahre Spur

Shinseki – Die wahre Spur

Tag 3: Chikuzen Sashi
Do. 26. März 2020
Meditieren wir gemeinsam über diese Klänge.

Chikuzen Sashi

Tag 2: Shizu no Kyoku
Mi. 25. März 2020

Shizu no Kyoku

Tag 1: Hifumi Hachigaeshi
Di. 24. März 2020

HI FU MI – Ein Zwei Drei

Shinseki – Die wahre Spur

Fukkes Glocke

Im alten China lebte der wohl legendäre Zenmeistee Fukke. 

Er ging jeden Tag auf den Markt, schlug seine Glocke und rief:
„Lebe JETZT! Vielleicht bist du morgen schon tot!“
Einmal ging er auf den Markt und bettelte um ein neues Gewand. Meister Rinsai hörte davon. Er ließ einen Sarg zimmern und Fukke bringen. Der war begeistert und rief:
„Das ist genau das Gewand, das ich brauche!
Heute werde ich zum Osttor gehen, mich in den Sarg legen und sterben!“

Die Menschen drängten sich um Fukkes Sarg, aber am nächsten Morgen stieg er wieder munter heraus. „Heute gehe ich zum Südtor, lege mich in den Sarg und werde sterben!“ Das Spiel wiederholte sich, aber immer weniger Menschen kamen, um den Tod Fukkes zu sehen. Am Westtor schließlich war Fukke fast allein. Aber er rief immer noch: „Leben diesen Augenblick!“


AmAbend ließ er den Sarg zunageln, nachdem er hineingestiegen war.
Am nächsten Morgen war der Sarg immer noch geschlossen. Man öffnete ihn, aber er war leer! Nur fern am Himmel hörte man Fukkes Glocke. Wenn man genau in die Stille lauscht, kann man seine Glocke noch heute fern vom Himmel her hören.
Die Komuso, die Shakuhachi spielenden Zen – Mönche meinen, dass jedes ihrer Stücke Fukkes Glocke klingen lässt.

Fukkes Glocke ruft uns zu: 

„Lebe diesen Augenblick! Aber lass dein Ego und damit jede Angst sterben!“

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Shakuhachi umarmt Corona 3

Shakuhachi im Zentempel vor dem Altar

Tag 3: Chikuzen Sashi
Do. 26. März 2020
Meditieren wir gemeinsam über diese Klänge.

Chikuzen Sashi

Tag 2: Shizu no Kyoku
Mi. 25. März 2020

Shizu no Kyoku

Tag 1: Hifumi Hachigaeshi
Di. 24. März 2020

HI FU MI – Ein Zwei Drei

Chikuzen sashi

Chikuzen ist eine alte Region im nördlichen Kyushu. Hier liegt der Shakuhachi Zen Tempel Icchoken, aus dessen Tradition die Stücke hier im blog stammen.
Sa-shi ist vermutlich die Anrufung von Avalokiteshvara, japanisch Kannon, dem Bodhisattva des Mitgefühls. Wir bitten um ein ruhiges Herz und einen klaren Geist.

Im esoterischen Buddhismus des Shingon ist Avalokiteshvara durch der sanskrit Silbe „sa“ repräsentiert.

Einfach einen klaren Kopf bewahren ohne Angst.

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Shakuhachi umarmt Corona 2

Tag 2: Shizu no Kyoku – Hafen der Stille

Shizu no Kyoku
HI FU MI – Ein Zwei Drei

Shizu no Kyoku – Melodie der Stille

Shizu ist die Stille des Herzens in tiefer Gelassenheit. Das Stück galt als Übung der Buddhistischen Gelassenheit. Die Legende sagt, dass früher Samurai dieses Stück spielten, bevor sie Seppukku begingen.
Wir wolle mit den Hören dieses Stückes die Ruhe des Herzens gewinnen und weder Tod noch Corona fürchten.

Einfach einen klaren Kopf bewahren ohne Angst.

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