Shinto und Buddhismus: Leben und Tod
Verfasst: Freitag 21. August 2009, 06:55
Wenn wir uns im Westen mit der japanischen Religion befassen, fällt der Blick völlig eingeschränkt lediglich auf den Zen. Dabei ist Zen unter den vielen buddhistischen Richtungen und Schulen in Japan eher eine Randerscheinung. Sicher hat der Zen die Kultur Japans ganz wesentlich mit beeinflußt, aber zahlenmäßig ist der Zen eher gering. Weitaus mehr Japaner gehören zum esoterischn Shingon, zu Nichiren, zum Jodo Shinshû usw.
Aber jeder Japaner wird als Shinto geboren. Jede traditionelle Hochzeit wird shintoistisch gefeiert, jedes Kind, das geboren wird, wird beim Shintoschrein gemeldet. Man meldet sich bei der Miko-Sama, der "Schamanin", die notiert den Namen des Kindes, der Priester reinigt die ganze Familie und meldet das neue Kind mit seinen Gesängen beim Kami.
Bei unserem letzten Japanbesuch waren wir im Sanzen-In in Ohara, einem kleinen Dorf in den Bergen nördlich von Kyôto. Dort hörten wir das Gespräch zwischen einem Japaner und einer westlichen Ausländerin, deren Mann wohl auf Geschäftsbesuch war. Der Japaner war für ein Damen-Begleitprogramm abgestellt. Er erklärte der Dame:
"Wir Japaner sind keine Buddhisten. Das ist lediglich Familie. Unsere Ahnen werden in den buddhistischen Tempeln verehrt. Dort stehen die Ahnentafeln der Familie und wir treffen uns zu besonderen Feiertagen im Tempel, um unsere Ahnen zu verehren. Das ist Alles!"
Aha, man geht also nur in den Tempel als Tourist oder wenn man die Ahnen der Familie verehren will. Dazu muss man dann den "Familientempel" aufsuchen, wo die Ahnentafeln meiner Familie aufbewahrt werden.
Vereinfacht könnte man also wohl sagen: man wird als Shinto geboren, man stirbt als Buddhist.
Das hat ganz einfache historische Gründe. In den Kriegszeiten des 15. Jhdt. wollte Hideyoshi gern wissen, wieviele Japaner es überhaupt gibt. Dazu war eine Volkszählung nötig. Aber die Japaner lließen sich nicht zählen, weil sie ja ohnehin am Schrein beim Kami gemeldet waren. Die Schreine führten aber keine Listen über die Anmeldungen, die Kami brauchen keine Listen!
Hideyoshi verfiel auf eine List.
Die buddhistischen Tempel führten und führen noch heute wunderschöne Totenrituale durch. Mit viel Weihrauch, schönen Gesängen und Sutra-Rezitationen wird der Tote auf seinem Weg begleitet. Dem hat der Shinto einfach nichts entgegenzusetzen. Shinto ist für die Lebenden, nicht für die Toten. Hideyoshi führte nun ein, dass diese Totenrituale nur durchgeführt werden durften, wenn man sich zu Lebzeiten bei seinem örtlichen buddhistischen Tempel meldete. Nur dann war es dem Tempel erlaubt, dem Toten einen poshumen Namen zu verleihen und die Rituale durchzuführen. Nun brauchte man nur noch die Anmeldungen im buddhistischen Tempel zusammenzählen und man hatte eine Volkszählung.
Der Rôshi eines Zentempel erklärte uns, dass die Zentempel heute davon leben, dass sie die Ahenentafeln bestimmter Familien aufbewahren und dass sie bei besonderen Anlässen die Totenfeiern für die registrierten Familien durchführen.
"Am Zen sind die Japaner nicht interessiert! Das machen nur die Ausländer oder die Priester, die ja eine Zen-Ausbildung benötigen!"
Aber jeder Japaner wird als Shinto geboren. Jede traditionelle Hochzeit wird shintoistisch gefeiert, jedes Kind, das geboren wird, wird beim Shintoschrein gemeldet. Man meldet sich bei der Miko-Sama, der "Schamanin", die notiert den Namen des Kindes, der Priester reinigt die ganze Familie und meldet das neue Kind mit seinen Gesängen beim Kami.
Bei unserem letzten Japanbesuch waren wir im Sanzen-In in Ohara, einem kleinen Dorf in den Bergen nördlich von Kyôto. Dort hörten wir das Gespräch zwischen einem Japaner und einer westlichen Ausländerin, deren Mann wohl auf Geschäftsbesuch war. Der Japaner war für ein Damen-Begleitprogramm abgestellt. Er erklärte der Dame:
"Wir Japaner sind keine Buddhisten. Das ist lediglich Familie. Unsere Ahnen werden in den buddhistischen Tempeln verehrt. Dort stehen die Ahnentafeln der Familie und wir treffen uns zu besonderen Feiertagen im Tempel, um unsere Ahnen zu verehren. Das ist Alles!"
Aha, man geht also nur in den Tempel als Tourist oder wenn man die Ahnen der Familie verehren will. Dazu muss man dann den "Familientempel" aufsuchen, wo die Ahnentafeln meiner Familie aufbewahrt werden.
Vereinfacht könnte man also wohl sagen: man wird als Shinto geboren, man stirbt als Buddhist.
Das hat ganz einfache historische Gründe. In den Kriegszeiten des 15. Jhdt. wollte Hideyoshi gern wissen, wieviele Japaner es überhaupt gibt. Dazu war eine Volkszählung nötig. Aber die Japaner lließen sich nicht zählen, weil sie ja ohnehin am Schrein beim Kami gemeldet waren. Die Schreine führten aber keine Listen über die Anmeldungen, die Kami brauchen keine Listen!
Hideyoshi verfiel auf eine List.
Die buddhistischen Tempel führten und führen noch heute wunderschöne Totenrituale durch. Mit viel Weihrauch, schönen Gesängen und Sutra-Rezitationen wird der Tote auf seinem Weg begleitet. Dem hat der Shinto einfach nichts entgegenzusetzen. Shinto ist für die Lebenden, nicht für die Toten. Hideyoshi führte nun ein, dass diese Totenrituale nur durchgeführt werden durften, wenn man sich zu Lebzeiten bei seinem örtlichen buddhistischen Tempel meldete. Nur dann war es dem Tempel erlaubt, dem Toten einen poshumen Namen zu verleihen und die Rituale durchzuführen. Nun brauchte man nur noch die Anmeldungen im buddhistischen Tempel zusammenzählen und man hatte eine Volkszählung.
Der Rôshi eines Zentempel erklärte uns, dass die Zentempel heute davon leben, dass sie die Ahenentafeln bestimmter Familien aufbewahren und dass sie bei besonderen Anlässen die Totenfeiern für die registrierten Familien durchführen.
"Am Zen sind die Japaner nicht interessiert! Das machen nur die Ausländer oder die Priester, die ja eine Zen-Ausbildung benötigen!"