Regensburg

Heute Nacht war es sehr kalt und in der Früh war auf den Wiesen am Waldrand dichter Rauhreif. Aber jetzt strahlt die Sonne und das letzte Herbstlaub leuchtet in der Sonne in den schönsten Farben.
Die letzten Tage waren sehr still und die Sonne ist kaum zum Vorschein gekommen – typisch November eben.

Nach anstrengenden Wochen des Unterrichts mit Schülern aus München oder Berlin, die teilweise eine Woche, teilweise ein paar Tage hier waren, war eine Ruhepause dringend notwendig.
Die Übungen des Teeweges schenken viel Kraft, aber wenn man tagelang in voller Konzentration unterrichtet, ist man am Ende doch etwas erschöpft. Ein Schüler hat gefragt, ob ich denn den Unterricht auch noch machen würde, wenn ich das Geld nicht brauchte. „Brauche“ ich das Geld? Ein großer Teil geht eh wieder in Dogu oder den Tee, den Garten oder die Teeräume. Das alles müsste nicht sein, wenn keine Schüler mehr kämen.
Aber wozu ist man ein Leben lang den Übungsweg des Tee gegangen, wenn man die Erfahrungen nicht mit Schülern und anderen Menschen teilen kann? Der Tee – Weg ist kein Mittel zum Geldverdienen, es ist ein Lebens-weg, der nur Sinn macht, wenn man ihn mit anderen teilt!
Ein Schüler hat am Ende der Woche schüchtern gefragt, ob denn ein Teeschüler seinen alten Sensei umarmen darf. In Japan nicht!
Es ist das größte Geschenk für einen Sensei, wenn man die Begeisterung bei den Schülern spürt und wenn man die eigene Begeisterung weiter geben kann. Schüler zu unterrichten, die eben mal den Tee ausprobieren möchten, so wie sie vorher im Erleuchtungstourismus schon vieles ausprobiert haben, weil es gerade in war, ist sinnlos! Oder doch nicht? – vielleicht springt ja sogar einmal das Feuer über?!

In den letzten Tagen habe ich oft und oft wieder eine „geheime Zeremonie“ geübt, die ich heute in Regensburg vorführen möchte. Muss man das denn noch üben nach so vielen Jahren?
Aber das Wesen des Übens ist es nicht, Techniken zu erlernen, sondern den Geist des Zen zu LEBEN. Gestern abend habe ich die komplizierte geheime Zeremonie vollkommen mit geschlossenen Augen geübt. Es ist eine großartige Erfahrung, wenn man spürt, dass der Körper genau weiß, wo die einzelen Teegeräte stehen, wie man mit der Schöpfkelle Wasser schöpft und wie man sie mit geschlossenen Augen in die Teeschale entleert. Das ist Zen.
Und darum geht es.

In den Senke – Teeschulen spricht man gern abfällig vom Daimyo Tee im Gegensatz zum „echten Tee“ des wabi. Aber hat Rikyū nicht für Hideyoshi den goldenen Teeraum gebaut, in dem alles, einschließlich der Wände aus reinem Gold war? Ist das Daimyo Tee gewesen? Ich glaube nicht! Rikyū hat den Teeerraum als das „reine Land“ gesehen und im reinen Land ist alles golden, selbst das Gesicht des Amida Buddha. Also war wohl der goldene Teeraum für ihn die Repräsentation des reinen Landes und damit hoch meditativ!

Es kommt bei den komplizierten Zeremonien nicht darauf an, dass man zeigt, dass man furchtbar komplizierte Dinge kann. Es kommt vielmehr darauf an, dass man diese komplexen Abläufe vollkommen im Geist der Leere des Zen ausführt. Dann ist das ein reines Land.

Wir werden sehen, ob es heute abend in Regensburg gelingt vor völlig fremden Menschen dieses reine Land lebendig werden zu lassen.
Und am Sonntag wird dann die erste Stunde Unterricht im Teeweg in Regensburg sein.
Würde ich auch dann noch Tee unterrichten, wenn ich das Geld nicht brauchenen würde?
Was sollte ich denn sonst tun?

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