DER TEEWEG IM September

LIEBE FREUNDE DES TEEWEGES !

Ein ereignisreicher Sommer geht langsam zu Ende und die schönen Herbsttage des September erfreuen unser Herz.
Teemeister Murata Juko: Boot im Herbstnebel

Die Apfelbäume tragen reiche Frucht und die Äpfel leuchten im blauen Frühherbsthimmel.
Es ist, als wollte uns das Jahr noch einmal mit seiner Pracht erfreuen, bevor die Herbstnebel das Land verhüllen.

Das Septemberlicht ist oft noch klar und hell, aber es ist, als wäre es gefärbt von einer leichten Trauer des Abschieds, so wie Rilke in in seinen Duineser Elegien schrieb:

Wer saß nicht bang vor seines Herzens Vorhang:
Der schlug auf und die Szenerie war Abschied.

Dennoch beginnt jetzt für die Tee - Leute die schönste Zeit des Jahres. Die Sommerhitze ist vorbei und wir freuen uns wieder am Singen des Teekessels. Im Sommer ist es oft einfach zu heiß, um den Tee im Teeraum wirklich zu genießen. Da sitzt man lieber auf einer Tatami unter den Bäumen und erfreut sich am No-date, an der Teezeremonie im Freien. Jetzt genießen wir die Stimmung des Wabi draußen in der Natur und drinnen im Teeraum.

Allmählich wird jetzt auch der Mond wieder voll und klar. In den nächsten Tagen wird der Septembermond am Himmel stehen.
Der Mond und speziell der Septembermond hat in Japan - nicht nur im Teeweg - eine große Bedeutung. Man versammelt sich zum Tee und betrachtet den Vollmond. Dazu genießt man die Tsukimi - Dango, Mondbetrachtungs-Dango, runde Reiskuchen, die an den Vollmond erinnern.
Zenmeister Dôgen schreibt in seinem Shôbôgenzô im Kapitel Genjô kôan:

Ein Mensch, der das Erwachen erlangt hat, gleicht dem Mond, der sich im Wasser spiegelt: der Mond wird nicht nass und das Wasser wird nicht bewegt. Obgleich der Mond groß und weit scheint, ist es doch ganz in einer winzigen Fläche Wasser. Der ganze Mond und der ganze Himmel sind in einem einzigen Tautropfen auf einem Grashalm und in einem einzigen Wassertropfen.

In diesem Herbst werden wir unseren Gespächskreis jeden zweiten Sonntag im Monat über Rilkes Duineser Elegien fortsetzen, neue Teilnehmer sind aber jederzeit herzlich willkommen.
An jedem vierten Sonntag (Ausnahme im Dezember) werden wir das gewichtige Werk Shôbôgenzô des Zen-Meisters Dôgen, der vielleicht der "philosophichste Kopf" Japans war, besprechen. Das ist nicht nur für Diejenigen, die Zen praktizieren von Interesse, sondern für Alle, die am besinnlichen Denken und am Nachdenken über uns selbst interessiert sind. Dôgen (geboren im Jahr 1200) ist noch sehr stark im chinesischen Buddhismus verwurzelt, der zu seiner Zeit noch ganz stark von seinen indischen Wurzeln zehrt. Von Zeit zu Zeit werden wir darum vielleicht auch kleine Anstecher in die indischen Upanishaden machen. Im Anschluß an die Dôgen-Gespräche werden wir Meditationen im Stil des Zen anbieten. Man braucht keine großen Erfahrungen im Zen mitzubringen. Es genügt die Bereitschaft, sich auf eine - vielleicht neue - Erfahrung der Meditation einzulassen.
Eine Anmeldung zu den Terminen wäre wünschenswert, weil sich eventuell Termine verschieben könnten.

Der Unterricht im Teeweg findet wie gewohnt regelmäßig nach Anmeldung statt.

Als Vorschau möchten wir auf unser Sylvesterseminar hinweisen. Neben Teezeremonie, Haiku verfassen, japanisch Kochen und vielem Anderen werden wir ein stilles und meditatives Sylvester erleben.
Unsere Japanreise im nächsten Jahr ist im Prinzip ausgebucht. Falls jemand noch unbedingt mitkommen möchte, können wir versuchen, noch einen Flug für Sie zu buchen.

Alle weiteren Termine für die nächsten 120 Tage finden Sie in unserem Terminkalender, der regelmäßig aktualisiert wird. Ihr Team vom japanischen Teehaus Myoshin An - Dôjô in Oberrüsselbach

Gerhardt Staufenbiel (Urasenke Teezeremonie Lehrer)
Carolin Höhn - Domin / Geschäftsführung




autor: g.staufenbiel   | © myōshinan chadōjō / teeweg.de