DER TEEWEG IM MAI

Kirschblüte am Kiyumizu - Tempel in Kyoto


kiniiō to ii
kyō to kurashite,
asukagawa
nagarete hayaki
tsukihi narikeri
Harumichi no Tsuyaki

Wir sprechen von gestern,
leben heute,
und schon ist morgen:
wie der Fluß von Asuka
strömt schnell die Zeit dahin.
Aus dem Konkin wakashu


Mit diesem Gedicht aus dem Kokin Wakashu haben wir das neue Jahr in der Erwartung unserer Japanreise begrüßt und schon ist der Mai gekommen und wir sind wieder aus Japan zurückgekehrt.
Eigentlich ist in Japan der Mai nicht mehr die Zeit der Kirschblüte, aber dennoch klingt für uns die Erinnerung an die Kirschblüte noch nach.

Es ist noch nicht lange her, dass wir aus Japan zurückgekehrt sind, wo wir in der alten Kaiserstadt die Kirschblüte fast rauschhaft erlebt haben. An den berühmten Plätzen für Hanami, der Kirschblütenschau, steht nicht mal der eine oder andere Kirschbaum. Es sind immer hunderte von Bäumen in der vollen Blüte, in allen Farben von reinem Weiß bis zu leuchtendem Rosa. Kleine zarte Blüten, lange Blütenketten, als wären die Weidenbäume plötzlich mit Kirschblüten geschmückt und dicke, leuchtend rosa Blütenbüschel, die förmlich vor Fülle strotzen. Wenn man einmal die Kirschblüte in Japan erlebt hat, dann versteht man, warum die Japaner beim Anblick der ersten, sich zart öffnenden Kirschblüte in Jubel- und Entzückensschreie ausbrechen. Einen kleinen Bericht finden Sie auf unserer Seite im (Teeweg-blog)

Aber wir haben nicht nur die Kirschblüten besichtigt, sondern auch viele Tempel und Gärten, die gerade in dieser Jahreszeit von besonderer Schönheit sind. Im Taizo-In, einem Subtempel des Myoshinji, einem der wichtigsten Zen-Tempel Anlagen mit vielen Untertempeln, haben wir den berühmten Garten voll mit Kirschblüten erlebt.
Es gibt also nicht nur die nüchternen Steingärten, die wir als "Zen - Gärten" kennen. Im Shunkoin, ebenfalls einem Subtempel des Myoshinji konnten wir am Sazen teilnehmen und anschließend den Garten bewundern, der im Stil der Halbinsel Ise mit dem heiligsten Ort des Shinto gestaltet war. Ein Zen-Garten als Erinnerung an den heiligsten Ort des Shinto? Widerspricht sich das nicht? Werden da nicht völlig unzulässig verschiedene Religionen vermischt?
Aber der Roshi erzählte uns, daß der Shunkoin sogar ein geheimer Zufluchtsort für die frühen Christen Japans war. Erkennen kann man das nur an geheimen Hinweisen in der Malerei der Schiebetüren. In einem Raum sind die vier Jahreszeiten gemalt, aber im tiefsten Winter blüht eine Rose, das Zeichen für Weihnachten. Und so finden wir Blumen in allen Jahreszeiten, die dort zur falschen Zeit blühen, die aber an die wichtigen Feste der Christen erinnern. Der Tempel besitzt sogar eine Glocke, die einmal zu einer portugiesischen christlichen Kirche in Japan gehört hatte, die in Protugal gegossen und eigens nach Japan importiert worden war.

Überrascht waren wir, als wir erfuhren, dass es den Mönchen im Myoshinji ausdrücklich verboten war, Teezeremonie zu üben oder gar ein Teehaus im Garten zu bauen. Der vom Kaiser geförderte Daitokuji - Tempel dagegen war geradezu das Zentrum der Teezeremonie. Jeder Tempel dort besaß mindestens ein Teehaus, der Koto-In besteht eigentlich nur aus Teeräumen in unterschiedlichem Stil. Hier galt der Spruch: Tee und Zen - ein Geschmack. Das Shogunat, das den Myoshinji förderte, befand, dass die Teezeremonie zu sehr von den Zen-Übungen ablenken würde. Aber jeder Sub-Tempel im Myoshinji besaß selbstverständlich auch ein Teehaus im Garten, wenn auch nur heimlich. Die Teehäuser sahen von außen einfach nicht aus wie ein übliches Teehaus, und so fragte auch niemand genauer nach. Vermutlich hat jeder gewußt, zu welchem Zweck die merkwürdigen Gebäude im Garten genutzt wurden.

Unser "Teehaus" in Oberrüsselbach ist von außen auch wie ein normales Wohnhaus "getarnt", aber im Inneren ist es eben ein richtiges Teehaus.

Noch voll von den Erlebnissen in Japan möchten wir sie an diesem Sonntag zu einer Schale Tee einladen.

Das Teehaus ist an diesem Sonntag, den 10. Mai für Besucher von 16.00 bis 18.30 Uhr geöffnet.
Um 18.30 Uhr beginnen wir mit der letzten Teezeremonie.
Der Eintritt und die Teilnahme an der Teezeremonie ist frei, aber ein freiwilliger Unkostenbeitrag wird gern angenommen. Eine Anmeldung ist nicht unbedingt erforderlich, wir würden uns aber über eine Voranmeldung freuen.

Alle weiteren Termine entnehmen Sie bitte unserem Terminkalender.
Sondertermine, Unterricht, Vorführungen oder Seminare können wir wie immer gern in Absprache mit Ihnen organisieren.

Ihr Team vom japanischen Teehaus Myoshin An - Dôjô in Oberrüsselbach

Gerhardt Staufenbiel (Teezeremonie Lehrer)
Carolin Höhn - Domin / Geschäftsführung




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