Die große Trommel Taiko 太鼓, wörtlich eigentlich "fette, dicke Trommel" kam vermutlich aus China nach Japan. Ursprünglich wurden die Trommeln wohl bei schamanistischen Ritualen benutzt, vor allem um den Strumgott Susano herbei zu rufen. Oft wird heute auch im Shintoschrein die Trommel geschlagen, bevor der Priester den Kami anruft, um ein Mitglied der Schreingemeinde vorzustellen.
Vor allem aber: kein Shintofest - kein Matsuri - in Japan ohne die Taiko.
In Wikipedia gibt es ein Bild einer Taiko Gruppe mit einer Trommel mit einem Durchmesser von 2,40 m und einer Länge ebenfalls von 2,4 m.
Obwohl das Schlagen der Trommel durchaus eine athletische Leistung ist, schlagen sehr oft gerade die Frauen die Trommeln. Einer meiner tiefsten Eindrücke der Trommel war am Hi-Matsuri, dem Feuerfest in Kurama in den Bergen bei Kyōto. Die Männer tragen dort in Gruppen von 4 oder 5 Männern riesige aus Holzspänen gebildete Fackeln von einer Länge von mehr als zwei bis drei Metern. Gefolgt werden sie von Trommel schlagenden Frauen. Fast entsteht eine Art Kampf der unterschiedlichen Fackel / Trommel-Gruppen, die aus verschiedenen Richtungen durch den Ort getragen werden und dann am Schrein zusammen treffen. Die Gruppe, die am lautesten schreit und trommelt, hat Vorrang und kann zuerst zum Schrein kommen. Ziel ist es, die Fackeln so lange wie möglich zu tragen, bis sie kurz vor dem Zerbersten am Schrein auf einen Feuerplatz geworfen werden. Als ich das erste Mal in Kurama bei dem Feuerfest war, habe ich regelrecht Angst vor dem Lärm bekommen. Die Menge raste und schrei, die Fackeln barsten und Feuerstücke flogen in die Menge. Und dann der ekstatische Klang der Trommeln. Aber dann entdeckte ich, dass die Menschen absolut friedlich und freundlich waren. Die Feuerwehr sperrte natürlich den Weg der Fackeln und Trommeln sorgfältig ab, aber als ich Anstalten machte, näher an den Weg heran zu gehen, hob ein Feuerwehrmann das Absperrseil und schon ging ich unmittelbar hinter der Fackel her. An einer Wegkreuzung machte die Gruppe eine kurze Erholungspause und man wendete sich freundlich und interessiert zu dem merkwürdigen Gaijin, der da mit der Fackel gewandert war. Nichts mehr von Ekstase: eine absolut freundlliche Stimmung.
Man hat früher gesagt, dass die Grenzen der Gemeinde so weit reichen wie der Klang der Taiko. Kein Wunder also, dass es riesige Trommeln gibt, die auf Wagen durch den Ort gefahren werden und die von kleineren Trommeln begleitet werden.
Der Klang der Taiko ist wie eine Urgewalt und wer sie einmal gehört hat, vergißt den Klang nie wieder. Leider kann man bei uns die Taiko in der Regel nur im Konzertsaal hören und das ist dann schon recht laut. Aber es geht nichts über das Erlebnis, die Taiko in der freien Natur zu hören. Dort versteht man, dass sie "magische Kraft" haben und die Kami herbei rufen können.
Im alten Forum bin ich einmal gefragt worden, ob ich Taiko - Gruppen in Deutschland kenne. Damals musste ich mit Jein antworten.
Inzwischen hatte ich Besuch von Patrizia Sorgenfrei, die eine Taiko Gruppe in Augsburg leitet. Die Homepage:
Hanabi ist die japanische "Feuerblume", das Feuerwerk. Taiko die Trommel. In der Zusammenziehung der beiden Worte wird aus dem harten T ein weiches D, also Hanabi-Daiko. Die Augsburger Gruppe gibt Konzerte und man kann dort regelmäßig an den Übungen teilnehmen. Vielleicht kommen ja einmal die Trommel zu einem Konzert ins Myoshinan? Das weite Tal würde dann zum Konzertsaal.