Briefe aus Japan

Japan im Januar

Liebste Freundin!

Wie Du sicherlich weißt, ist dies der erste Jahreswechsel, den ich in Japan miterleben darf. Es ist daher sehr interessant für mich, all die japanischen Gebräuche und Sitten zum Beginn des Neuen Jahres kennenzulernen, da sie sich doch sehr von den unsrigen unterscheiden.

Es ist eine Tatsache, daß für die japanische Bevölkerung das erste Eintreten eines Ereignisses bzw. ein Neuanfang immer von sehr großer Bedeutung ist.
In diesem Sinne vermittelt auch das bevorstehende Neue Jahr immer ein Gefühl der Erneuerung und des Neubeginnes.
Es gibt ein altes japanisches Sprichwort welches besagt:"Am Neujahrs-Tag werden die Pläne für das gesamte Jahr gemacht."

Hatsumode ist so ein Brauch, der sich zu Neujahr größter Beliebtheit erfreut.
Dabei ist es seit Jahrhunderten Sitte, zum Jahreswechsel einem Shinto-Schrein oder Buddhistischen Tempel einen ersten Besuch abzustatten.
Die ganze Familie geht gemeinsam dorthin, um für Gesundheit und Glück zu beten.
Dabei wird zweimal in die Hände geklatscht, diese dann vor das Gesicht gehalten, und in Stille zu seinem Gott gebeten.

Bereits beim Betreten des Shinto-Schreines fiel mir ein sehr dickes geflochtenes Seil auf,Shimenawa behangen mit Zick-zack-Streifen aus Papier.
Man erklärte mir, dies sei ShimeNawa , und diene dazu, die Ankunft des Gottes Toshigami-sama willkommen zu heißen.

Liebe Freundin, ich muß Dir sagen, wenn man sich in Menschenmengen nicht besonders wohl fühlt, dann ist es besser, an Hatsumode zu Hause zu bleiben.
Bereits weit vor Mitternacht stellen sich die Besucher in langen Reihen an, um möglichst bald den Tempel betreten zu können. Es ist dabei Sitte, Schlag Mitternacht Geld zu spenden.
An die Spendenbox zu gelangen, kann jedoch aufgrund der nachdrängenden Menschenmasse durchaus zu einem gefährlich Unterfangen werden.
Auch ist es üblich, aus den hinteren Reihen zu versuchen, Geldmünzen nach vorne in die Spendenbox zu werfen.
Dabei kann es dir passieren, das man vorne stehend, von Münzen am Kopf getroffen wird!
Wie Du siehst, kann das Neue Jahr bereits durchaus gefahrvoll und schmerzhaft beginnen.

Kitano Tenmangu: Hatsumode Natürlich darf ich nicht vergessen zu erwähnen, daß ähnlich wie bei uns, eine Vielzahl von Verkaufsständen dort nicht fehlen darf.Hier kannst Du jegliche Art von Glücksbringer und Symbole erwerben,auch wenn nicht gerade kostengünstig.

Du kannst Dir vorstellen, wie erschöpft und müde ich nach diesem Tempelbesuch war.

Morgen werde ich der Hausfrau meiner Gastfamilie beim Hausputz, wird Susuharai genannt,und bei der Zubereitung von Osechi, das sind spezielle für die Neujahrs-Feiertage zubereitete Köstlichkeiten und Leckerein, helfen.
Osechi vorzubereiten, ist sehr schwierig und von großem Aufwand.
Es wird dabei wunderschön, in der Jahreszeit entsprechendem Lackgeschirr, serviert.(Jyuhbako oder O-jyuh)

Ich werde Dir in meinem nächsten Brief genauer darüber berichten.

Für heute grüßt Dich auf's herzlichste

Deine müde garu-furendo

K. May
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