DER TEEWEG IM NOVEMBER
Bereits das 'Alphabet' der Japaner, das Iroha ist als ein Gedicht geordnet, in dem jede Silbe des 50 - Silben Systems genau einmal vorkommt. Auch diese Iroha spricht vom Übergang aus der Welt der Leidenschaften in die reine kühle Welt der Erleuchtung:
Wir haben viele Tempel besucht und auf Flohmärkten eingekauft. Wir haben die Teeplantage Koyamaen besucht und die beeindruckende neue Fabrikations - Anlage besichtigt, in der unter klinisch reinen Bedingungen mit ständiger Qualitätskontrolle der Tee verarbeitet wird. Wir haben mit den alten Freunden von der Urasenke im Midorikai dem Teeunterricht beigewohnt und sogar einen alten Freund aus Bulgarien, der bei der Urasenke ein Stipendium bekommen hat wieder getroffen. Einen besonders tiefen Eindruck hat der Besuch im Familienschrein der Sen - Familie, dem geistigen Zentrum der Urasenke hinterlassen. Mitten im Komplex der für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen historischen Räume liegt der Rikyû-Dô, der Ahnenschrein für Sen no Rikyû, dem Urahn der Familie und des Teeweges, so wie wir ihn pflegen. Verborgen hinter halb geschlossenen Papierfenstern kann man die Standfigur Rikyû's erahnen, die einst im Sanmon - dem großen Tor des Daitokuji gestanden hatte. In seinen letzten Tagen war Rikyû umgeben von einem Gewirr von Lügen, Intrigen und Machtkämpfen. Niemand konnte mehr erkennen, wo Recht und Unrecht, wo Lüge und Wahrheit lagen. Hidêyoshi, der Machthaber und Rikyû's Herr erteilte ihm Hausarrest auf seinem Grundstück in Sakai, heute ein Ortsteil von Osaka. Traurig trat Rikyû seine letzte Reise an. In einem Brief an Shiba Kemmotsu, einem seiner Schüler schrieb Rikyû:
An Shiba Kemmotsu, ehrfurchtsvolle Grüße. Als ich Ihr Gedicht las, brach ich in Tränen aus.
Im Hintergrund des Rikyû-Dô befindet sich ein kleiner Teeraum. Dort bereitet der Großmeister der Urasenke am letzten Abend des alten Jahres Tee für die Familie und als Opfer für Rikyû. Sorgfältig wird dann das Holzkohlenfeuer abgedeckt, damit die Glut nicht völlig erlöscht. Am Neujahrsmorgen wird diese Glut neu entfacht und der erste Tee des neuen Jahres bereitet. Diese Zeremonie ist ein Zeichen, dass der Geist des Tee weiterlebt, trotz aller Widrigkeiten und aller schweren Zeiten. So freuen wir uns, in diesem Monat eine ganze Reihe von Gästen empfangen zu dürfen, denen wir einen Nachmittag lang, ja manchmal sogar für zwei ganze Tage den Geist des Teeweges näher bringen können. Wir werden gemeinsam ein kleines Kaiseki kochen, das Holzkohlenfeuer anzünden, den Duft des Weihrauches genießen und den Tee zubereiten. Wir wollen auch zum Jahresende Sie und Ihre Gäste einladen, die Stille und Wärme des Teeraumes, das Sieden des Teekessels, der klingt wie der Wind in den Kiefern, und den Duft des Tee gemeinsam mit uns zu genießen.
Anmeldung per Email Der Teeweg in Nürnberg / Oberrüsselbach Gerhardt Staufenbiel, Carolin Höhn-Domin, Jörg Eberle
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