Draussen tobt ein schweres Gewitter. Die Blitze zucken und unmittelbar darauf kracht der Donner. Eben ist der Strom ausgefallen und der PC abgestürzt, aber sofort war der Strom wieder da.
Die Feuerwehrsirene hat geheult. Vermutlich ist wieder einmal ein Keller voll gelaufen oder der Blitz hat eingeschlagen und ein Feuer entfacht.
Aber sonst ist es im Myoshinan wieder still geworden.
Die Gäste sind gegangen und ich lasse die beiden letzten Tage wieder an mir vorüber ziehen.
Gestern hatten wir ein wundervolles Konzert mit vielen Besuchern. Langsam wurde es im neuen Meditationsraum dunkel und nur noch die Kerzen in den japanischen Laternen erleuchteten den Raum. Als letztes Stück spielte ich die „Nebelmeerflöte – Mukaiji“. Nach der Legende träumte der Komuso – Mönch Kichiku in einer Nebelnacht, dass er vollkommen allein auf dem Meer in einem winzigen Boot trieb. Der Nebel verschluckte alles, nur das sanfte Mondlicht schimmerte durch den Nebel. Mit einer japanischen Papierlaterne ging ich dann vor die Halle und alle Besucher folgten. Da stand der fast volle Mond hell und klar am Nachthimmel. Es war, als würde er uns alle ganz herzlich grüßen und mit seinem milden Licht erfreuen und segnen. Stumm standen alle und bewunderten den klaren Mond am Himmel.
Die ersten Gäste übernachteten schon in der Halle, aber die halbe Nacht betrachteten sie gebannt den Mond.
Heute nun kamen viele Menschen, um die Eröffnung der Halle zu feiern. Ingo Kurzweil hielt einen wunderbaren Vortrag über das japanische Schwert, Jutta zeigte dann eine Kata des Iaido. Winfried veranstaltete einen Workshop mit Klangschalen, ich führte mehrere Teezeremonien vor. Die Küchenmannschaft bereitete japanisches Tempura. Als Neuerung gab es frisch von Lisa aus Griechenland importierte Oliven als Tempura. Überraschend köstlich!
Die gesamte Mannschaft arbeitete wundervoll zusammen und es war eine heitere und gelöste Stimmung. Wir haben sogar mit dem Leiter der Abteilung Völkerkunde in der Nürnberger Naturhistorischen Gesellschaft von einem Teehaus im Museum am Mariengraben geträumt.
Wir haben alte Bekanntschaften erneuert und neue Freunde gewonnen. Das ist der Erfolg einer langen und anstrengenden Zeit, die nur zu bewältigen war, weil so viele gute Seelen zusammen gearbeitet haben, um eine Vision zu verwirklichen.
So entstehen aus dem Geist des Zen gute Projekte, die hoffentlich lange Zeit erfolgreich für die Menschen hier in der Region wirken können. Auf jeden Fall sind schon viele Angebote zur Zusammenarbeit hier eingegangen.
Weil der Meigetsu, der Septembermond oder der Namenmond ( der Mond, den man mit Namen nennen kann) seinen Segen über das Wochenende geschickt hatte, soll die neue Halle nun Meigetsu-Do, die Namenmond-Halle oder Septembermond-Halle heißen.
Langsam zieht sich das Gewitter zurück und ganz still erscheint der Mond wieder hinter den Wolken. Mögen seine milden Strahlen die Herzen der Menschen erfrischen.
Das Programm:
Programm Lied unter dem Septembermond 6.9.14
Gelesene Texte zu ‚Verschleierter Mond‘ und Mukaiji – Nebelmeerflöte:
Myoe-verschleierter Mond