DER TEEWEG IM APRIL

LIEBE TEESCHÜLER, LIEBE FREUNDE DES TEEWEGES !

Der April ist immer noch recht kühl, aber langsam wird es wärmer. In der alten Hauptstadt Kyôto ist selbst die ganze Stadt wie ein Brokat aus Blüten und frischem Grün. Weiden und Kirschblüten bilden einen Brokat, der die ganze Stadt schmückt.

miwataseba
yanagi sakura o
kokimazete
miyako zo haru no
nishiki narikeru
Soweit das Auge reicht,
Weidenzweige und Kirschblüten
bunt gemischt -
Frühlingsbrokat ist wahrlich
nun die Hauptstadt selbst.

Yoshino Dayu


Obwohl sogar die ganze Hauptstadt ein einziger Frühlingsbrokat ist, zieht es uns hinaus in die Natur.
Auch die berühmte Yoshino Dayu (1606 - 1643) (Dayu: eine adlige Künstlerin, die für die Unterhaltung der Gäste zuständig war) sehnte sich nach ihrer Heimat Yoshino. Sie war im ländlich abgeschiedenen Yoshino, einer Landschaft in den Bergen südlich von Osaka geboren worden.
Lange residierte dort in der Zeit der Teilung des Reiches der südliche Kaiserhof. Früh schon hatte ein Mönch wilde Kirschen an dem Berg gepflanzt, die allmählich den ganzen Berg überzogen. Zur Zeit der Kirschblüte ist der Berg unten weiß von Kirschblüten, während oben noch der weiße Schnee glänzt. Aber allmählich ziehen die Kirschblüten bis auf den Gipfel des Berges.

Yoshinos Eltern waren früh gestorben und so mußte sie als Dayu in die Hauptstadt Kyôto ziehen, um dort ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Aber zur Zeit der Kirschblüte ergriff sie eine unbändige Sehnsucht nach der Heimat und sie dichtete:

koko ni sae
sazo ya Yoshino wa
hana-zakari
Auch hier
sind die Kirschblüten wunderschön
wie werden sie aber erst in Yoshino sein!

Wegen dieses Gedichtes wurde sie Yoshino genannt. Sie gestaltet in diesem Gedicht die Sehnsucht nach dem Ort der Heimat, die in uns allen wohnt. Aber muss es immer der Ort unserer Jugend sein? Vielleicht ist die Heimat dort, wo die Kirschen blühen?

Ein junger Adliger verliebte sich in sie, woraufhin der Vater beide verstieß. Yoshino errichtete sich auf dem Lande eine schlichte Teehütte im Stil der Bauernhäuser ihrer Heimat und empfing dort ihre Gäste. Ihr strohgedecktes Teehaus hatte ein riesiges rundes Fenster auf der einen Seite und genau gegenüber ein großes quadratisches Fenster.

Eines Tages kam der Schwiegervater bei einem schweren Regen, ohne Yoshino zu erkennen, in ihre Hütte und sie bewirtete ihn mit Tee. Er war ganz bezaubert von ihrer Anmut und der schlichten Schönheit ihrer Bewegungen und dem bäuerlich herben Charme ihres Teehauses. Als er Freunden von dieser Begegnung erzählte, sagte er, das wäre eine wirklich gute Frau für seinen Sohn, worauf ein Freund meinte: "Das IST die Frau deines Sohnes!"

Obwohl verkannt und vom Schwiegervater vertrieben, hatte sie in der Armut eine große Eleganz entwickelt und das eigentliche Herz des Teeweges verwirklicht, das nicht in äußerer Pracht oder wichtigen Ämtern und Funktionen besteht. Angekommen in unserer Heimat sind wir dort zu Hause, wo die Kirschen blühen und wo der Teekessel summt.
Yoshino's Teehaus, das später als ausgezeichnetes Beispiel für das wabi - Ideal des Teeweges galt, wurde auf das Gelände des Kôdaiji - Tempels in Kyôto gebracht und wieder aufgebaut. Dort steht ihr Haus zusammen mit zwei Beispielen von Rikyû's Teehäusern, die er im wabi - Ideal gebaut hatte.

Ennôsai (1872 - 1924), der Großmeister der Urasenke in der 13. Generation sah ihr Haus auf dem Gelände des Kôdaiji und war von ihrer Geschichte gerührt. In Erinnerung an die große Frau des Teeweges entwarf er ein Tana, ein Schmuckgestell, das an Yoshino's Hütte erinnert.
Wenn wir heute im April das Yoshino-dana benutzen und vielleicht dazu noch eine Natsume, die mit Weiden geschmückt ist, so ist überall der Frühlingsbrokat, der unser Herz in seiner Heimat und an seinem eigentlichen Ort ankommen lässt.  

Myô-Shin-An Oberrüsselbach / Fränkische Schweiz

Auch wir haben uns, wie Yoshino aus der "Haupt"-Stadt auf das Land zurückgezogen, dort wo die Kirschen bald blühen werden.
Am Rande der fränkischen Schweiz, ganz in der Nähe von Nürnberg in ländlicher Stille, ist ein neues Teehaus entstanden. Es ist zwar noch nicht ganz fertig, aber wir haben bereits eine Reihe von Gästen empfangen.
Dort können wir kleine Gruppen bewirten und Teezeremonie durchführen. Bei Interesse wird auch gemeinsam ein kleines japanisches Essen vorbereitet und serviert. Bei schönem Wetter kann auch No-date - Teezeremonie im Garten wie Chabako usw. vorgeführt werden.

Darüber hinaus können wir auch Seminare verschiedenster Art anbieten.
Es wird Seminare mit Teekeramik geben (ein kleiner Brennofen wird gebaut), in denen Teeschalen oder Chaire selbst hergestellt und gebrannt werden können. Im Sommer gibt es Chabana - Seminare, in denen wir Blumen sammeln und im Teestil stecken.
Auch philosophische Gesprächskreise sind geplant. Demnächst starten wir einen Gesprächskreis über das Dao De Jing von Laotse - hoffentlich eine Bereicherung für das eigene Leben, auch für diejenigen, die den Teeweg nicht aktiv ausüben wollen.

Auf Anfrage können wir auch mit Ihnen gemeinsam Seminare planen und durchführen.
Nähere Informationen finden Sie auf der Seite über Rüsselbach und das Myo-Shin-An. Wir würden uns freuen, wenn der Eine oder der Andere den Weg hinaus aufs Land finden würde.

Termine des Teeweges im April

Natürlich gehen unsere Übungen des Teeweges auch im April weiter. Wir würden uns freuen, wenn wir Sie an dem einen oder anderen Termin bei uns im Teehaus begrüßen dürften.

Kontakt über email oder Telefon:

April 2005:
Fr. 08.04.2005 - So. 10.04.2005: Teeweg Unterricht
Sa. 09.04.2005: großes Japanfest in der Wirtschaftsschule Ansbach / diverse Workshops 8.30 - 12.00 Uhr
Mo. 11.04.2005: Teeweg Unterricht - Nur nach Anmeldung
Sa. 23.04.2005: Kirschblüten - Fest / Grüne Halle Fürth - Eintritt Frei / ganztägig
So. 24.04.2005: Teeweg Unterricht
Mo. 25.04.2005: Teeweg Unterricht - nur nach Voranmeldung

Gerhardt Staufenbiel, Jörg Eberle, Carolin Höhn-Domin

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autor: g.staufenbiel   | © myōshinan chadōjō / teeweg.de