von sensei » Freitag 20. Mai 2011, 09:29
Das Zeichen für Tee hat wie alle anderen Schriftzeichen in Japan (mindestens) zwei mögliche Lesungen, die ON und die KUN Lesung.
Die ON Lesung
ist die sogenannte chinesische Lesung. Sogenannt, weil kein Japaner chinesische Worte richtig aussprechen kann. Dazu hat das Chinesische viel zu viele verschiedene Klangfarben, die Japaner nicht einmal hören, geschweige denn aussprechen können. Daher kommt es auch, dass sehr viele Kanji mit unterschiedlichster Bedeutung existieren können, die aber alle gleich ausgesprochen werden. Ein kleines Beispiel ist das Wort DŌ, das unter anderem die Bedeutungen haben kann: 土 - Erde, 道 - Weg, 堂 - Halle. Die Aussprache der Worte wurde mit dem Import der Schrift aus China aus dem Chinesischen übernommen. In China gibt und gab es aber viele verschiedene Dialekte, die sogar möglicherweise verschiedene Sprachen sein können. Dann werden die Schriftzeichen jeweils anders ausgesprochen. Die Schriftzeichen kamen in unterschiedlichem kulturellen Kontext nach Japan. Manchmal eben zwei oder dreimal. Nun werden manchmal die Schriftzeichen in buddhistischem Kontext anders ausgesprochen als in einem anderen Kontext. Daher kommt es, dass die Worte je nach Kontext möglicherweise anders gesprochen werden.
Die KUN Lesung
ist die sogenannte rein japanische Lesung. Die Worte werden so gesprochen, wie sie vor der Einführung der chinesischen Schrift auf Japanisch gesprochen wurden. Nehmen wir die Beispiele von oben, so sind die Lesungen: 土 - Tsuchi und 道 - Michi. Ein 土仏 ist ein Tsujibutsu und kein Dō-butsu, ein Buddha aus Lehm oder Erde geformt.
Nun zum Tee:
Die On Lesung, also die chinesische Lesung ist SA. Die Kun Lesung, also die japanische, ist Cha. Trotzdem schreiben wird manchmal Tscha oder Tcha. Das hängt damit zusammen, dass wir in Deutschland geneigt sind, ein Wort, das Cha geschrieben ist, mit einem kehligen ch wie in Acht sprechen. In einer dämlichen Quizzsendung habe ich einmal gehört, wie der Moderator nach dem zu suchenden Begriff fragte, den er "hocho" - also mit kehligem ch und kurzem o aussprach. Eben genau so, wie das ein deutsche Normalbürger tun würde, wenn er HOCHO liest. Als Lösung kam dann heraus, dass nach einem japanischen Kochmesser gefragt worden war, also nach einem Hootschoo.
Um die falsche Aussprache zu verhindern, schreiben wir deshalb manchmal Tcha oder Tscha. Dann ist die Lesung für (deutsche) Laien eindeutig. In den englischsprachigen Ländern wird Cha einwandfrei richtig ausgesprochen.
Cha-Dō oder Sa-Dō
Rein sprachlich ist die Lesung Tcha-Dō glatter Unsinn. Der Teeweg ist zusammengesetzt aus zwei Worten, eben dem Tee und dem Weg. Wenn ich den Weg chinesisch lese, also Dō, dann muss ich auch den Tee chinesisch lesen, also Sa. Sa-Dō ist richtig. Aber die Iemotos der Teeschulen sagen Tcha-Dō. Damit hebt man sich von der "Normalbevölkerung" ab und zeigt, dass man ein Tcha-Jin ist (ebenfalls Unsinn, eigentlich muss das Sa-Jin gesprochen werden).
Darum heißt auch der Ort, an dem man Tee trinken kann, also das japanische "Kaffee" KI - SA -TEN, Tee - trink - Platz.
Die Aussprache des Teeweges als Tcha-Dō hat auch schon eine gewisse Konsequent, denn die Sa-Jin, die Chajin gehen um mit Tcha-wan, Tcha-kin, Tcha-sen usw. Dann darf man auch Tcha-Dō der besser Cha-Dō schreiben oder sagen.
CHA ZEN - ICHI MI / Tee und Zen: EIN Geschmack