Die Shakuhachi

Die Shakuhachi (jap. 尺八) ist eine japanische Bambuslängsflöte, die im 8. Jahrhundert aus China eingeführt wurde und sich im 17. Jahrhundert zu einem Meditationsinstrument zenbuddhistischer Mönche entwickelte. Ihr weicher, windiger und geräuschhafter Klang gilt heute als typisch für die traditionelle klassische Musik Japans.

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Shakuhachi

Die Shakuhachi stammt von der chinesischen xiao ab und kam im frühen 8. Jahrhundert mit der chinesischen Hofmusik Gagaku nach Japan. Gefertigt wird die Shakuhachi aus dem Wurzelende des Madake-Bambus (Phyllostachys bambusoides). Die Länge beträgt ursprünglich bei dem Standard-Instrument (Stimmung in d') 54,5 cm bzw. 1 Shaku (尺) und 8 (八 hachi) Sun (寸), wovon sich der Name Shaku - hachi ableitet.

In der Edo-Zeit (1603–1868) wurde die Shakuhachi zum Instrument der zenbuddhistischen Fuke-shū, einer Vereinigung von wandernden Bettelmönchen, die oft ehemalige Samurai waren.
Für die Fuke-Wandermönchen war die Shakuhachi nicht mehr als Musikinstrument (gak-ki) im Gebrauch, sondern wurde zu einem religiösen Werkzeug (hō-ki) und bildete den Mittelpunkt von Meditationsübungen. Das Spiel der Shakuhachi wurde zu einem Zenweg des Erwachens. Die von den Fuke-Mönchen (Komusō) komponierten Stücke werden unter dem Begriff honkyoku zusammengefasst und bilden bis heute die am meisten verehrte Shakuhachi-Musiktradition.

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Utaguchi - Blaskante der Shakuhachi

Die Komusô selbst sprechen in der Regel nicht von "Shakuhachi", sondern verwenden andere Bezeichnungen wie etwa take ("Bambus"), hotchiku ("Dharma-Bambus"), tôshô ("Flöte") oder fukiryô (etwa "Gegenstand zum Blasen") in Anlehnung an sashiryô (etwa "Gegenstand zum Schneiden") einer Bezeichnung für das Schwert der Samurai.

Charakteristik der Shakuhachi

Für die Komusō ist die Shakuhachi ein Instrument für ihre religiöse Praxis, die als "Atemmeditation" (sui-zen) oder "Atemmeditation mit Bambus" (吹竹禅 suichiku-zen) bezeichnet wird, und ein "Gefäß für den dharma" (法器 hōki). Deshalb liegt das Hauptaugenmerk beim Bau der Komusō-Shakuhachi weniger auf einem musikalisch reinen und in der Tonhöhe und Klangfarbe genormten Klang, vielmehr soll der natürliche Charakter des Bambus möglichst bewahrt werden.

Für die Komusō-Shakuhachi gilt der Grundsatz "langer Bambus ohne Lackierung" (ji-nashi-nobe-take), d.h., dass in das Innere das Bambusrohres außer einer dünnen Schicht japanischen Naturlacks (urushi), der den Bambus vor Insekten und Schimmel schützt, keine fremden Substanzen eingebracht werden und die Shakuhachi aus einem Stück Bambus besteht. Im Unterschied dazu sind moderne Shakuhachi innen aufwändig lackiert und bestehen aus zwei Teilen, die zusammengesteckt werden. Durch die Lackschicht verändert sich der Klang der modernen Shakuhachi beträchtlich. Die Komusō bevorzugen einen möglichst natürlichen, weichen Klang. Zudem werden beim Bau einer Komusō-Shakuhachi nach bestimmten Erfahrungswerten zum Teil Reste der inneren Wachstumsknoten des Bambus stehen gelassen, wodurch die natürliche Klangqualität weiter intensiviert wird.

Die Länge der Shakuhachi hängt vom natürlichen Wachstum des Bambus ab und ist nicht genormt. Da die Komusō-Shakuhachi alleine gespielt wird, ist eine einheitliche Tonhöhe auch nicht erforderlich. Als ungefährer Standard gilt oft die Länge von einem shaku und acht sun (ca. 54,5 cm, shaku und sun sind alte japanische Längenmaße, nach denen die Shakuhachi benannt ist, nämlich ein shaku und acht, jap. hachi, sun). Es werden aber auch erheblich längere Shakuhachi gespielt. Die längste Shakuhachi, de ich spiele, ist 1m lang.
Die Shakuhachi, mit der die Stücke auf der CD Dreiklang gespielt wurden, hat eine Länge von 85 cm und einen Durchmesser von 50 mm. Durch den großen Durchmesser der inneren Öffnung entsteht ein sehr windig-rauchiger Ton mit einem geheimnisvollen dunklen Charakter. Gebaut wurde das Instrument von Ken Lacosse, der zusammen mit Brian Tairaku Richie diese Shakuhachi mit einer extrem weiten inneren Kanal entwickelt hat. Er nennt seine Instrumente Taimu 大無 - Großes Nichts. Seine Instrumente sind eine Weiterentwicklung der Komusō Shakuhachi.

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大無 尺八 Taimu Shakuhachi von Ken Lacosse

Ken beschreibt seine Taimu Instrumente:

Mujitsu Taimu Shakuhachi
The "Big Nothing"
Taimu shakuhachi are long, wide bore flutes with a deep, airy, expressive tone. I've been working closely with Brian Tairaku Ritchie for a number of years developing this particular style of shakuhachi. My concern when building these flutes is finding a 'glowing' tone quality. This glow is very different than the focused, pure tone of thinner bored shakuhachi.
This flute design is characterized by a wide bore, which gives the flute its natural, raw, windy tone. The holes are also relatively large and sharply undercut to smooth the playability and open up the volume. The design approach is minimal. There is no utaguchi and little or no ji paste added to the bore. Bores are lightly coated with urushi as a functional addition. This helps protect the bamboo from climate changes. It also slightly increases the tone projection of the flute.
The term Taimu seemed to be a logical name for this style of flute. It was formed by combining Brian's professional name Tairaku with Mujitsu Shakuhachi. Taimu can be loosely translated as "The Big Nothing."

Die Shakuhachi auf wikipedia


autor: g.staufenbiel   | © myōshinan chadōjō / teeweg.de