von sensei » Mittwoch 9. Februar 2011, 10:03
"..., weil das Geschick der Entwertung der Werte hier viel früher bewußt wurde, und weil die Menschen suchen, suchen nach neuen Werten. (...)"
Meinen Sie mit "hier" Japan oder den westlichen Kulturraum der genannten Ausländer?
Ich habe den Beitraf ein wenig verändert, nun ist deutlich, dass mit "HIER" unsere westliche Kultur gemeint war. Das Problem der Entwertung der Werte ist hier viel früher erfahren und bedacht worden, als z.B. in Japan.
Es lässt sich fragen, ob diese "Entwertung der Werte" nicht ein europäischer Export ist, der nun weltweit am wirken ist.
Es gibt ein schönes Beispiel, wie Japaner und Ausländer aneinander vorbei reden können wenn es um neue Werte geht.
In Martin Heideggers "Unterwegs zur Sprache" gibt es ein Gespräch mit einem geheimnisvollen Japaner, von dem Heidegger neue Werte aus dem Japanischen Denken gewinnen möchte. Aber der Japaner war ausgerechnet ein GERMANIST, der zu Heidegger gekommen war, weil ihn die Frage umtrieb, ob die Hinwendung zum Christentum nicht eine Lösung für das aufkommende Problem der Entwertung der Werte und des Nihilismus in Japan sein könnte. Er hatte schlichtweg keine Ahnung von den Dingen, nach denen ihn Heidegger fragte. Eine japanische Definition der Sprache - ?? Keine Ahnung! Er war GERMANIST!
Heidegger hörte die bedrängende Frage das Japaners nach dem Christentum als Lösung japanischer Probleme überhaupt nicht. Dafür aber fragte er vieles an "japanischer Weisheit" in seinen Gesprächspartner hinein.
Läuft so heute der Dialog zwischen Osten und Westen?
Der Westen rennt allem nach, was aus dem Osten kommt, ohne seine eigene Geschichte wirklich verstanden zu haben und der Osten ist vollkommen verblüfft darüber, dass die Ausländer hier eine geheimnisvolle Weisheit suchen. Ausgerechnet hier?!
Ich will damit nicht sagen, dass dieses Dialog nicht wichtig oder möglich sei. Er ist immens wichtig!
Aber vielleicht können wir mit den Augen der Fremden eher die alten "Weisheiten" des Ostens sehen.
Ein Beispiel ist vielleicht die Teezeremonie. Wir versuchen hier, den Tee als Zen-Meditation zu leben. Als einen Weg, in dem das Denken mit der Praxis zu einer Einheit wird. Im Westen ist Denken immer noch "nur theoretisch".
Aber in Japan stoßen wir damit auf Befremden: Tee und Zen? Wieso jetzt das? Tee ist Tee und Zen ist Zen. Tee ist das, was die alte - altmodische - Tante oder Oma schon immer gemacht hat. Schöne Kimono tragen, nette Leute treffen, schöne Dinge zeigen und vor allem nett miteinander quatschen. Und das soll Zen sein? Niemand in Japan liest die alten Teeschriften wirklich aufmerksam durch, sonst würde man sehen, dass einmal Tee und Zen wirklich Eins waren. Es gehören schon die Augen eines Fremden dazu, wieder zu sehen.
So suchen beide Seiten im jeweils anderen die Lösung für die Probleme der Entwertung der Werte.
CHA ZEN - ICHI MI / Tee und Zen: EIN Geschmack