Tong-Do Sa und die Mönche

Unser amerikanische Freund aus Korea kommt heute mit dem Flugzeug über Moskau nach München. Im Gepäck hat er eine Einladung eines koreanischen Mönches aus dem Tong-Do Sa Tempel.
Nein, der Mönch hat nicht uns eingeladen und wir haben auch nicht den Mönch eingeladen: Der Mönch hat SICH zu einem Besuch bei uns eingeladen.
Er ist der Abt eines Sub-Tempels des Tong-Do Sa, eines der ältesten und wichtigsten buddhistischen Tempel in Korea, der noch in der klassischen Silla-Periode zur Zeit der Hochblüte des Buddhismus in Korea gegründet wurde. Natürlich wird er nicht allein anreisen. Er will ja hier den koreanischen Zen bekannt machen. Dazu braucht er die Hilfe von drei weiteren Mönchen, die natürlich mitkommen werden.

Wir haben ihn bei unserer Korea-Reise kennen gelernt. Er ist schon in jungen Jahren ins Kloster eingetreten, aber sein Meister verlangte, dass er zunächst seinen Abschluss an der Universität in Seoul macht, bevor er endgültig im Kloster bleibt. Er hat eine Doktorarbeit geschrieben, die er uns bei unserem Besuch überreichte – natürlich auf Koreanisch!
Er lebt in den Bergen oberhalb des Tong-Do Sa in einer „Bergklause“, die inzwischen schon ziemlich groß geworden ist. Dort hat er einen Tempel errichtet, dessen Wände mit einer Kopie der gesamten Tripitaka geschmückt sind, die nur noch in Korea aufbewahrt wird. Er und seine Mitmönche haben 15 Jahre gebraucht, bis sie die gesamte Tripitaka auf Tonplatten kopiert und gebrannt hatten. Dazu haben sie eigens einen großen Anagama, einen Brennofen errichtet. Die „Goryeo Tripitaka“ (Goryeo war der Name Koreas in der Zeit zwischen 100 und 1300) ist auf 81.340 Hölzerne Druckstöcke geschnitten, die beidseitig Text enthalten. Die Mönche haben also 162 680 Tonplatten in der Originalgröße der Druckstöcke gefertigt. Das dauert dann schon!

Eigentlich wollten die Mönche kommen, wenn unser Freund hier ist, aber sie müssen in Korea noch ein grosses Sesshin organisieren. Und danach werden wir wieder in Japan sein.
Das Problem liegt darin, dass weder der Abt noch seine Mönche eine westliche Sprache sprechen außer gebrochenem Englisch. Sie brauchen also einen Dolmetscher oder sie müssen Englisch lernen.
Also werden sie wohl im Winter mit unserem Freund einen Konversationskurs machen. Dazu werden sie das Mumonkan und das Hekiganroku benutzen, dass es in Korea sowohl in einer koreanischen als auch in einer englischen Übersetzung gibt. Koreanische Mönche lernen Englisch mit einem Amerikaner, indem sie die ehrwürdigen Texte des Zen studieren!
Das Ganze wird noch interessanter, wenn man bedenkt, dass beide Schriften im modernen Korea unbekannt waren und erst während der japanischen Okkupation ins Land kamen. Die koreanischen Ausgaben basieren dann auch auf der Japanischen Ausgabe mit Kommentaren. Und dieses Japanisch – Amerikanisch – Koreanische Unternehmen dann nur, damit die koreanischen Mönche sich in Deutschland verständigen können.

Die Welt ist schon international geworden!
Und die Grenzen werden immer durchlässiger. Offene Weite – nichts Heiliges!

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