DER TEEWEG IM MÄRZ

LIEBE MITGLIEDER, LIEBE FREUNDE DES TEEWEGES !

Der Dritte Monat ist im Teeweg eine Zwischenzeit. Alles ändert sich und ist im Umbruch begriffen.
Langsam sollten die Tage wärmer werden. Im Teeraum muss man deshalb nicht mehr so viel Wärme erzeugen und legt dünnere Holzkohle in den Ro. Darum kann auch der Wasserkessel kleiner sein und er hängt an einer Kette von der Decke herunter, so wie es in den schlichten Bauernhäusern auf dem Lande üblich war. Wunderbar erfüllt der Duft des Ume-ko, des gekneteten Duftes, der ins Feuer gelegt wird den Raum mit dem Duft der Pflaumenblüten.

hito wa isa
kokoro mo shirazu
furusato wa
hana zo mukashi no
ka ni niokeru
Was im Herzen
eines Menschen vorgeht, weiß ich nicht -
aber am wohlvertrauten Ort
duftet die Pflaumenblüte
wie schon seit alter Zeit so auch jetzt.

Ki no Tsurayuki hatte dieses Waka einst verfasst, als er auf einer Pilgerreise war. Zum Übernachten kam er aus der rauhen Kälte des frühen Monats in die wohlige Wärme eines ihm von früheren Reisen wohlvertrauten Bauernhauses und sein Gastgeber betonte, dass er immer herzlich willkommen sei. Daraufhin brach Tsurayuki den Zweig der Pflaume und überreichte die Blüten zusammen mit dem Gedicht seinem Gastgeber.

Es ist schon so, der Teeraum mit seiner wohligen Wärme und erfüllt vom Duft der Pflaumenblüte ist für uns ein furosato, ein altvertrauter Ort, eine alte und gute Heimat, wenn wir, ermattet von den Wirren unserer Pilgerreise durch das Leben, wieder in die Stille des Teeraumes heimfinden.

Der Teekessel hängt schwebend am der Kette und zeigt uns in seinem Schwanken, dass nichts im Leben beständig ist. Aber die warme Gastfreundschaft im Teeraum bietet immer wieder den wohligen Ort der Rückkehr und Ruhe. Er ist wie eine altvertraute Heimat.

Früher hatten die Mönche auf ihren Pilgerreisen nicht eine Kette, sondern einen 'Jizai' benutzt, um auf ihrem kurzen Halt den Wasserkessel über dem Feuer aufzuhängen. Der Jizai ist ein einfacher Bambusstab mit einem Holzstab in der Mitte, der so konstruiert ist, dass man die Höhe des Wasserkessels über dem Feuer beliebig einstellen konnte. Wörtlich bedeutet Ji-Zai Selbst-Existieren, Aus-sich-selbst-bestimmt-sein. Diese Bezeichnung haben die Mönche wohl gewählt, weil man die Höhe des Wasserkessels beliebig, nicht bestimmt durch irgend eine fremde Vorgabe einstellen konnte. Eine Aufhängevorrichtung, die sich nicht auf die gegebene Situation anpasst, sondern darauf beharrt, sie selbst zu sein, ist aber auch nicht wirklich selbst-bestimmt. Ein einfacher Bambusstab hat eben eine bestimmte Länge. Er passt nur in einer einzigen Situationen. In allen anderen ist er entweder zu lang oder zu kurz. Wenn er starr darauf besteht, 'er selbst' zu sein, ist er in den meisten Situationen fehl am Platze, weil er nicht passt. Selbst-bestimmt heißt, in der Lage sein, auf die Situation zu hören und sich fügen, dann ist die Harmonie in der gesamten Situation gegeben. Eine Uhr, die steht, zeigt zwar scheinbar zweimal am Tag die richtige Zeit an, aber sie ist trotzdem immer falsch.

Eigentlich kannten die Mönche diesen Namen Jizai aber aus ihren täglichen Sutra - Rezitationen. "KAN JI ZAI BOSATSU!" Der Kanjizai Bosatsu ist der Avalokiteshvare Boddhisattva, der Boddhisattva des Mitgefühls, der "rein aus sich selbst" lebt. Gerade deshalb kann er sich den Anderen in Mitgefühl zuwenden und sie von ihren Leiden Erlösen.
Normalerweise sind wir Menschen leider in unseren Ängsten, in Neid, Missgunst oder Angst gefangen. Dies Gefühle bestimmen unseren Lebensweg. Wir sind nicht mehr frei in unseren Entscheidungen. Vor lauter Blindheit sehen wir die Anderen nicht mehr, weil wir nur noch uns und unsere Probleme sehen. Wir beharren darauf, 'wir selbst' zu sein, aber trotzdem gehen wir immer falsch.
Tsurayuki schreibt in seinem Gedicht: "Was im Herzen eines Menschen vorgeht, weiß ich nicht". Aber an den Handlungen seines Gastgebers und aus der stimmigen Situation fühlte er, dass er 'zuhause' war.

Wenn wir die milde Wärme des Kohlenfeuers im März und den wunderbaren Duft nach den Pflaumenblüten in unser Herz einlassen, dann finden wir vielleicht in der Stille des Teeraumes unseren Furozaki, unsere Heimat und kommen zu uns Selbst. Wir können loslassen und ohne Eigensinn, ganz wir selbst, mit den Anderen eine Schale Tee teilen.

Termine des Teeweges im März

März 2005:
So. 06.03.2005:
14.30 Uhr
Chado-Vorführung, Teilnahme nach Voranmeldung möglich
Fr. 11.03.2005 -
So. 13.03.2005:
Teeweg-Unterricht
Sa. 12.03.2005: 10.00 bis 16.00 Uhr: Kaiseki 19.30 Uhr Vorführung im Great Wall, Nordostpark
Tischreservierung erbeten
Fr. 11.03.
bis Mo 14.03.
Filmaufnahmen im Teehaus von der Filmhochschule Touluse/ Fr
So. 13.03.2005:
14.00 - 17.00 Uhr
Chado-Vorführung, Teilnahme nach Voranmeldung möglich
Fr. 25.03.2005 -
So. 27.03.2005:
Teeweg Unterricht
Fr. 25.03.2005:
20.00 Uhr
Chiba Girls High School Orchester aus Japan
Meistersingerhalle-Eintritt FREI
Freikarten können über den Jikishin Chadokai bestellt werden
Sa. 26.03.2005:
ab 12.00 Uhr
CHABANA - Seminar, später Teeweg Unterricht
So. 27.03.2005:
14.00 bis 17.00 Uhr
Chado - Vorführung Teilnahme nach Voranmeldung möglich

Vorausschau April:
  • Wir freuen uns, dass wir zusammen mit der Wirtschaftsschule Ansbach einen ganzen Vormittag mit Japanischer Kunst und japanischen Übungswegen gestalten dürfen.
  • In Fürth ist ein Kirschblütenfest geplant, an dem wir und befreundete Vereine teilnehmen werden.
  • Bei einer großen Teevorführung in Rom werden Vorstandsmitglieder unseres Vereines mitwirken.

Wir wünschen allen einen heiteren und März, einen guten Abschied vom Winter und einen erfreuliches Frühjahr mit der wiederkehrenden Wärme und dem Duft der ersten Blüten

Gerhardt Staufenbiel, Jörg Eberle, Carolin Höhn-Domin

und der TEEWEG.DE


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