Im Augenblick überarbeite ich das Buch „Mukshi mukashi“ für eine Neuauflage.
Es wird um ein Kapitel über die frühen Christen in Japan erweitert. Der spanische Jesuit Franz Xaver hatte mit Erfolg in Japan missioniert. Bei einem Gespräch mit Sen no Rikyū erwähnte er das Gleichnis vom Kamel das eher durch ein Nadelöhr geht als ein Reicher ins Himmelreich.
Kein Wunder wenn man bedenkt, welche Summen die Teeleute damals für ihre Teegeräte bezahlt haben.
Der Jesuitenpater Luis d‘Almeida beschrieb begeistert in einem Brief von Oktober 1561 eine Teezeremonie die er miterlebt hatte:.
Hochstehende und reiche Japaner lieben es, ihren Gästen ihre Schätze als Zeichen der Wertschätzung zu zeigen. Diese Schätze bestehen aus Utensilien, die sie zum Trinken eines bestimmten pulverisierten Krautes benutzen, das sie cha(*FN* Der pulverisierte japanische Grüntee, der in der Teezeremonie verwendet wird ist Ma-cha, Pulvertee.*FN*) nennen. Dieses Kraut ist bei denen, die es trinken sehr beliebt. Sie mahlen eine halbe Handvoll der Blätter, geben sie in eine Porzellanschale und füllen mit heißem Wasser auf. Dazu benutzen sie einen sehr alten Eisenkessel und einen Behälter für das Wasser, mit dem sie die Porzellanschale reinigen. Außerdem einen kleinen Dreifuß(Dieser Deckelständer, der wie ein Dreifuß geformt war, ist ein Beispiel für solche Gegenstände. Er kann auch aus einem einfachen Stück Bambus bestehen. Der Dreifuß hat es unserem Pater sehr angetan, weil er von unermesslichem Wert war.), auf den sie den Deckel des Wasserkessels ablegen, damit er nicht auf den Bodenmatten liegt. Der Behälter für die Teeblätter, der Löffel und die Schöpfkelle mit der sie das Wasser aus dem Kessel schöpfen – alle diese Utensilien sind die Kostbarkeiten Japans so wie Ringe, Halsketten, kostbare Rubine und Diamanten bei uns.
(Im Teeraum) war auf einer Seite ein Regal, wie es hier üblich ist und davor eine Feuerstelle aus schwarzer Keramik(Die beschriebene Feuerstelle ist aus Keramik, die mit hochglanzpolierten Japanlack (Urushi) überzogen ist. Sie kann auch aus Bronze oder Gusseisen bestehen.) die glänzte wie ein polierter Spiegel. Darauf ein wunderbar gestalteter Teekessel auf einem merkwürdig geformten Dreifuß. Die Asche, auf der die Holzkohle glühte, sah aus wie sehr fein gemahlene und gesiebte Eierschalen. Alles war von größter Reinheit und so geordnet, dass man es kaum beschreiben kann. Mein Begleiter sagte mir, dass der Gastgeber den Teekessel für über 600 Dukaten(heute über 72.000 € in Worten: zweiundsiebzigtausend Euro!) erstanden hatte, dass er aber sehr viel mehr Wert sei.
Nachdem wir Platz genommen hatten, wurde eine Mahlzeit serviert. … Ich kann versichern, dass man nirgendwo auf der ganzen Welt ein Mahl finden kann, dass besser bereitet und serviert wird als in Japan. Nach der Mahlzeit setzten wir uns alle anmutig auf unseren Knien nieder, wie es unter den japanischen Christen Sitte ist. Der Gastgeber servierte eigenhändig den Cha, den ich vorher beschrieben habe. Anschließend zeigte er mir einen kleinen eisernen Dreifuß, auf dem er zuvor den Deckel des Wasserkessels abgelegt hatte. Er war so alt, dass er aus mehreren zerbrochenen Stücken wieder zusammengelötet war. Der Gastgeber erklärte mit, dass er dafür 1030 Dukaten (nach heutigem Wert fast 124.000 € in Worten: einhundertvierundzwanzigtausen Euro! für ein kleines Teil aus Eisen!) bezahlt hatte, dass er aber der Meinung sei, dass er sehr viel mehr wert sei. Er zeigte mir noch mehrere Utensilien, die alle in feine Beutel aus Damast und Seide gehüllt und in kleinen Holzkästen aufbewahrt waren. Er sagte mir, dass er noch mehr solcher Schätze besäße, die aber an einem sicheren Ort aufbewahrt würden.
PS.: Ich besitze auch einen solchen Deckelträger aus Gusseisen. Ich biete ihn hiermit zum Kauf an. Aber bitte keine Angebote unter 100.000 Euro! Ein kleiner Nachlass von 1 – 2 Prozent wird sich sicher machen lassen! Und der sofortige Eingang ins Himmelreich ist garantiert! Wo ist das Kamel, das hier bietet?
Ich könnte auch noch einen Teekessel verkaufen. Sonderpreis: 250.000 €! Wäre doch ein Angebot?!