Wenn man ernsthaft krank ist, geht man besser zur Schamanin, als zum Arzt, aber einem Ausländer gegenüber würde man das nie zugeben.
Wir haben einmal ein ländliches Fest mit erlebt. Das ganze Dorf war anwesend und viele Autos aus der Stadt versperrten den Zugang zu einem kleinen Tempel. Wir wurden sehr freundlich empfangen und zum Essen eingelanden. Oben auf dem Berg rezitierten buddistische Mönche die Sutren. Jemand erklärte uns, die Schamanin sein leider schon sehr alt und deshalb habe sie die Mönche gebeten, für sie die Zeremonien durchzuführen. Schamanismus und Buddhismus gehen in Korea eng zusammen!
Der Festplatz auf dem Berggipfel.
Vor der Statue des schamanistischen Berggottes rezitieren buddistische Mönche die Sutren
Dann wurde der Festplatz geschmückt mit vielen Fahnen und Wimpeln, Musik aus Flöten und Trommeln erklang. Das eigentliche schamanistische Fest begann.
Aber unser Gastgeber hatte es plötzlich sehr eilig. "Wir müssen weiter fahren!" Wir wären so gern dort geblieben, aber unser Gastgeber erklärte strikt: "Die Veranstaltung ist jetzt zu Ende!" Erst, als wir viele Kilometer entfert waren, gab er zu, dass oben auf dem Berg die schamanistischen Tänze vorbereitet worden waren. Er hatte auf keinen Fall gewollt, dass wir das miterleben sollten. "Das ist Aberglaube!"
Die schamanistischen Tempel lliegen meisten etwas außerhalb der Ortschaft, oben am Berg. Stößt man auf einen Tempel mit dem Namen "Ten-no-ji" - Himmels-Sohn-Tempel, so kann man sicher sein, dass dort die Schamanin residiert. Aha: und wie ist das mit dem großen Ten-no-Ji in Sakai, dem Geburtsort Rikyû's? Schließlich waren wohl die meisten Einwohner Sakais Koreaner!
Sollte da doch ein Einfluß des Schamanismus auf den Tee möglich sein?
In Seoul haben wir Frather Anthony getroffen, ein Engländer aus der Taize-Bruderschaft, der fast sein ganzes Leben in Korea verbracht hat und viele koreanische Bücher übersetzt hat. Brother Anthony hat ein kleines Buch geschrieben:
The Korean way of tea, das er auch im Internet eingestellt hat.
Dort schildert er unter anderem, wie sich die Teemeisterin Chae Won-hwa bei den letzten Schritten der Teeherstellung alleine in einen geschlossenen Raum zurückzieht und dort geheime Riten vollzieht und Gebete spricht.
Chae Won-hwa bei der Teeherstellung
Photo von Brother Anthony
Nur so sei der gute Geschmack des Tee zu gewährleisten. Erst, wenn sie eine würdige Nachfolgerin gefunden hat, wird sie die in diese geheimen Riten einweihen. Ist das Schamanismus? Schon!
Eine gute Einführung in die schamnistische Kunst Koreas findet sich im Internet unter:
. Dort gibt es einen schönen Artikel von Lauren W. Deutsch, einer amerikanische Teelehrerin und Koreaexpertin über den Schamanismus in Korea. Absolut lesenswert.