von sensei » Donnerstag 13. Januar 2011, 10:32
Das ist richtig, Rikyu meint, dass man wabi cha erst dann lernen kann, wenn man das Daisu vollkommen verstanden hat. Das hängt, wie schon richtig vermutet, mit der geheimen Anordnung der Dogu zusammen, die genau nach Yin und Yang - Linien in einem System, das kanewari heißt, geordnet sind.
Das Kanewari System war so geheim, dass es außer Rikyu nur noch sieben anderen Leuten bekannt war. Das war der Gokushin - cha, alles andere war machiya - cha, Tee der Stadtmenschen.
Die hatten eben keine Ahnung vom Kanewari System und haben die Teegeräte so platziert, wie sie eben meinten, das bei den Gokushin-Leuten gesehen zu haben. Aber sie kannten den wahren Grund für die Platzierungen nicht.
Das Kanewari System war dann auch die Grundlage für den wabi cha. Aber nur, wer das eigentliche System beim Daisu verstanden hatte, konnte das Kanewari beim wabi cha nachvollziehen.
Nach Rikyu's Tod hat Hideyoshi verboten, Rikyu's Stil weiter zu pflegen. Das Kanewari - System ist also schlichtweg in Vergessenheit geraten.
Urasenke - Tee beruht rein auf dem Machiya - System. Man ist heute noch stolz darauf, dass man den wabi cha tradiert und nicht den verachteten so genannten Daimyo - Stil. Aber der Daimyo-Stil, etwa vom Daimyo Sekishu aus Nara ist wohl noch näher am Gokushin cha. Gengensai, der Großmeister der Urasenke in der 11. Generation war als Kind Schüler der Sekishu - Ryu und er war es, der erst wieder die Daisu Tenmae in die Urasenke gebracht hat. Er hat die ihm bekannten Daisu-Formen modifiziert nach seiner Philosophie. Dabei müssen "höherrangige" Teegeräte eben auch in komplizierteren Formen behandelt werden.
Darum lernen wir heute zuerst wabi - cha ohne jede Kenntniss des Kanewari und später erst, die sogenannten "geheimen" Formen des Shikaden und sehr viel später und auch erst dann, wenn man Teelehrer werden will, die hoch geheimen Daisu Tenmae wie gyo-no-gyo daisu, shin-no-gyo-daisu, shin-no-shin daisu etc.
Aber unabhängig davon:
Es ist eine Grundsatzentscheidung, ob man nur reinen wabi - cha machen will, oder auch Konnarai üben möchte. Ich denke, als totaler Anfänger - oder auch als bis zum Ende Gegangener genügt einfaches Usucha und Koicha. Früher oder später kommt beim Teeschüler der Wunsch, auch konnarai üben zu können.
In einem Zwei Tatami - Raum kann man (wenn kein Urasenke Lehrer zuschaut :-; ) die Furo - Formen des Konnarai oder des Shikaden schon üben. Aber mit einem Sumi - Ro oder Mukogiri geht das nicht. Man kann in einem solchen Raum die Dogu überhaupt nicht richtig platzieren.
Ob man in einem zwei Tatami Raum Daisu machen will, ist Geschmacksache. Ein Disu ist für einen solchen Raum schon ziemlich mächtig.
Allerdingst hat Rikyu für Hideyoshi im Schloss in Osaka einen zwei - Tatami Raum konzipiert, den Yamazato - Raum.
Yamazato ist ein abgeschiedenes Bergdorf als vollkommener Ausdruck des wabi. Und genau für diesen Raum hat Rikyu das Yamazarto-Daisu entworfen. Das ist ein "normales" Daisu, bei dem die vordere rechte Ecke des oberen Brettes, des Ten-ita abgeschnitten ist. Vermutlich, weil eben diese Ecke dem Gast unangenehm ins Gesicht ragte. So konnte er auch in einem absoluten 2-Tatami-wabi-Raum Daisu tenmae machen.
Wenn man also neu einen Teeraum plant, sollte man an diese Möglichkleiten denken.
CHA ZEN - ICHI MI / Tee und Zen: EIN Geschmack