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		O ihr Stimmen des Geschiks, ihr Wege des Wanderers! 
Denn an der [Augen] Schule Blau, wo Geist von lang her toset, 
Tönt wie der Amsel Gesang 
Der Wolken heitere Stimmung gut 
Gestimmt vom Dasein Gottes, dem Gewitter. 
Und Rufe[r], wie wenn hinausschauen, zur 
Unsterblichkeit und Helden; 
Viel sind Erinnerungen. Wo darauf 
Tönend wie des Kalbs Haut 
Die Erde, von Verwüstungen her, Versuchungen der Heiligen, 
Großen Gesezen nachgehet,  
[Denn anfangs bildet das Recht sich.  
Sterbende nemlich müssen seyn zuvor, die Wissenschaft 
Und Zärtlichkeit und den Himmel breit lauter Hülle nachher 
Erscheinend singen, daselbst Gesangeswolken				  
Denn fest ist der Erde										  
Nabel. Gefangen nemlich in Ufern von Gras sind 
Die Flammen und die allgemeinen
Elemente. Wo aber allzusehr
das ewig Freie sich sehnet
Himmlisches einschläft, und die Treue Gottes,
das Verständige fehlt. ]
 
Denn anfangs bildet das Werk sich  Wissenschaft, die Einigkeit 
Und Zärtlichkeit und der Himmel breit lauter Hülle nachher 
Erscheinend singen, 
Sterbende nemlich müssen singen, zierend den Geist des Himmels aber  singen daselbst 
Gesangeswolken. Denn immer lebt die Natur. Fest aber ist der Erde 
Nabel. Gefangen nemlich in Ufern von Gras sind 
Die Flammen und die allgemeinen  
Elemente. Lauter Besinnung aber oben lebt der Äther.  
Aber silbern 
An reinen Tagen 
Ist das Licht. Als Zeichen der Liebe 
Veilchenblau die Erde. [Aber wo zu sehr	 
Zur Ewigkeit sich das Ungebundene sehnet  
Himmlisches einschläft, und die Treue Gottes, 
Das Verständnis fehlt.] 
Aber wie der Reigen 	   
zur Hochzeit,				   
Zu Geringem auch kann kommen	   
Großer Anfang.						   
Alltag aber wunderbar zu lieb den Menschen 
Gott anhat ein Gewand.						   
Und Erkenntnissen verberget sich sein Angesicht	   
Und deket die Lüfte [Lider] mit Kunst.				   
Und Luft und Zeit dekt 
Den Schröcklichen, dass zu sehr nicht eins  
Ihn liebet mit Gebeten oder					    
Der Seele. Denn lang schon steht offen			    
Wie Blätter, zu lernen, oder Linien und Winkel die Natur. 
Und gelber die Sonnen und Monde, 
Zu Zeiten aber						 
Wenn ausgehen will die alte Bildung		 
Der Erde, bei Geschichten nemlich			  
[Tafel der Erde] 
Gewordenen, muthig fechtenden, wie auf Höhen führet 
Die Erde Gott. Ungemessene Schritte					 
Begränzt er aber, aber wie Blüthen golden thun			  
[der Seele sich  
dan(n) Verwan(dt)schaften sich]  
Die Kräfte sich der Seele zusammen,  
Daß lieber auf Erden					 
Die Schönheit wohnet und irgend ein Geist	 
Gemeinschaftlicher sich [zu] Menschen gesellet.	 
 
Süß ists dann unter hohen Schatten von Bäumen  
Und Hügeln zu wohnen, sonnig, wo der Weg ist		 
Gepflastert zur Kirche, 
Und Bäume stehen schlummern, doch 
Eintreffen Schritte der Sonne,		  
Denn eben so, wie heißer				  
Brennt über der Städte Dampf				  
So gehet über des Reegens						  
Behangene    Mauren    die Sonne  
 
Wie Efeu nemlich hänget 
Astlos der Reegen herunter. Schöner aber 
Blühn Reisenden die Wege, wem				 
Aus Lebensliebe, messend immerhin,			   
Die Füße gehorchen, im Freien, wo das Land wechselt wie Korn. 
Avignon waldig über den Gotthardt							 
Tastet das Ross, Lorbeeren										 
Rauschen um Virgilius und daß									  
Die Sonne nicht  
Unmännlich suchet das Grab. Moosrosen 
Wachsen									  
Auf den Alpen. Blumen fangen				  
Vor Toren der Stadt an, auf geebneten Wegen unbegünstigtet 
Gleich Kristallen in der Wüste wachsend des Meeres.			   
Gärten wachsen um Windsor. Hoch 								   
Ziehet aus London,													   
Der Wagen des Königs. 
Schöne Gärten sparen die Jahrzeit. 
Am Canal. Tief aber liegt			   
Das ebene Weltmeer, glühend. 			    
Quelle: Hölderlin, Sämtliche Werke / Gesänge Bd 1/2, Hrsg.: D.E. Sattler 
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