Bodhidharma – stinksauer.

Sengai Shibayama: Daruma-sauer

Eigentlich hatte Bodhidharma beim Kaiser Wu-Di angefragt, ob er zuhause sei.
Nun wartete er aber schon über eine Stunde.

Als der Kaiser endlich kam, stellte er auch noch eine ziemlich dumme Frage:
„Was ist der innerste Kern der heiligen Wahrheit?“
Hatte der Kerl denn überhaupt Hirn im Kopf oder war da etwa - Nichts?
Ärgerlich brummelte Bodhidharma: „Offene Weite! Nichts Heiliges.“

Wu-Di war verdutzt. Was wollte der komische Alte damit sagen?
Und überhaupt, wer war dieser dahergelaufene Kerl überhaupt?
„Wer ist das, UNS gegenüber?“

Bodhidharma war sauer.
ICH bin der Größte, weiß der denn das nicht?
ICH habe Samadhi, während die anderen das wohl für eine Käsesorte (*) halten!
Außerdem habe ICH die Absicht, den Zen nach China zu bringen
(na ja zugegeben, bis jetzt war noch nicht viel, aber ihr werdet schon noch sehen!).
Erst lässt der MICH warten und dann redet er nur Stuss daher!“

Bodhidharma konnte sich nicht in den Kaiser finden.

"Jetzt bin ich extra soweit angereist, und nun das. Wo mir doch immer auf dem Schiff so schlecht wird!"
Er schnitt sich einen Bambus und überquerte darauf den Yangste.
Leider verlor er dabei auch noch eine Sandale.
Na, jetzt war es auch schon egal.
Er ging in den Norden, in das Reich We.
Im Shaolin-Kloster setzte er sich in seiner Höhle mit dem Gesicht zur Wand und schmollte zehn Jahre bis ihm schließlich Arme und Beine verfaulten.

Als ihm schließlich auch noch die Augenlider abfielen, dachte er sich:
„Jetzt reicht’s!“ , nahm die Lider und braute sich einen Tee.
Seither geht’s ihm wieder besser.

Aber die Leute kennen ihn immer nur, wie er recht sauer auf den Kaiser blickte. Ein fröhlicher Mensch ist ja auch viel langweiliger.

Hsüä-dou bemerkt dazu: „Blöder Kerl! Hätte er doch gleich Tee getrunken!“

Hanshan und Shide

Später schrieb Hanshan aus den Tientai Bergen, wo er sich am kalten Berg herumtrieb an Daruma:

Der Ärger ist eine Flamme des Herzen,
Die leicht ein ganzes Teehaus niederbrennt.
Du willst dem Bodhisattva-Wege folgen?
Versöhnlichkeit bewahrt dein Wahres Herz!

Hsüä-dou bemerkt dazu: "Eigentlich ganz nett. Aber der Kerl zog immer nur lachend durch die Gegend. Dafür gehört er zu Boden geschlagen!"


   Tuschezeichnung von Sengai Shibayama.
Die Inschrift am Rande:

"Diese ehrenwerten buddhistischen Schüler, die Buddha lieben, verlassen den Osten und gehen westwärts (nach Indien). Herr Daruma, der Buddha nicht mag, kommt aus dem Westen nach Indien.
Ich dachte, sie würden sich im Teehaus der Erweckung treffen.
Doch leider! Alles war nur ein Traum."

(*) Hier liegt ein schwerwiegendes philologisches Problem vor:
Chinesen essen überhaupt keinen Käse. Warum vergleicht also Daruma Samadhi mit einer Käsesorte? Kein Chinese kann das verstehen.
Aber Bodhidharma war ja Inder! Zwar hat man in Indien aus Milch Butter, vor allem auch Ghi hergestellt. Ja, das Wesen Buddhas gleicht dem Duft von reinem Ghi! Aber Käse?
Vermutlich hatte Daruma über die Sassanidischen Reiche und die Seidenstraße Kenntnis von Griechenland und dem Westen. Dort gibt es jede Menge Käse!
Die Lösung liegt vermutlich in der Konfrontation von West und Ost. Schließlich kommt ja Daruma aus dem Westen in den Osten!


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