von sensei » Samstag 2. Januar 2010, 10:47
Der Film ist wirklich sehr sehenswert. Kobori Sôjitsu, der 13. Iemoto der Enshû-Ryû macht Ususcha mit einem Shindaisu, einem kin-men-Buro und Bronze Kaigu. Das ist auch das formale Set, das Rikyu benutzt hat. Abgesehen vom anderen Stil der Bewegungen, wie sie bei der Urasenke geübt werden, fallen noch eine Reihe von Besonderheiten auf, die durchaus "alter Stil" sind. Manches davon wird auch Rikyu so gemacht haben.
Fukusa:
Auffällig ist, dass Kobori Sôjitsu das Fukusa zum Reinigen NICHT an der Seite trägt, sondern in der Brusttasche seines Kimono und dass er jedesmal, wenn er Tee aus der Natsume genommen hat, die Natsume wieder mit dem Fukusa reinigt. Das ist alter Stil. Früher trug man "cha-kin", das ist wörtlich "Tee-Stoff" zum reinigen der Chaire in der Brusttasche. Jedesmal, wenn Tee aus der Chaire entnommen wurde (man hat nicht den Tee für alle Gäste in einer Schale zubereitet!), wurde die Chaire gereinigt, aber nicht, wie wir das heute tun, indem die Charire an das Fukusa gehalten und dreimal gedreht wurde. Dazu bestand keine Notwendigkeit, weil Tee nur an der Öffnung oder bestenfalls an der Seite, von der aus der Tee entnommen wurde sein konnte. Also: Öffnung reinigen, dann mit dem Fukusa dei Seite der Chaire von oben nach unten abwischen, fertig. Man hat ursprünglich auch für jede Reinigung ein neues "Cha-kin" benutzt. Das Fukusa war ursrünglich ein "Furushiki", ein Tragetuch, mit dem die Natsume eingewickelt wurde, um den Tee darin sicher transportieren zu können. Als einmal Oribe von Rikyu eine Natsume mit Tee geschickt bekommen hat, hatte er gerade kein frisches "Chakin" mehr zur Hand und er entschloss sich kurzerhand, das Furoshiki zu benutzen. Daher rührt die Verwendung des Fukusa als Reinigungstuch.
Chakin:
Das weiße Leinentuch, mit dem der Chawan ausgeischt wird und das was wir heute allgemein als Chakin bezeichnen wird vollkommen anders gehandhabt, als bei der Urasenke. In den Lehrgedichten Rikyû's heißt es, dass man den Chawan von unten nach oben reinigt (nicht von oben nach unten, wie wir das heute tun). Das hat als Grund eine Art von ritueller Reinheit. Unten im Chawan liegt der Tee, da muss das Chakin noch ganz rein sein, also reinigt man zuerst den Boden, dann weiter oben usw. Kobori Sîjitsu legt dann auch das Chakin von oben über die gesamte Schale und drückt es dann ins Innere des Chawan. Damit ist sichergestellt, dass keine Stelle des Chakin, mit der man den Chawan reinigt zuvor mit den Fingern berührt worden ist. Auch eine alte Vorstellung von Reinheit.
Omo- und Kae-chawan:
Ich weiß nicht, ob Kobori Sôjitsu deshalb einen zweiten Chawan zum reinigen des Chasen benutzt, weil er den ursprünglichen Chawan bei den Gästen lassen wollte. Aber so wurde früher Tee gemacht. Der Chawan für den Tee trug nicht den Chasen und das Chakin und er wurde auch nicht benutzt, um am Schluss den Chasen wieder zu reinigen. Der Chawan für den Tee war oft ein kostbarer Tenmoku-Chawan. NAch der Teezubereitung wird er (eventuell, aber nicht unbedingt) mit heißem Wasser gereinigt. Wenn man dann kaltes Wasser zur Reinigung des Chasen einfüllte, so hatte man angst, dass der kostbare Chawan reißen könnte. Also benutzte man dafür den Kae-Chawan.
Die Liste der Unterschiede, die auf alte Praxis verweisen könnte man noch fortsetzen. Aber man sieht deutlich nicht nur die Unterschiede der Teeschulen, sondern erkennt auch eine Reihe von Momenten, die noch ein kleines Schlaglicht auf Rikyû's Praxis werfen. Ich will damit nicht sagen, dass Rikyu im Stil der Enshu-Ryu Tee gemacht hat, aber einiges vom alten Stil ist dort noch bewahrt.
PS:
Kobori Sôjitsu macht einen wirklich schönen und würdigen Tee. Wenn der Film auf Youtube abgelaufen ist, wird auf zwei weitere Filmchen verwiesen. Dort kann man dann den Unterschied sehen. Man sieht sofort, wer der echte "Meister" ist. Er ist nicht darauf aus, zu imponieren und den Tee nach außen gerichtet als Schau zu machen. Seine gesamte Energie, sein Ki ist vollkommen nach Innen gezogen und er ist im Zustand des Samadhi. SO SOLLTE Tee sein!
Na, er ist ja auch Iemoto.
CHA ZEN - ICHI MI / Tee und Zen: EIN Geschmack