Sie zitieren in Ihrem Beitrag ja die
norito, die Gebets- oder Reinigungsworte (u.a. die
harae no kotoba) des Shintopriesters. Ich habe eine schöne Seite gefunden, in dem man diesem Gebet lauschen kann unter:
Der Priester zitiert die uralten
harae no kotoba, die Reinigungsworte, die nötig sind um die Menschen zu reinigen, bevor sie das Innere des Schreines betreten und damit in die unmittelbare Nähe des Kami kommen dürfen.
Wir hatten einmal ein schönes Erlebnis mit den harae no kotoba im Schrein in Takachiho, dem Ort an dem sich die Amaterasu, die Sonnengöttin aus Zorn in ihre Höhle zurückgezogen hat. Der Schrein dort ist anders als alle anderen Schreine in Japan - er hat keinen inneren Schrein, der immer, selbst für die Priester verschlossen bleibt. Der Schrein dort ist offen und gewährt einen Durchblick auf den Berghang, der gegenüber einer tiefen Schlucht liegt. Dort oben liegt die Höhle der Amaterasu, also der eigentlich heilige Ort.
Der Priester führte eine Gruppe von japanischen Besucher um diesen Schrein herum, der von einem niedrigen Gatter abgesperrt war. Auf der anderen Seite des Gebäudes steht man direkt vor der Schlucht, unmittelbar der Amaterasu Höhle gegenüber. Gute Gelegenheit, also sofort hinterher. Ich bekam mit, dass er erklärte, dass dort drüben, für Menschen unerreichtbar und von dichtem Bewuchs verborgen, die heilige Höhle liegt. Was tut man da? Natürlich Fotografieren! Als wir den Schrein auf der anderen Seite wieder verlassen hatten, kam der Priester sehr freundlich zu mir und erklärte, dass man eigentlich gereinigt sein muss, wenn man diesen heiligen Raum betritt. Ich war aber vorher nicht gereinigt worden!
Er schlug vor - aber nur, wenn es mit nicht ausmachen würde - mich nachträglich zu reinigen und dann den Schrein noch einmal zu betreten. Also gut. Ich bat aber den Priester darum, ob nicht die anderen Mitglieder meiner Reisegruppe auch mitkommen könnten. "Wenn sie sich der Reinigung unterziehen kein Problem!" Also wurden wir alle mit dem Papierwedel und den
harae no kotoba gereinigt und in den Schrein geführt. Natürlich wollten alle diesen heiligen Ort fotografieren. Etwas verlegen erklärte der Priester, dies sei einer der heiligsten Orte des Shinto und das Fotografieren eigentlich nicht so ganz angebracht. Also ließen wir das diesmal sein.
Aus dem Schrein wieder heraussen hatten wir noch ein sehr freundliches und menschlisches Gespräch mit dem Priester. Er erklärte uns, dass die Priester früher auf den Berghang gegenüber steigen konnten und von oben den Eingang der Amaterasu#Höhle sehen konnten. Vor ein paar Jahren hat aber ein Erdbeben diesen Weg unmöglich gemacht. Der einzige Zugang zur Höhle wäre vom Grund der Schlucht direkt zur Höhle aufzusteigen, aber das ist heiliger Grund, der nicht betreten werden darf. Die Priester wüßten zu gerne, ob die Höhle beim Erdbeben eingestürzt oder noch offen ist. Aber es gibt keine Möglichkeit, das zu prüfen.
Auf besonderen Wunsch reinigte der Priester einige von unserer Reisegruppe nocheinmal.
Freundlich winkend und gute Wünsche rufend verabschiedete er uns schließlich. Ein wirklich beeindruckender Mensch!
Ich habe mit immer wieder versucht auszumalen, was passiert wäre, wenn wir etwas Ähnliches in Mekka getan hätten?!
Eine Bitte noch:
Können Sie hier im Forum etwas mehr zu den
harae no kotoba schreiben? Wäre sehr verdienstvoll!